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Nonkeen - The gamble

Nonkeen- The gamble

R&S / Al!ve
VÖ: 05.02.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nostalgische Reportage

Sommer 1989 in Hamburg: Nils Frahm und Frederic Gmeiner senden Schulreportagen über den Äther, szenisch umrahmt von dem, was heute als Field Recording bezeichnet wird. Das Geschrei auf Pausenhöfen, die tapsigen Schritte auf den Schulgängen – ihre Grundschule als Ort der vielen Klänge. Sebastian Singwald, Austauschschüler der DDR, findet in den beiden Jungs Brüder im Geiste. Eine Fotografie belegt die nostalgischen Wurzeln von Nonkeen. Drei Buben sind darauf zu sehen, versammelt um einen verschlissenen Kassettenrekorder. Der eine spielt Mundharmonika, der andere auf einer Pfeife, der dritte hält das Mikrofon. Sie improvisieren, mischen Kinderlieder mit Radio-Pop.

Singwald muss nach zwei Wochen wieder zurück in den Osten. Man tauscht noch schnell einige Tonbänder, schickt sie sich später hin und her über die Grenzen. Dann fällt die Mauer. Bundesdeutschland sucht nach seinem Selbst, wie es das pubertierende Trio tut, das sich wieder zusammenfindet und eine Band gründet. Konzerte auf Rummelplätzen folgen. Nach einem Bühnenunfall trennen sie sich erneut. Was die Politik damals nicht zuließ, lässt nun irgendeine höhere Macht im Leben nicht zu. Ein Jahrzehnt danach sammeln sich die drei doch wieder in einem Berliner Keller. Als führe kein Weg daran vorbei. Sie hören die alten Kassetten, spielen aus dem Stegreif lange Stücke auf einen Rekorder und sampeln alles zusammen. Acht Jahre sporadischer Aufnahmen ergaben das instrumentale "The gamble".

Frahm spielt gewohnt minimalistisch auf Piano und Synthesizer. Er ist überzeugter Improvisator. Denn Musik versteht er nicht als Wort- oder Tonfolge, sondern im Klang, der höchstens noch nachbearbeitet werden darf. "The gamble" klingt daher auch größer, als es eigentlich ist. Frams Synthesizer in "The invention mother" wurden übereinander kopiert, bis sie kräftig wie eine Orgel sind. Singwald fächert die Basstöne in "Saddest continent on Earth" ein, das wie die anderen Songs nur ein Schimmern ist. Temporeicher sind die Percussions von Andrea Belfi in "Ceramic people" und "Chasing God through Palmyra". Beide sind wie ein von nicht-elektronischen Instrumenten eingespielter Dubstep. "Re: turn!" könnte Soundtrack für einen traurigen Sci-Fi-Film von Duncan Jones sein.

Leider driften die Stücke häufig in wenig interessante, austauschbare Ambient-Musik ab. "Animal farm" ist aufgrund seines Rhythmus' wie ein ermüdender, elektronischer Hypnoseversuch. In "Capstan" dröhnt nur alle zehn Sekunden ein melodischer Ton. Die Synthies stöhnen auf "The gamble". Die Kassettenaufnahme knistert warm. Die Improvisationen führen aber zu keinem Ergebnis, sind leider nur aneinandergereihte Passagen. Oder eine aus Nostalgie entstandene Reportage der eigenen Entstehungsgeschichte.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • The invention mother
  • Re: turn!

Tracklist

  1. The invention mother
  2. Saddest continent on Earth
  3. Ceramic people
  4. Animal farm
  5. This beautiful mess
  6. Capstan
  7. Chasing God through Palmyra
  8. Pink flirt
  9. Re: turn!

Gesamtspielzeit: 42:34 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-01-27 21:13:54 Uhr
Frisch rezensiert!

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