Yorkston/Thorne/Khan - Everything sacred

Domino / GoodToGo
VÖ: 15.01.2016
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Zum Scheitern zu interessant
Die Geschichte der Entstehung dieses Albums geht auf ein beliebig wirkendes Zusammentreffen in 2013 zurück. Auf einem Musikfestival in Edinburgh bereitete sich der schottische Folk-Barde James Yorkston auf sein abendliches Konzert vor. Wahrscheinlich gurgelte er Scotch und klimperte verträumt auf seiner akustischen Gitarre, als Suhail Yusuf Khan vorbei stolperte. Man kam ins Gespräch, redete über Musik, die Welt; Weltmusik. Khan stammt aus einer Musikerfamilie, die für ihr ausgezeichnetes Spiel der Sarangi berühmt ist. Auch er beherrscht dieses indische Streichinstrument. Kurzerhand waren beide derart voneinander angetan, dass Yorkston den neu gewonnenen Kumpanen mit auf die Bühne nahm, ohne dass zuvor irgendetwas geprobt wurde. Diese Improvisation gefiel den beiden, wie es dem Publikum gefiel. Weshalb daraus eine Tournee erwuchs, auf der sie Jon Thorne am Kontrabass begleitete.
"Everything sacred" ist das Resultat dieser mehrjährigen Live-Erfahrung. Die Spontaneität des ursprünglichen Abends ist in den ausufernden 14 Minuten von "Knochentanz" noch hörbar, das mit ruhigem Folk beginnt, bis die Sarangi aufwühlt und der Bass melancholisch vor sich her dümpelt. Doch sind diese Rollen recht statisch verteilt und mehr aneinandergereiht, als dass sie ineinandergreifen. Auf Nachdenklichkeit folgt Euphorie folgt wieder das Grübeln. In "Song for Thirza", einer Neuinterpretation des britischen Folk-Klassikers von Lal Waterson, singt eine sehnsuchtsvolle Lisa O'Neill. Ihr Verlangen wird von Khan auf dessen Instrument erstaunlich nachgeahmt. O'Neill ist auch in "Little black buzzer" zu hören, einem weiteren Cover, dieses mal von Ivor Cutler, das Khan mit indischen Mantra-Sprechgesängen ergänzt.
Weltmusik, das ist schon so ein Begriff, der befremdet und auch etwas inhaltsleer wirkt. Vermischen sich die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse oder dominiert eine, während die anderen ergänzen? Yorkston, Thorne und Khan folgen mehr der Auffassung, dass sie nebeneinander existieren. Zusammenhänge sind hauptsächlich dadurch gegeben, dass man miteinander spielt, als dass man eine große Melange herstellt. Das ist – natürlich gewollt – sperrig. Instrumentale Parts, wie "Blues jumped the goose" oder "Vachaspati/Kaavya", klingen da noch faszinierend intuitiv. An anderen Stellen ist "Everything sacred" auch der Versuch, etwas, das viel besser Live erfahrbar wird, aus diesem Live-Moment herauszuziehen. Eine Anstrengung, die eigentlich schon zum Scheitern verdammt ist. Aber fürs Scheitern zu interessant bleibt.
Highlights
- Knochentanz
- Blues jumped the goose
Tracklist
- Knochentanz
- Little black buzzer
- Song for Thirza
- Vachaspati/Kaavya
- Everything sacred
- Sufi song
- Broken wave (A blues for Doogie)
- Blues jumped the goose
Gesamtspielzeit: 51:17 min.
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2016-01-20 22:11:47 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
James Yorkston; Malcolm Middleton; Adem; Gruff Rhys; Damien Jurado; Shye Ben Tzur, Jonny Greenwood & the Rajasthan Express; The Diwan Project; Sheva; Essev Bar; Mosh Ben Ari; Lazuli; Love Is Colder Than Death; Magic System; Los Mirlos; Bhundu Boys; Parno Graszt; Radio Tarifa; Rizwan-Muazzam Qawwali Group; Shakti; Smod; Flairck; Tara Fuki; Tinariwen; Illapu; Kamkars; Alma Zohar; Yaron Pe'er; David Broza; The East-West Ensemble; Daniel Salomon; Dharohar Project; Ruarri Joseph; Laish; Trembling Bells; Kammerflimmer Kollektief; Omar Rodriguez-Lopez; Ryuichi Sakamoto
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