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Bosse - Engtanz

Bosse- Engtanz

Vertigo / Universal
VÖ: 12.02.2016

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schwierige Nummer

Das schwierige sechste Album. Moment mal: Das schwierige sechste? Während viele Künstler schon nach dem gehypten Debüt mit den Erwartungshaltungen ringen, hat sich diese Herausfordung bei Axel Bosse ein wenig nach hinten verschoben. Beweisen muss der Mann, der so ein bisschen aus dem Windschatten in die Arenen des Landes einfiel, spätestens seit seiner gefeierten "Kraniche"-Tour niemandem mehr etwas. Seine Beobachtungen und Geschichten jedoch, die will der Sänger nach wie vor erzählen. Bodenständig, direkt, oft herzerwärmend und dazu nur selten mal peinlich –so könnte man Bosses lyrisches Werk umreißen. Um zu den Erwartungen zurückzukehren: Der Braunschweiger hatte kein Problem damit, zuzugeben, dass er sich dieses Mal ein wenig schwer tat bei der Suche nach erzählenswürdigen Dingen.

"Engtanz" lautet schließlich die Metapher, unter der die elf neuen Songs sich dem übergeordneten Thema "Erwachsensein" nähern. Im Zentum steht mehr der Zustand, weniger der Prozess der Adoleszenz. Es sind Empfindungen, die sich nähren aus den Zweifeln, ob man am richtigen Etappenziel angekommen ist. Schnell wird klar, dass man als Mittdreißger schnell der Desorientierung erliegen kann, wenn im tollen "Außerhalb der Zeit" bereits vom "Niemandsland" die Rede ist. Das Stück hat vieles, was Bosse ausmacht, was seine Songs vom deutschpoppigen Radio-Einheitsbrei abheben kann. "Kann" wohlbemerkt. Denn immer klappt das auf "Engtanz" leider nicht. Was inhaltlich noch auf "Kraniche" zwar etwas kitschig, aber dennoch frisch und bewegend war, nervt nunmehr an etlichen Stellen: Da wäre die erste Auskopplung "Steine", die zwar nachfühlbar in zwischenmenschlicher Disharmonie badet, die obligatorischen Vergleiche mit Steinen und Geröll aber überstrapaziert.

Da wären abgekaute Zeilen wie "In meiner Großbaustelle / Legst Du Dynamit" in "Dein Hurra", angereichert mit nervtötendem "Hey Hey!"-Chor. Da wären sprachlich wenig schöne Vergleiche wie "Das Glück ist schnell wie Aubameyang" aus dem kaum Licht spendenden Stück "Nachttischlampe". Nach einem kurzen Seufzen will man dem guten Bosse am liebsten flüstern: Mann Mann, Du kannst das doch besser! Die Lust auf Experimente immerhin kann man dem Künstler nicht absprechen. Auch wenn die Idee, einen Track mit Jedermanns Darling Casper aufzunehmen, sicher nicht die innovativste ist. Ähnlich wie der Song "Krumme Symphonie", der durch Caspers gewohnt fette Beat-Mixtur aus Indie und HipHop zwar mächtig Dampf macht, aber weder durch eine nachhaltige Melodie noch durch eine besondere Textidee punktet.

In "Mordor" erzählt Bosse von Aufbruch und Abschied, davor ist man bekanntlich auch jenseits der 30 Lenze nicht gefeit. Immerhin mit feinem Rhythmus und guter Melodie – ein kleiner Weckruf für diese mit allerlei Streichern, Keyboardflächen und Chören zwar opulent instrumentierte, aber dennoch recht verschlafene Platte. Die man mit gutem Willen noch "durchschnittlich" nennen kann, die aber viele Chancen vergibt. Die sich vehement bemüht, aber es auch mit intimen "Blicken" einfach nicht in die Nähe des Hörers, geschweige denn bis zum versprochenen Körper- und Seelenkontakt schafft. Aber wenn Bosse in "Insel" samt wuchtigem Bläser-Finale zu dem Schluss "Ich suche immer noch" kommt, hoffen wir inständig auf ein Wiedersehen – zu einem späteren Zeitpunkt des Erwachsenseins. Für den Moment war der "Engtanz" wohl eine zu schwierige Nummer.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Außerhalb der Zeit
  • Mordor
  • Insel

Tracklist

  1. Außerhalb der Zeit
  2. Dein Hurra
  3. Steine
  4. Nachttischlampe
  5. Krumme Symphonie
  6. Mordor
  7. Immer so lieben
  8. Wir nehmen uns mit
  9. Blicke
  10. Insel
  11. Ahoi Ade

Gesamtspielzeit: 42:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

jo

Postings: 5658

Registriert seit 13.06.2013

2016-03-04 17:57:39 Uhr
Von der Instrumentierung (und vom Songwriting) her ist "Engtanz" ja auch am ehesten mit dem Vorgänger vergleichbar, bloß fand ich da die meisten Songs und Texte einfach besser. ;)

"Engtanz" ist von der Instrumentierung et cetera her auch sehr mit "Taxi" vergleichbar, sogar mehr als mit dem Vorgänger. Das finde ich ganz gut.

Davon abgesehen sehe ich das natürlich auch alles als Geschmackssache an (ob man jetzt beispielsweise das "Hey, hey, hey" aus "Dein Hurra" nerviger als das dauernde "So" aus "So oder so" findet).
Flüchtilant
2016-02-23 13:06:49 Uhr
*antanz*
Axel Bosse
2016-02-23 13:04:59 Uhr
Uuuund Berlin war wie New York... ein meilenweit(!) entfernter Ort...

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2016-02-23 11:29:12 Uhr
Von der Instrumentierung (und vom Songwriting) her ist "Engtanz" ja auch am ehesten mit dem Vorgänger vergleichbar, bloß fand ich da die meisten Songs und Texte einfach besser. ;)

jo

Postings: 5658

Registriert seit 13.06.2013

2016-02-22 17:08:19 Uhr
Hab' das Album ziemlich oft gehört, wurde sogar langweiliger mit jedem Durchgang... :/

So ging's mir eher mit "Kraniche".

Ist aufgrund unterschiedlicher Autoren wohl eher unmöglich. ;)

Ach, wirklich? ;)

Ist eben ein Manko des Bewertungssystems, aber ne kleine Einordnung bezüglich des "Künstlers" hätte ja auch gereicht. So war es eben nur ein kleiner Vergleich zum Vorgänger.
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