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Drive-By Truckers - It's great to be alive!

Drive-By Truckers- It's great to be alive!

ATO / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 06.11.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Wechselspiel

Der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Live-Album ist nicht unbedingt die Songauswahl und auch nicht der Sound. Den Unterschied machen die Arrangements. Was wäre langweiliger, als sich durch 30 Stücke der Lieblingsband zu hören, die den Studioversionen so ähnlich sind, dass nur die vereinzelten Rufe und der Applaus des Publikums zwischendurch einen hörbaren Unterschied machen? Drive-By Truckers wissen das. Deshalb ist "It's great to be alive!" zwar keine klangliche Offenbarung, aber trotzdem eine beeindruckende Werkschau einer der besten Livebands der Welt.

Auf drei CDs oder fünf LPs versammeln Patterson Hood und Mike Cooley gleich 35 Songs, die die Band an drei Abenden in San Francisco aufgenommen hat. Das Album folgt dabei einem typischen Konzert der Band. Setlisten gibt es nicht, Hood und Cooley spielen abwechselnd einen ihrer Songs an, die Band setzt ein, und ab geht's. Und auch wenn "It's great to be alive!" kein nahtloser Mitschnitt ist, hält sich Platte an diese Struktur. Zwischen den ersten Akkorden von "Lookout mountain" und dem abschließenden Feedback-Gewitter von "Grand Canyon" finden sich also 18 Songs von Hood und 17 von Cooley. Über die Auswahl lässt sich natürlich immer streiten, aber größere Löcher können sich angesichts der umfangreichen Tracklist erst gar nicht auftun. Das liegt auch daran, dass Drive-By Truckers mittlerweile auf Material aus fast 20 Jahren Karriere zurückgreifen können – und das auch tun.

Der älteste Song hat sogar noch ein paar mehr Jährchen auf dem Buckel. "Runaway train" stammt aus der Zeit, als Hood und Cooley unter dem Namen Adam's House Cat meist ziemlich rauen Cowpunk gemacht haben. Aus den Anfängen finden sich die beiden erzählerischen Glanzstücke "Box of spiders" und "The living bubba" sowie "Uncle Frank" in der Setlist. An den Songs der ersten drei, vier Alben lässt sich die Entwicklung der Band am besten veranschaulichen: Insbesondere Hood ist heute ein wesentlich besserer Sänger als vor 15 Jahren, aber auch das blinde Zusammenspiel der beiden meist gleichberechtigten Leadgitarren macht den Charme der Songs aus.

Am anderen Ende steht das letzte Album: "English oceans" ist mit den meisten Stücken vertreten, die sich aber allesamt trotz der oft eher gesetzten Studioversionen ziemlich gut in die Rockshow einfügen. Insbesondere "Grand Canyon" mit seinen raumgreifenden Harmonien ist der perfekte Rausschmeißer. Zu diesem Zeitpunkt hat der Hörer bereits einige der besten Songs von Drive-By Truckers intus. "Tornadoes" stellt halb fragend und vorsichtig fest: "I hear that missing trucker ended up in Kansas", dann pustet plötzlich die Orgel los und die E-Gitarre brutzelt, während Hood hinzufügt: "Or maybe it was Oz." "Shit shots count" und "Mercy buckets" kommen mit Bläserunterstützung und "Putting people on the moon" mit einer Extraportion Wut und Verzweiflung. Cooley glänzt insbesondere bei "When the pin hits the shell", der Loser-Hymne "Gravity's gone" und dem unvermeidlichen Klassiker "Three dimes down".

Angesichts der ansonsten vorherrschenden Perfektion auf "It's great to be alive!" sei zumindest angemerkt, dass der Sound einem Live-Album alle Ehre macht. Auf Overdubs wird verzichtet, die Gitarren sind ab und zu ein bisschen schwammig oder versinken in der eigenen Distortion und Piano und Orgel stehen das eine oder andere Mal hinten an. Aber so ist das eben auf einem Rockkonzert. Dafür strahlen die Songs eine ganz eigene Wärme aus, die hauptsächlich von perfekt harmonierenden Musikern ausgeht, auch wenn Drive-By Truckers in den vergangenen zehn Jahren einige Veränderungen im Line-Up durchgemacht haben. Aber selbst wer Jason Isbell (und seine zweifellos exzellenten Songs) vermisst, muss zugeben, dass die Band in ihrer jetzigen Inkarnation mit Hood, Cooley, Drummer Brad Morgan, Bassist Matt Patton und Multiinstrumentalist Jay Gonzalez so aufgeräumt klingt wie nie zuvor.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • The living bubba
  • Tornadoes
  • Runaway train
  • Putting people on the moon
  • Ronnie and Neil
  • Gravity's gone
  • Grand Canyon

Tracklist

  • CD 1
    1. Lookout mountain
    2. Where the devil don't stay
    3. Sink hole
    4. Made up English oceans
    5. The righteous path
    6. Women without whiskey
    7. The living bubba
    8. Primer coat
    9. Mercy buckets
    10. Marry me
    11. Tornadoes
    12. Sounds better in the song
  • CD 2
    1. Used to be a cop
    2. Shit shots count
    3. Runaway train
    4. A ghost to most
    5. Goode's field road
    6. Uncle Frank
    7. Putting people on the moon
    8. First air of autumn
    9. Box of spiders
    10. When the pin hits the shell
    11. A world of hurt
  • CD 3
    1. Get downtown
    2. Ronnie and Neil
    3. Gravity's gone
    4. Pauline Hawkins
    5. Birthday boy
    6. Girls who smoke
    7. Three domes down
    8. Hell no, I ain't happy
    9. Shut up and get on the plane
    10. Angels and fuselage
    11. Zip City
    12. Grand Canyon

Gesamtspielzeit: 196:13 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2015-12-10 21:16:55 Uhr
Frisch rezensiert!

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