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Car Seat Headrest - Teens of style

Car Seat Headrest- Teens of style

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 30.10.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kopfbewegung nach links

"Wer hören will, muss fühlen" – was zunächst eher als Lückenfüller entstand, als Kollege Holtmann vor einigen Jahren quasi im Alleingang für den Facebook-Auftritt von Plattentests.de zuständig war, mauserte sich zumindest innerhalb der Schlussredaktion zu einer Art inoffiziellem Motto. Musik ist Gefühl, Gefühl ist Musik, das wusste schon der gute Leo Tolstoi, dessen Ausspruch "Musik ist die Kurzschrift des Gefühls" auch satte 110 Jahre später noch aktuell ist. Musik muss nicht aalglatt produziert sein oder gar fehlerfrei. Der DIY-Ansatz, den so manche Musiker wie etwa Alex G im Tagesgeschäft verfolgen, hat nicht nur seinen Reiz, sondern sogar ordentlich Charme. Das weiß auch Will Toledo. Der 23-Jährige aus Virginia hat als Car Seat Headrest bereits gut ein Dutzend Veröffentlichungen auf dem Buckel, in denen er sich von Lo-Fi über Garage-Rock und Indie-Pop bis zu experimentelleren Klängen austobt.

Mit "Teens of style" legen er und seine beiden Mitstreiter nun ihr Matador-Debüt vor, das in der Tat so viel mehr ist als eine bloße Compilation. Zwar sind die Songs allesamt längst bekannt, dennoch verlieren sie dadurch nichts an Intensität. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Einige seiner bisher besten Songs präsentiert Toledo hier, was zumindest bei einer kleinen Gruppe von Fans im Plattentests.de-Forum nicht nur für Entzücken sorgte, sondern auch für eine eigens vereinbarte Kopfbewegung als Erkennungsmerkmal. Trotz der Wiederholung: Musik ist eben auch Gefühl, und davon gibt es auf "Teens of style" reichlich. Wenn Toledo im autobiographischen "Strangers" von sich selbst in der dritten Person spricht und das einsame Aufwachsen in der Kleinstadt thematisiert, geht das nicht nur jenen unter die Haut, die auch schon immer dachten, dass sie anders als die anderen seien: "Car Seat's nervous and the lights are bright / When I was a kid I fell in love with Michael Stipe / I took lyrics out of context and thought / He must be speaking to me."

Obgleich er den R.E.M.-Mann namedroppt, sind es tatsächlich eher Bands wie Guided By Voices oder auch Pavement, mit deren Sound sich jener von Car Seat Headrest am besten vergleichen lässt. "Teens of style" scheint der kleine Bruder von "Crooked rain, crooked rain" zu sein, der hypnotische Opener "Sunburned shirts" die etwas poppigere Schwester von "Stop breathin'", die Neunziger ohnehin allgegenwärtig. Toledo weiß um diese Ähnlichkeit, wie er im zurückhaltenden und schwelgerischen "Maud gone" zugibt: "Sweetheart, please / Let me hold on / To these old songs I've loved too long." Dass er und seine beiden Kollegen Andrew Katz an den Drums und Jacob Bloom am Bass, die ihm bei den Aufnahmen geholfen haben, dennoch nicht von gestern sind, beweist der Social-Media-Diss in "Bad role models, old idols exhumed (Psst, teenagers, put your clothes back o)", der einzige neue Song, dann auf brutale Weise: "I remember it was never a pleasure to meet you / Had to make a fake account just to meet you / But I can't stand your posts now / I'm going to delete you." Noch besser ist hier nur das Drum-Feuerwerk mitsamt Bläsersektion gegen Ende und die trotzige Wiederholung der Zeile "And you probably looked like an idiot in that hat."

"Teens of style" lebt im Grunde von den kleinen, aber feinen Momenten – jene, in denen die Musik sich langsam erhebt und den Hörer auf direktem Weg einkassiert und mitnimmt: Das Album-Highlight "Something soon" startet verhältnismäßig unspektakulär und klingt, als hätte Toledo bei den Aufnahmen hinter einer dicken Glaswand gestanden. Tatsächlich war es der Parkplatz einer Kirche, was womöglich ein Grund für den anschließenden gar himmlischen Ausbruch sein könnte. "I want to sing this song like I'm dying", singt er und fast fühlt es sich sogar ein bisschen danach an. Das Gegenstück scheint das energetische "Times to die" zu sein, in dem er nicht nur feststellt, dass es wahrlich bessere Zeiten zum Sterben gibt, sondern sich auch damit auseinandersetzt, dass es mittlerweile Leute gibt, die seine Songs hören. Ob ihn das mit Stolz oder Angst erfüllt, ist nicht ganz deutlich – wahrscheinlich ein bisschen was von beidem. Damit wird sich Toledo dank seines Wechsels zu Matador nun aber endgültig anfreunden müssen. Zumindest im Forum von Plattentests.de ist man ihm ja freundlich gesinnt und an den Muskelkater von der Kopfschieflage werden wir uns schon noch gewöhnen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Something soon
  • Times to die
  • Strangers
  • Bad role models, old idols exhumed (Psst, teenagers, put your clothes back o)

Tracklist

  1. Sunburned shirts
  2. The drum
  3. Something soon
  4. No passion
  5. Times to die
  6. Psst, teenagers, take off your clo
  7. Strangers
  8. Maud gone
  9. Los borrachos (I don't have any hope left, but the weather is nice)
  10. Bad role models, old idols exhumed (Psst, teenagers, put your clothes back o)
  11. Oh! Starving

Gesamtspielzeit: 46:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2016-04-30 18:35:24 Uhr
Am 17.06. hier live für 5 Ocken. Könnte ich mal hingehen.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2016-04-29 23:46:00 Uhr
es wurde ja "versehentlich" vor ein paar Wochen auf bandcamp freigegeben und dann wieder eingefangen

Ja, habe ich auch mitbekommen, ärgere mich ein wenig im Nachhinein, das Album nicht vorbestellt zu haben, dann hätte ich's jetzt auch schon.

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2016-04-29 23:30:01 Uhr
Ja, mir gefällt das neue Album auch ziemlich gut, wobei es bei mir nicht so direkt gezündet hat, wie "Teens of Style".
"The Ballad of Costa Concordia" ist aber in jedem Fall wahnsinig gut. Ich freue mich schon sehr auf den physischen Release, bisher habe ich das Album nur als MP3 gehört (es wurde ja "versehentlich" vor ein paar Wochen auf bandcamp freigegeben und dann wieder eingefangen).

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2016-04-29 21:40:11 Uhr
Wenn man Toledo auf Twitter verfolgt, scheint er ja inzwischen durchaus ein wenig zum lässigen bzw. ironisch-gebrochenen Größenwahn zu neigen, das sind aber oft gute Voraussetzungen...

Ich bin nicht bei Twitter, aber ich bin geneigt zuzustimmen. Solch eine Einstellung kann den kreativen Prozess durchaus positiv beeinflussen.

Das neue Album ist auch sehr gut geworden.

Das gibt meiner Vorfreude nochmal einen schönen Boost. Hoffentlich dann AdW! ;)

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2016-04-29 19:28:37 Uhr
Das neue Album ist auch sehr gut geworden. Darüber quatschen wir dann auf jeden Fall wieder mehr. :)
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