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Ariel Sharratt & Mathias Kom (The Burning Hell) - Don't believe the hyperreal

Ariel Sharratt & Mathias Kom (The Burning Hell)- Don't believe the hyperreal

BB*Island / Cargo
VÖ: 20.11.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Die skurrile Liebesweisheit

Die Rollenvorbilder finden sich schon auf dem Albumcover von "Don't believe the hyperreal": Han Solo & Prinzession Lea, John & Joko, Homer & Marge Simpson, John & Jackie Kennedy, nur um ein paar zu nennen. Bekannte zusammenhangslos scheinende Liebeleien aus der Pop-Kultur, schwammig zusammengefasst für, ja, für was eigentlich? Ariel Sharratt und Mathias Kom, sonst zwei Fünftel der kanadischen Band The Burning Hell, haben ein Duettalbum im Geiste der 60er Jahre aufgezeichnet. In schlichter Atmosphäre wird die Liebe, wie bei so vielen, observiert. Nur ist der mikroskopische Blick hier aufmerksamst, geradezu hyperreal detailversessen. Und reüssiert, dass das Liebesleben von Winzigkeiten definiert wird, von kleinen Marotten und Skurrilitäten, die sich im Alltagstaumeln ergeben.

Denn was Liebende eint, ist ihr verwandeltes Erleben und Handeln. Dabei kann gar nicht so recht unterschieden werden, was zuerst anders wird. Ist es das Erleben, wie in "Fuck the government, I love you", in dem sich Kom nicht sicher ist, was Sharratt eigentlich von ihm möchte, ob Wein, Liebesbekundung oder den Protestschrei und daher alles tut, nur um zu entsprechen? Obwohl sie sich doch gerade erst auf der Party des vegetarischen Freundes kennengelernt haben und sie ihm erklärt hat, dass sie Liebeslieder hasst, er aber gerade solche komponiert und sich beide an formulierten Kleinigkeiten und vermeintliche Unwichtigem zu übertrumpfen versuchen. Ist es das Handeln? Wie in "Somebody to duet with", das nicht ohne Grund gesungen wird, als ginge es um einen "Somebody to do it with", in dem erneut Kom davon beginnt, wie er in seiner Sprache keine Worte findet, sich ihr anzuvertrauen, er sich aber sicher sei, dass es diese in einer fremden Sprache gäbe, man müsse nur danach suchen. Und Handeln dann hirnloses Palavern ist, das er sich zuvor nie zugetraut hätte?

Gestört wird dieser schöne Flirt nur von unfreiwillig komischen Instrumenten. Dem Didgeridoo in "Every song I sing is for you" oder kurzen Bläserpassagen im Folgestück. Knappe Momente, in denen sich die Liebenden der eigenen Lächerlichkeit bewusst werden, aber von der Passion trunken fortmachen. Sich in Lied sechs, obwohl pazifistisch, fürs Militär halten oder überhaupt für das, was der/die Gegenüber möchte, wie im so vor lebhafter Arroganz glühenden Opener. "Eugene & Maurice" ist dem bekannten Illustrator von "Wo die wilden Kerle wohnen" und dessen Lebensliebe Eugene Glynn gewidmet. Letzterer verstarb nach 50 Jahren andauernder Beziehung, die Maurice den illiberalen Eltern, die Homosexuelle ablehnten, verschwiegen hatte. Zärtlicher, einfühlsamer, amüsanter, zeitgleich betrübter und pointierter wurde lange nicht mehr über diese lächerliche, irrationale, lebensnotwendige, im Doppelsinn fantastische Empfindung gesungen.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • What you want
  • Somebody to duet with
  • Eugene & Maurice

Tracklist

  1. What you want
  2. Fuck the government, I love you
  3. Somebody to duet with
  4. Every song I sing is for you
  5. The love that treats you right
  6. Your military
  7. In the future
  8. Eugene & Maurice

Gesamtspielzeit: 28:37 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-12-21 21:50:51 Uhr
Frisch rezensiert!

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