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Wild Nothing - Life of pause

Wild Nothing- Life of pause

Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 19.02.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Verdrängungskunst

Von Chillwave bis New Wave, von Indie-Rock über Indie-Pop zum Dream-Pop, hier ein paar Synthies, da eine Twang-Gitarre, dort der Gesang im Hintergrund, im nächsten Moment wieder ganz klar und deutlich. Jack Tatum, Kopf von Wild Nothing, hat schon viel ausprobiert in seiner jungen Karriere. Stillstand ist ein Fremdwort für den Mann aus Virginia, und dass man ihn dennoch ganz gern in eine bestimmte Schublade stecken möchte, passt ihm gar nicht. Zwei Alben und zwei EPs hat der Gute mit seinen Kollegen bisher veröffentlicht und dabei stets versucht, das genrespezifische Denken seiner Hörer zu verdrängen. Satte vier Jahre sind seit der Veröffentlichung des wunderbaren Zweitlings "Nocturne" vergangen, das dritte Werk "Life of pause" steht nun in den Startlöchern. Und hier verdrängt Tatum einfach mal sich selbst.

Gemeinsam mit Produzent Thom Monahan, der in der Vergangenheit bereits mit Devendra Banhart und Vetiver zusammengearbeitet hat – also mit zwei weiteren Acts, die sich nicht festnageln lassen wollen –, schuf der 27-Jährige ein Album, das komplett für sich selbst stehen soll. Elf Songs an der Zahl, jeder ein Einzelstück, und dennoch ist das Gesamtbild ein klareres und natürlicheres, als es bisher bei Wild Nothing der Fall gewesen ist. Dass Tatum während der Aufnahmen Gefallen an Philly-Soul gefunden hat, hört man "Life of pause" ebenso an wie die Tatsache, dass Unknown Mortal Orchestras Bassist Jake Portait beim Abmischen aushalf. Und siehe da: Nur wenig erinnert hier an den melancholischen Regentag am Strand, den "Nocturne" einst noch beschallte. Da wären etwa das schwermütige "Alien", dem man mit viel Fantasie sogar eine Art Meeresrauschen anhören kann, oder auch der leicht kitschige Achtzigerjahre-R'n'B von "A woman's wisdom", die beide auf ihre Art die Brücke zu Wild Nothings bisherigen Output schlagen.

Ansonsten entdecken Tatum und Co. mehr denn je ihre tanzbare Seite. Die Tatsache, dass die Songs hier besser aufeinander abgestimmt sind, sorgt auch für fließende Körperbewegungen. Nicht aber immer eng umschlungen mit dem Partner: Zum elektrisch aufgeladenen und für Wild Nothing fast schon untypisch energetischen "To know you" schüttelt es sich am besten alleine, zum vollkommen aus der Reihe geratenen Opener "Reichpop" hingegen hervorragend in der Gruppe, zum zuckrig-süßen "Japanese Alice" gern mit Leuten, die The Pains Of Being Pure At Heart ebenso sehr mögen wie man selbst. Dirty Dancing mit dem oder der Liebsten bietet sich auf "Life of pause" aber natürlich dennoch an. Im sinnlich-swingenden "Adore" dürfen jedenfalls nicht nur die einzelnen instrumentalen Komponenten ineinander verschmelzen, wohingegen das Hüftzucken in "Lady blue" wohl sogar noch etwas poppiger ausfallen dürfte.

