Suicide - American supreme
Blast First / Mute / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 28.10.2002
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Das bißchen Totschlag
Wozu dient eigentlich ein Kopf? Das neue Album von Suicide gibt gleich zwei Antworten auf diese Frage: Zunächst kann man sich damit prima schlaue Slogans und fiese Botschaften ausdenken, mit denen man dann, um auf Punkt zwei zu sprechen zu kommen, den unvorbereiteten Zuhörern vor deren Kopf stoßen kann. Nein, mit dem Alter bricht bei den Herren Alan Vega und Martin Rev die Aggressionskurve bestimmt nicht ein. "American supreme" ist purer Zynismus. Ein Schlag ins Gesicht, ein Tritt in die Weichteile, ein Feuerzeug an den fahl im Wind flatternden Stars & Stripes.
Zehn Jahre nach ihrem letzten Album "Y B blue" sind die New Yorker zwar längst nicht mehr so revolutionär wie vor fünfundzwanzig Jahren, als sie das Publikum als Support von The Clash verschreckten. Weiche Synthieflächen und liebliche Melodien aber bekommt man auch auf dem fünften Suicide-Album nicht einmal ansatzweise zu hören. Zu ruppig fummelt Rev an seinem Klangbaukasten herum, zu garstig sind Vegas Texte. Selbst im oberflächlichen Chill von "Misery train" lauern finstere Abgründe.
Ein bitterböser Vega parolisiert mal lässig, mal atemlos gegen eine Welt, die ihm scheinbar genauso am Gesäß vorbeigeht wie die werte Zuhörerschaft. Political correctness? Bestimmt nicht. Schon der Songtitel "Dachau, Disney, Disco" spricht Bände. Revs maschinelle Beats verbreiten dazu eine Eiseskälte. Unbeirrt von jetztzeitigen Schubladen-Rhythmen jagen Suicide den Wohlklang zum Teufel. Vom nervösen Nicht-Funk von "Beggin' for miracles" über die haltlosen Scratch-Eskapaden aus dem Opener "Televised executions" bis hin zum neonbleichen Techno von "I don't know" spuken verkaterte Geister umher. Sture Sequencer, zerborstene Samples, paranoides Gekreische. Wer sich vom kranken Geschepper der beiden Nestbeschmutzer nicht verstören lassen will, braucht ein verdammt dickes Fell.
Highlights
- Beggin' for miracles
- Wrong decisions
- Dachau, Disney, Disco
Tracklist
- Televised executions
- Misery train
- Swearin' to the flag
- Beggin' for miracles
- American mean
- Wrong decisions
- Death machine
- Power au go-go
- Dachau, Disney, Disco
- Child, it's a new world
- I don't know
Gesamtspielzeit: 55:17 min.
Referenzen
Alan Vega; Martin Rev; Public Image Limited; Cabaret Voltaire; Throbbing Gristle; Test Dept.; Gary Numan; Fad Gadget; The Normal; Anne Clark; Add N To (X); VVV; Pan Sonic; Laibach; Foetus; The Young Gods; Revolting Cocks; Ministry; Atari Teenage Riot; Underworld; Primal Scream; Diska; Dälek; Antipop Consortium; Consolidated; Can; Richard Hell; Television; The Fall; Clinic; Die Goldenen Zitronen
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