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Utro - Solnze / The sun

Utro- Solnze / The sun

Talitres / Rough Trade
VÖ: 22.01.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Rauschweltmeister auf Kurzstrecke

Vladislav Parshin ist nun nicht der große Selbstinszenierer. Steht er auf der Bühne, sieht man oft nur am klappenden Unterkiefer, dass er nicht zu einer Salzsäule erstarrt ist. Wenn es dann doch mit ihm durchgeht, ist Präsenz eine saubere Variante von Aggressionsabbau. In Interviews gibt er sich schmallippig mit Tendenzen zur Stummheit. Aktuelle Musik ist nicht seine Welt. Er mag die russischen Landsmänner von Kino, die, wie David Hasselhoff im Westen den Mauerfall, ein paar Kilometer weiter östlich mit ihrem Sound die Perestroika einläuteten. Der Name seiner anderen Band, Motorama, gefällt ihm nicht mehr. Aber egal. Ist ja nur ein Name.

Der Name seines Nebenprojekts, in lateinischen Lettern Utro, ist auch nur ein Name. Aber im Vergleich zu Motorama hat der russische "Morgen", so die Übersetzung, andere Charakterzüge. Parshin muss nicht auf das Gefühlsregungen westlicher Reporter und Festivalbesucher Rücksicht nehmen, denn: Das Nebenprojekt mitsamt der neuen Platte "Solnze / The sun" sind streng russisch angelegt. Dass es überhaupt lateinische Buchstaben für Rezensenten gibt, deren einzige Russischkenntnisse auf die Zeit in der internationalen A-Jugend-Fußballmannschaft zurückgehen, hat möglicherweise das Label veranlasst. Parshin wäre das egal.

Während bei Motorama britische New-Wave-Wogen seicht an der Schwarzmeerküste durch den Sand rauschen, ist Utro Taiga und Sibirien. Parshin schreit sich in "Torture" alles das aus dem Leib, was ihn anfeindet und bedrängt. Auf der anderen Seite verklärt er den Minimal-Sound aus Synthie, Drums und Bass zu einem indigenen Ressort ländlicher Folklore. Seine Stimme zittert unter dem weiten Land und den begrenzten Möglichkeiten. Ein Zungenschlag zwischen Mystifizierung und Klage. Zu abgeklärt für Punk, zu schroff und unnahbar für alles, was danach kam.

"Solnze / The sun" als Mini-Album zu betiteln, ist gewagt. Knapp 18 Minuten dauert das brachiale Kleinst-Szenario. Doch in sich ist die Platte hinter dem Cover eines längst verglühten Sterns so stimmig, dass jeder weitere Akkord die Geradlinigkeit aushebeln würde. Ein Vollrausch auf der 50-Meter-Bahn. Davon lebt Parshins Sound. "The sun", "Squalid people" und "Bane" kommen mit einer derart stringenten Eleganz daher, dass man sich den Ausbruch in "Torture" entgegensehnt. "The sun" umgibt ein Geheimnis, das selbst nach dem x-ten Durchgang nicht gelüftet wird. Wer Parshin danach fragt, würde eine ähnlich knappe als auch ehrliche Antwort erhalten, wie ein griechischer Blogger vor einiger Zeit. Wie er seinen Sound in drei Worten beschreibt? Music from Rostow.

(Bastian Sünkel)

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Highlights

  • The sun
  • Torture

Tracklist

  1. The sun
  2. Squalid people
  3. Bane
  4. The seraph flies
  5. Torture
  6. Poisonous berries

Gesamtspielzeit: 17:35 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Hector

Postings: 1

Registriert seit 15.03.2016

2016-03-15 11:10:11 Uhr
Ich finde das Album klasse. Aus dem gleichen Dunstkreis - ebenfalls Russen - sind Bergen Kremer! :)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27172

Registriert seit 08.01.2012

2016-03-08 21:32:49 Uhr
Frisch rezensiert!

Meinungen?

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