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The Prettiots - Funs cool

The Prettiots- Funs cool

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 05.02.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Mädchen, Spaß & true colors

Girls, zumindest solche wie Cyndi Lauper, wollen nur Spaß. Den allergrößten haben derzeit The Prettiots auf "Funs cool". Diese Girls musizieren scheinbar sorgenbefreit auf Ukulele und Instrumenten, die wie Spielzeug klingen. Nur um dann mit E-Gitarre hineinzugrätschen, die wie ein Skalpell den lieben Teddybären aushöhlt. Simple Melodien zu teuflischen, kopfverdrehten Songtexten. Die reichern sie mit wunderbarem Unsinn an, zitieren Populärkultur wie TV-Serien und kommentieren alles gewollt doof. Ob Feminismus, Liebe, Gefühlsduseleien – The Prettiots wissen über alles Bescheid. Und das nicht einfach bloß harmlos witzelnd. Sie sind bitterböse, sarkastisch und tun weh. Sie haben diese leicht psychotischen Züge der Harley Quinn, dem weiblichen Pendant zum Joker.

Nur einen Kuss wolle Kay Kasparhauser von Kinski. Der sei ihr Mann und sie sein Baby. Ein Kuss reiche aus, und sie werde zum Psycho. Aber bevor es soweit kommt, serviert sie drakonisch die Liste der verflossenen Freunde in "Boys (that I dated in highschool)" ab. Der eine: zwar DJ, aber nur gut im Texten von netten SMS. Der andere: zwar schmuck anzusehen, aber ein Kiffer, Langweiler und unbrauchbarer Skater. Kasparhauser rechnet ab. Und ließ in einem Interview verlautbaren, hier mit Realnamen zu hantieren. Wobei der Herzbube Elliot Stabler gleichen müsse, dem auch ein Song gewidmet wurde. Der Officer beim Krimi-TV "Law & order" sei eben geradlinig, lösungsorientiert, konservativ bei Familienwerten und könne auch Tattoos wertschätzen. Ein Traumtyp.

Das ist alles Firlefanz. The Prettiots sind so sehr Hipster, wie sie es nicht sein wollen. Das wissen sie. Damit scharwenzeln sie. Schon die Anti-Ästhetik ihrer Sozialen Netzwerke besteht aus getragenen Zahnspangen und vermeintlich spontanen Fotographien auf dem Lokus. Die New Yorkerinnen spielen mit dem Image, wie mit dem Anti- oder Post- oder Neo-Feminismus einer Lena-Dunham-Kohorte. Selbst der Suizid bleibt nicht verschont oder die Hotline, in der Gefährdeten geholfen wird: "I see a good shrink and hate dream boys / I'm not fine but I'll be okay / I probably won't kill myself today". Dabei klingt "Suicide hotline" wie "Dreamboy" nach gut gelauntem Surfer-Rock.

Diese Kontraste können auch Amanda Palmer oder The Magnetic Fields, die zumindest Wegbereiter von The Prettiots sind. Doch die stärksten Momente hat "Funs cool", wenn der ironische Vorhang fällt. "Skulls" ist der erste Seilzug dorthin. Im Original ein Stück von Misfits aus der Periode, in der Glenn Danzig noch nicht peinlich war. The Prettiots spielen "Skulls" als eine Art Kindergospel aus Zuckerwatte. "I want your skulls / I need your skulls" klingt gleich einer Verführung und Weltweisheit. Der ganze Coming-Of-Age-Quatsch wird persifliert, indem eine der wichtigsten Punkbands aller Zeiten so harmlos daherkommen wie der äußere Schein von Patrick Bateman in "American psycho". "Always" ist der freie Bühnenblick: The Prettiots sind gebrochen. Sie dissen aus Gründen der Selbstverteidigung. Sie sind die coolen, spaßigen, prolligen Girls, die man wirklich nur als Freunde kennen möchte. Ihre wahren Farben (wieder Lauper) sind doch mehr als schwarz und weiß.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Boys (that I dated in highschool)
  • Skulls
  • Stabler

Tracklist

  1. 18 wheeler
  2. Boys (that I dated in high school)
  3. Hope yr happy
  4. Move to L.A.
  5. Dreamboy
  6. Suicide hotline
  7. Kiss me Kinski
  8. Skulls
  9. Stabler
  10. Anyways ...
  11. Me and little Andy
  12. 10/10 would chill again

Gesamtspielzeit: 33:06 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-02-10 22:25:14 Uhr
Frisch rezensiert!

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