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Pope Francis - Wake up!

Pope Francis- Wake up!

San Paolo Multimedia / Believe Digital
VÖ: 27.11.2015

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Päpstlicher als der Papst

Heldenverehrung ist und bleibt eine zwiespältige Sache. Ob jetzt Herkules den Nemeischen Löwen erlegt, der Verschnitt des deutschen Dichters im Film "Goethe" von 2010 in der Schlussszene absurderweise wie Robbie Williams über die Massen erhoben wird, Luke Skywalker den Todesstern in die Luft jagt oder Mario Götze das heiß ersehnte Tor zum WM-Titel schießt: In allen Fällen ist klar, dass diese Personen und deren Taten für den gemeinen Menschen nahezu unerreichbar sind. Bemerkenswert ist dagegen die – zwar nicht unumstrittene, aber doch vorhandene – Verehrung des Papstes Franziskus, die sogar bis zur Stilisierung zum Superhelden reicht. Denn in diesem Fall hat es der Held gerade mit seiner Solidarität zu den Schwachen der Gesellschaft, seiner Menschlichkeit und seiner Volksnähe in die Herzen der Menschen geschafft, und man muss beileibe kein Christ sein, um Super Francesco zu mögen. Doch kann Papst Franziskus, nachdem die Reformen nach anfänglicher Euphorie ins Stocken geraten, mit seinem Album "Wake up!" tatsächlich geistliches Liedgut, das ja bekanntlich um eher weltferne Chorale oder zweifelhafte Smash-Hits à la "Laudato si (o mi signore)" kreist, nun sogar in den Rock-Himmel heben?

Ein Musik-Album eines Papstes ist per se nichts Neues, auch Vorgänger wie Benedikt XVI. brachten schon etwas unter ihrem Namen heraus. Dabei wurden Gebete und Reden des jeweiligen Kirchenoberhauptes, das – wie auch Franziskus nun – nicht aktiv in den Entstehungsprozess eingebunden war, mit Musik unterlegt und in Orchesterparts, gegebenenfalls auch in Kirchengesänge, eingebettet. Die Vorab-Single "Wake up! Go! Go! Forward!" aus "Wake up!" ist allerdings ein feines Stück Progressive Rock geworden, das sich langsam bis zum euphorischen Aufschwung aus verzerrten Gitarren emporhebt und schließlich die charismatischen Worte des Papstes "It is duty do be vigilant, not to allow the pressures, the temptations and the sins of ourselves or others to dull our sensitivity to the beauty of holiness, to the joy of the Gospel" ruhig untermalt und so eine stimmige Symbiose aus christlicher Botschaft und weltlicher Musik bildet. Wer angesichts der weiteren Titel befürchtet, unter anderem sein kleines Latinum wieder bemühen zu müssen, kann jedoch unbesorgt sein: Das 14-seitige Booklet bietet die Übersetzungen der auf Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch vorgetragenen Texte.

Jene behandeln die für Franziskus typischen Themen, "Poe que' sufren los ninos" beispielsweise ruft zur innigen Anteilnahme mit den Armen auf, "La iglesia no puede ser una ong!" hingegen ist die Ankündigung von Veränderungen und gleichermaßen Mahnung zur Solidarität untereinander, während "Pace! Fratelli!" den hohen Wert der Friedfertigkeit verkündet. Es handelt sich hierbei um leicht verständliche Botschaften und Texte, die allerdings nicht nur erzkonservative Katholiken ansprechen.

Die Musik hingegen strahlt etwas völlig anderes aus. Hier mischen sich die gängigen Muster der Sakralmusik wie gregorianischer Gesang oder der Einsatz von Kirchenchören in das Gesamtbild und lösen den Unterschied von "Wake up!" zu den Werken der päpstlichen Vorgänger komplett auf. Hier hatten die Verantwortlichen um Tony Pabliuca, dem Gründungsmitglied der italienischen Band Le Ombre, entweder Angst vor der eigenen Courage im Angesicht des progressiven "Wake up! Go! Go! Forward!" oder sie wussten, dass die mit dieser Auskopplung verbundenen Schlagzeilen nach dem Motto "Papst macht ein Rock-Album" oder "Pope goes Pop" wesentlich mehr Aufmerksamkeit generieren würden als das Werben mit der Botschaft, die Seligpreisungen und Mt 15 würden zu einem christlichen Leben genügen. Wegen dieser Mogelpackung bleibt ein bitterer Beigeschmack, wobei das eingenommene Geld der Flüchtlingshilfe zugute kommt. Doch wenn man wählen müsste, ob nun "Wake up!" in der Vorweihnachtszeit 2015 oder die heftige Kritik in der Weihnachtsansprache 2014 einen größeren Fortschritt für die Kirche bedeutet, muss man nicht lange nachdenken.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Wake up! Go! Go! Forward!

Tracklist

  1. Annuntio vobis gaudium magnum
  2. Salve regina
  3. Laudato si
  4. Poe que' sufren los ninos
  5. Non lasciatevi rubare la speranza
  6. La iglesia no puede ser una ong!
  7. Wake up! Go! Go! Forward!
  8. La fa es entera, no se licua
  9. Pace! Fratelli!
  10. Per la famiglia
  11. Fazei o que ele vos disser

Gesamtspielzeit: 55:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Xavier
2015-12-11 02:31:56 Uhr
Der zweite vatikanische Konzil und die Einführung der Rockmusik durch die USA waren ein Irrtum, die wir rückgängig machen müssen.

Friede sei mit euch, meine Kinder.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3577

Registriert seit 12.12.2013

2015-12-10 17:50:47 Uhr
Spannen ist ja Teil der Basisqualifikation für den Job.

musie

Postings: 3756

Registriert seit 14.06.2013

2015-12-07 08:20:56 Uhr
hat ein neues Genre kreiert: nach dem Post-Rock kommt nun der Papst-Rock.

allerdings finde ich dieses Genre grauenvoll. er sollte vielleicht mit Enigma zusammenspannen...

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-12-07 00:47:44 Uhr
3:16?

Aber schon gut geschrieben.
Die Musik finde ich absolut schrecklich, bei aller (relativer!) Sympathie für den Mann.
freedom fries
2015-12-03 15:43:00 Uhr
@alex
Aus dem Bild müsste eigentlich jemand ein Fakecover draus machen. Es ist einfach zu gut.
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