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Megadeth - Dystopia

Megadeth- Dystopia

Tradecraft / T-Boy / Universal
VÖ: 29.01.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Reaktionsstark

Ach, unser Megadave. Klar, dass David Scott Mustaine nicht zum Volkstribun taugt, ist hinlänglich bekannt und wurde auch auf diesen Seiten bereits thematisiert. Ebenso, dass Mustaine mitunter Positionen vertritt, die mit "reaktionär" noch höchst euphemistisch beschrieben werden. Doch offensichtlich braucht der rothaarige Gitarrist diese Spannungsfelder. Denn nachdem 2013 "Super collider", das erste Album nach längerer Zeit, das mit derselben Bandbesetzung wie der Vorgänger eingespielt wurde, vehement floppte, zeigt sich der Frontmann noch dünnhäutiger als gewöhnlich. Und wirft wieder einmal mehr sein Bandgefüge über den Haufen. Beste Voraussetzungen also, "Dystopia", das 15. Album der Historie mit dem gefühlt 30. Lineup mit einer Mischung aus Skepsis und Spott zu betrachten.

Und all diese Vorbehalte, all diese Lästereien lösen sich umgehend in Wohlgefallen auf. Ach Unsinn, sie werden förmlich pulverisiert. Denn bereits "The threat is real" überzeugt mit Riffs, wie sie Mustaine lange nicht präsentiert hat. Konsequent, kompromisslos in die Visage getreten, schneidende Soli, das gab's lange nicht im Hause Megadeth. Und man mag es gar nicht glauben – sogar die Gesangsperformance des in dieser Hinsicht doch ziemlich limitierten Fronters kann beeindrucken. Jedoch nur, bis der Titeltrack in komplette Ekstase versetzt. Was für ein Eröffnungsriff! Was für eine Hook! Auch wenn solcherlei Vergleiche gefährlich sind: Wir befinden uns plötzlich wieder in den frühen Neunzigern. In einer Zeit, als Megadeth mit Alben wie "Countdown to extinction" auf einzigartige Manier knüppelharten Thrash und virtuose Melodien miteinander zu verbinden imstande waren und sich völlig zu Recht zu den "Big Four" des Thrash zählen lassen durften.

Noch nicht genug? Fein. Haben die Herren nämlich auch noch nicht. Denn plötzlich darf Bassist Dave Ellefson, neben Mustaine ja die einzige Konstante im Bandgefüge, als Ouvertüre zur Vorabsingle "Fatal illusion" einen Basslauf vom feinsten heraushämmern, bis sich dann Mustaine und Kiko Loureiro, der neue zweite Gitarrist, mit erneut unfassbar starken Riffs duellieren. Ja, richtig gelesen – Mustaine duldet plötzlich wieder andere Gitarristen neben sich. Das hat zuletzt in den Neunzigern mit dem klassisch ausgebildeten Marty Friedman hervorragend funktioniert; der Brasilianer Loureiro scheint der erste Klampfer zu sein, der die Position des kongenialen Sidekicks wieder einnehmen könnte. Zumal die Rhythmus-Sektion mit dem unverwüstlichen Ellefson und Schlagzeuger Chris Adler diese Symbiose unbarmherzig antreibt.

Der überragende Eindruck dieses strahlenden Eröffnungstrios setzt sich über die komplette Albumlänge fort. Ja, richtig gelesen: Megadeth leisten sich nach so vielen enttäuschenden Platten der letzten Jahre keinerlei Schwäche, wenn man denn wie bei "Post American world" über die ein oder andere lyrische Polemik hinwegsehen mag: "If you don't like where we're going / Then you won't like what's coming next". Nun ja. Aber bitte: So entschlossen, so konsequent, so sehr aus einem Guss waren Megadeth lange nicht zu hören, selten zuvor hat der egomanische Frontmann Mustaine so viel Spielfreude und -fertigkeit eines Sechssaiter-Kollegen offen zugelassen wie beim großartigen Solo-Part von "The emperor", bei dem sich Mustaine und Loureiro nicht zum ersten Mal brilliant duellieren. Bleibt nur zu hoffen, dass die anscheinend unbeherrschbaren Launen des Bandchefs diese phantastischen Ansätze nicht zum wiederholten Male zunichte machen. Musikalisch jedenfalls hat Mustaine mit "Dystopia" so ziemlich alles richtig gemacht. Sagen wir's, wie es ist: "Dystopia" hat das Potenzial, so ziemlich alle Alben seit der Neugründung der Band 2004 in den Schatten zu stellen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The threat is real
  • Dystopia
  • Fatal illusion
  • The emperor

Tracklist

  1. The threat is real
  2. Dystopia
  3. Fatal illusion
  4. Death from within
  5. Bullet to the brain
  6. Post American world
  7. Poisonous shadows
  8. Conquer or die!
  9. Lying in state
  10. The emperor
  11. Foreign policy

Gesamtspielzeit: 46:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Grammy
2017-02-13 15:48:49 Uhr
Grammy gewonnen aber mit Master of Puppets auf die Bühne begleitet worden...

Wow, einfach nur wow!

http://www.therock.net.nz/home/music/2017/02/grammys-accidentally-play-metallica-during-megadeth-s-speech.html

Megadave
2017-02-13 10:52:02 Uhr
Hui ein Grammy für Dave! Freut mich irgendwie für den Fatzke!
Alex
2016-11-25 20:20:40 Uhr
Dürfte schon besser sein als die neue Metallica. Habe irgendwie wenig Bedarf, letztere anzuhören; fand das Vorabzeug okay und besser als erwartet, aber mag den Stil von Megadeth inzwischen lieber.
Dave
2016-11-25 19:49:07 Uhr
eure meinung im gegensatz zur neuen metallica?
also fetzt schon ordentlich
Megadave
2016-02-19 15:16:43 Uhr
Wow, mal zufällig bei Spotify reingehört und ziemlich begeistert. Gitarren-technisch imo eines der absoluten Highlights der letzten 12 Monate. Überhaupt technisch ein einziger Genuss und das Gefühl für die melodischen Momente scheint plötzlich wieder da zu sein.
Das Bass Lick bei Fatal Illusion...WOW!
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