Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Grimes - Art angels

Grimes- Art angels

4AD / Beggars / Indigo (digital bereits erschienen)
VÖ: 11.12.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Best new music

Claire Boucher steht im Fokus, im Rampenlicht, im Fadenkreuz: Unter ihrem Künstlernamen Grimes hat die kanadische Sängerin und Produzentin bislang drei Alben veröffentlicht, mit der letzten Platte "Visions" erfolgte vor dreieinhalb Jahren der Durchbruch. Ihr vielseitig begabter Electropop verwischte sämtliche Spuren, war hochenergetisch und hypersensibel, hymnisch und dabei fast klinisch-steril, bewahrte sich in seiner ganzen Asepsis aber auch etwas merkwürdig Abgründiges. Doch auch über die Musik hinaus ist Boucher eine viel diskutierte Person: ihre irre Maskerade, ihr Auftreten in der Öffentlichkeit, ihre Aussagen in Interviews. Vor kurzem warf sie dem US-amerikanischen Indie-Portal Pitchfork.com vor, sie systematisch zerstören zu wollen, was unter Tageslicht betrachtet wohl Quatsch sein dürfte, bekam die Künstlerin für ihre neue Platte "Art angels" doch zum zweiten Mal in Folge den prestigeträchtigen Stempel "Best new music" verpasst. Auch hierzulande rauscht es im Blätterwald: Grimes schaut nicht nur vom Cover des Musikexpress, sondern bekam auch eine dicke Story in der Spex, wurde ausführlich vom Zeit-Magazin interviewt und nicht zuletzt berichten auch die Süddeutsche und die Welt. Letztere titelt: "Diese Fee tut weh." Auwei!

Natürlich beherrscht Grimes, die Kunstfigur, das Spiel zwischen Schmerz und Euphorie perfekt. Ihr Sound ist stechend-scharf, brilliert seit neuestem als beinahe perfekter Pop, der sich mit spitzen Zähnen festbeißt. Auf der anderen Seite integriert sie kaputte, wahnwitzige Momente in ihr Album-Set, wie den dramatischen Opener "Laughing and not being normal", der mit seinen Streichern gleich zu Beginn mächtig dick aufträgt. Auch das sinnig betitelte "Scream" sorgt mit hysterischem Gekreische für deutliche Kratzspuren auf der glatten Oberfläche des nur scheinbar Makellosen. Diese Ambivalenz im Schaffen der Kanadierin sorgt letztlich dafür, dass die eingängigen Stücke noch heller scheinen, vielleicht wie Sternschnuppen am nachtschwarzen Himmel, unterbrochen von einzelnen bösen Rufen unheimlicher Krähen. "California" zum Beispiel ist der kristallklare Beweis dafür, dass Grimes nicht nur eine der interessantesten Künstlerinnen derzeit ist, sondern auch eine extrem talentierte Songwriterin, die dem Pop-Business eine weitere spannende Facette hinzufügt.

Nicht minder fantastisch ist das leicht rockige "Flesh without blood", das von einer harmonischen Gitarre vorangetrieben wird. Ihr Soundspektrum hat Grimes für "Art angels" also nochmal deutlich erweitert, sie legt auf eindrucksvolle Art und Weise ihre künstlerischen Möglichkeiten dar. Im vielleicht bestechendsten Song der Platte, "Belly of the beat", wird es zunächst sogar etwas ruhiger. Lediglich eine Akustikgitarre und Bouchers Stimme umgarnen sich, später gesellen sich hochgepitchte Frauenchöre dazu. Auch das bereits vorab veröffentlichte "Realiti" fügt sich in seiner Eingängigkeit gut in den Albumkontext ein, trotz aller Skepsis, die man zunächst möglicherweise hatte. Für das nervöse "Venus fly" konnte Grimes dann gleich einen weiteren Kritikerliebling verpflichten: Die auch hierzuseits gern gehörte Janelle Monáe gibt sich die Ehre und macht das Gipfeltreffen zu einer runden Sache. Der muntere Beat des abschließenden "Butterfly" geht dann auch direkt ins Ohr, der Song wandelt sich im Verlauf dann aber zu einer Hymne, die an den guten R'n'B der Neunziger-Jahre erinnert. Darin heißt es dann zwar "If you're looking for a dream girl / I'll never be your dream girl", doch nach "Art angels", so sind sich ja fast alle einig, kann dies offensichtlich nur eine ziemliche Fehlannahme sein.

(Kevin Holtmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • California
  • Flesh without blood
  • Belly of the beat
  • Butterfly

Tracklist

  1. Laughing and not being normal
  2. California
  3. Scream (feat. Aristophanes)
  4. Flesh without blood
  5. Belly of the beat
  6. Kill V. maim
  7. Artangels
  8. Easily
  9. Pin
  10. Realiti
  11. World princess (Part II)
  12. Venus fly (feat. Janelle Monáe)
  13. Life in the vivid dream
  14. Butterfly

Gesamtspielzeit: 49:37 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13851

Registriert seit 13.06.2013

2023-09-21 20:32:02 Uhr
Äh, weshalb?

manukaefer

Postings: 252

Registriert seit 16.06.2013

2023-09-21 20:30:52 Uhr
solche Links bitte unterlassen, danke.

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13851

Registriert seit 13.06.2013

2023-09-21 16:54:29 Uhr
https://www.wired.com/story/grimes-big-interview/

kusubi

Postings: 869

Registriert seit 17.12.2019

2023-09-04 07:37:42 Uhr
Ich lege es mal gleich auf. Ich finde scheisse, dass REALIti n8cht auf dem vinyl ist.

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13851

Registriert seit 13.06.2013

2023-09-03 23:14:16 Uhr
"World princess (Part II)" ist ihr bester Song, finde ich. :D

Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify