Pete Yorn - Arranging time

Capitol / Universal
VÖ: 11.03.2016
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Soundtrack einer Krise
So richtig hat man gar nicht mitbekommen, dass auch Pete Yorn gealtert ist. Obwohl er mit fünf Alben und einigen Film-Soundtracks eine mittlerweile fast 15 Jahre währende Karriere und manche Glanzpunkte vorweisen kann, ist er in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer der wuschelköpfige Newcomer, dessen große Zeit erst noch zu kommen scheint. Fakt ist aber: Der Zahnarztsohn aus New Jersey hat inzwischen 41 Jahre auf dem Tacho und auch in Sachen Karriere den Frühling längst hinter sich gelassen. Auf seinem sechsten Solo-Album "Arranging time" beschäftigt sich Yorn ausdrücklich mit dem Älterwerden und klingt dabei schwer nach Midlife Crisis.
Das drückt sich nicht nur in den Texten aus, die oft von den guten alten Zeiten handeln, sondern auch im Klangbild: Die meisten der zwölf Songs sind von einer raumgreifenden Trägheit geprägt. In den wenigen guten Momenten der Platte, etwa in "Halifax" oder "Lost weekend", entsteht daraus schwelgerischer Pop. In schlechten dagegen kommt große Langeweile auf. Und von diesen Momenten gibt es leider einige: "I'm the one" entwirft mutlosen Radio-Kitsch vom Reißbrett, bei dem jeder weitere Takt vorhersehbar ist. Noch ärgerlicher wirkt die Uninspiriertheit von "In your head", mit dem Yorn sich für einen Auftritt im ARD-Morgenmagazin empfiehlt. "Screaming at the setting sun" ist nicht weniger als ein Totalausfall. Und mit "This fire" schleppt sich die bislang schwächste Yorn-Platte erschöpft ins Ziel.
Dabei standen die Zeichen für ein weiteres tolles Werk gut: Extra für dieses Album hat Yorn sich wieder mit Produzent, Komponist und Multi-Instrumentalist R. Walt Vincent zusammengetan, der sich schon auf dem starken Debüt "musicforthemorningafter" und dem nicht weniger tollen "Day I forgot" als kongenialer Partner erwiesen hatte. Diesmal aber fruchtet die Kooperation nicht wie gewohnt. Bei aller Sympathie: "Arranging time" klingt in seiner Gesamtheit wie ein liebloser Schnellschuss eines müden und satten Ex-Rockstars. Hoffentlich überwindet Yorn diese Müdigkeit bald. 41 ist doch kein Alter für einen wie ihn.
Highlights
- Halifax
- Lost weekend
Tracklist
- Summer was a day
- Lost weekend
- Halifax
- In your head
- She was weird
- I'm not the one
- Shopping mall
- Roses
- Screaming at the setting sun
- Walking up
- Tomorrow
- This fire
Gesamtspielzeit: 38:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Max der Musikliebhaber Postings: 124 Registriert seit 13.07.2018 |
2022-06-02 01:36:20 Uhr
Es ist festzustellen, dass es nur wenige Rezensionen gibt, die mit dieser Platte so hart ins Gericht gehen. Vielleicht ist sie weder Geniestreich noch Teufelswerk bzw. “liebloser Schnellschuss”, sondern irgendwas dazwischen. Schon allein weil es der Künstler mit seinem Wirken hier in die legendäre “Hall of Platten der Woche” geschafft hat, interessiert es mich, was das Plattentests-Komitee wohl zu “Caretakers” gesagt hätte, das 2019 das Licht der Welt erblickt hat. Jedenfalls schön, dass Yorn die Lust am Musizieren nicht abhandenkommt und er mit seinem in Kürze erscheinenden Album “Hawaii” (voraussichtlicher Geburtstermin ist der 17.06.2022) mal wieder was von sich hören lässt. |
seno Postings: 3659 Registriert seit 10.06.2013 |
2016-03-10 12:15:17 Uhr
Zum Thema: Musicforthemorningafter ist wirklich ein großartiges Album, dass ich auch heute noch gerne höre. Das wirkte damals alles irgendwie so lässig hingerotzt und unverkrampft. "Day I Forgot" und "Nightcrawler" haben auch noch einige schöne Songs, danach wurde es aber irgendwie egaler. Werde aber trotzdem mal in die Neue reinhören. |
@armin |
2016-03-10 11:55:48 Uhr
Lieber Armin,es wird Frühling. Geh mal raus. Fang was mit deinem Leben an. Lehre, Job, Liebe, Sport, etc. Es gibt viel zu entdecken da draußen! Leb' dein Leben und häng nicht dauernd hier rum. You can do it! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28275 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-03-08 21:33:01 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
Johnny Utah |
2016-01-13 23:05:23 Uhr
Musicforthemorningafter war großartig. Strange Condition ist für mich eine Art Blaupause für radiotaugliche, aber trotzdem gute Alternativ-Mucke. Lange nicht gehört, werde der Neuen mal eine Chance geben. |
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