Zwei ihrer bisher besten Songs sparen sich Wild Nothing jedoch für die Zielgeraden auf. Der wehmütige Liebeskummer-Soul von "Whenever I" trägt ganz klar Portraits Handschrift, der damit auch schon die Basstöne auf Unknown Mortal Orchestras letztem Album "Multi-love" verfeinern konnte. Das größte Highlight von "Life of pause" ist aber die fast versteckt platzierte New-Wave-Pop-Hymne "TV queen" mit zarten Disco-Anleihen und dezent arbeitender Bläsersektion, in der Tatum einmal mehr alles um sich herum verdrängt: Jede Erwartungshaltung an ihn und seine Band, jede Schublade, ja, sogar die Außenwelt. "I got so lost trying to know you / Trying to touch you / Trying to", singt er, und es bleibt zum Glück der einzige gescheiterte Versuch auf "Life of pause" – aber sicher nicht die einzige Versuchung.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Lady blue
  • Japanese Alice
  • TV queen
  • Whenever I

Tracklist

  1. Reichpop
  2. Lady blue
  3. A woman's wisdom
  4. Japanese Alice
  5. Life of pause
  6. Alien
  7. To know you
  8. Adore
  9. TV queen
  10. Whenever I
  11. Love underneath my thumb

Gesamtspielzeit: 49:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

mariobava

Postings: 105

Registriert seit 07.10.2015

2017-01-12 13:07:04 Uhr
Tolles Album!!!!!
blaalb
2016-02-16 16:43:31 Uhr
immer wenn ich wild nothing lese denke ich an cloud nothings...

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2016-02-13 02:21:40 Uhr
Das letzte Album war super, auch wenn es bei mir erst ein Jahr später gezündet hat. Ich freu mich jedenfalls drauf und hoffe, dass es dann diesmal schneller geht. Der Frühling kann kommen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-02-12 20:02:49 Uhr
Wild Nothing kommt im Juni mit Band auf Tour
Als Jack Tatum mit der Arbeit an seinem dritten Album begann, schwebte ihm nichts Geringeres vor, als eine neue Welt zu erschaffen. Sie sollte so detailreich, mehrdimensional und strukturiert sein, dass der Zuhörer hineinschlüpfen kann, sie erforschen und bewohnen. Um dieses Ziel zu erreichen, spielte der junge Mann, dessen musikalisches Projekt unter dem Namen Wild Nothing läuft, erstmals bei einer Studioproduktion nicht nahezu alle Instrumente selbst ein. Stattdessen arbeitete er mit Schlagzeuger, Saxofonistin und sogar einem Gitarristen, um die gewünschte Klangwelt zu erschaffen. Mit „Life Of Pause“ landet das Projekt mitten im Popzirkus: Euphorisch-mitreißende Melodien treffen auf epische Arrangements, und es ist unmöglich sich für einen Lieblingssong zu entscheiden, wenn diese Platte so viele davon bietet. Die Stilvielfalt ist stupend und reicht von polyrhythmischen, hypnotischen Strukturen über süße Popsounds bis hin zu hypnotischem R’n’B. Eine ganze Welt voller Musik eben. Die neuen Stücke markieren einen entscheidenden Schritt in der musikalischen Entwicklung von Wild Nothing. Vom Ein-Mann-Projekt hatte sich Tatum schon gelöst, als er eine Band zusammenstellte, mit der er auf Tour ging. Von einer Grauzone sprach er da einmal im Interview, von fünf individuellen Interpretationen und Versionen seiner Songs auf der Bühne. Jetzt schafft er etwas ganz Neues, Verwegenes: „Ich habe mir selbst erlaubt, jeden Weg zu gehen, alles auszuprobieren und Risiken einzugehen, selbst wenn es am Ende zu nichts geführt hat. Aber Songs sind Songs, für die man alles tun muss. Mit jeder meiner Platten will ich bessere Lieder schreiben. Diese Platte klingt nach mir, nur neu.“ Im Juni kommt Wild Nothing mit seiner Band auf Tour.

22.06.2016 Hamburg - Knust
23.06.2016 Berlin - Lido

Präsentiert wird die Tour von intro, ByteFM, Bedroomdisco und WhiteTapes.

Tickets gibt es für 16 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.

Mehr Infos und Musik unter wildnothingmusic.com, facebook.com/wildnothing, twitter.com/wildnothing, instagram.com/wildnothingband und soundcloud.com/wildnothing.

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2016-02-11 08:20:43 Uhr
finde das auch (erfreulich) hervorragend! ein richtig gutes Album.
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