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Maïa Vidal - You're the waves

Maïa Vidal- You're the waves

Crammed / Indigo
VÖ: 25.09.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Punk oder Prunk

Einer der schönsten Sätze auf Maïa Vidals aktuellem, dem dritten, Soloalbum "You're the waves" ist: "I was made of infinity." Das klingt nach Nebel, ein wenig mystisch und nach Unsterblichkeit. Die US-Amerikanerin singt das aber nicht mit kraftvoll donnerndem Bass, sondern mit einem zarten Sopran. So zart der Gesang auch ist, er ist durch leichten Hall massiv in den Vordergrund gerückt und ist im Zusammenspiel mit dem klaren, straighten Rhythmus ein Tauziehen zwischen Anlehnen und Halten. Maïa Vidal spielt gerne mit dem Gegensatz der Verletzlichkeit der Liebe und der Kraft des tanzbaren Drum(computer)Rhythmus. Wenn Du magst, kannst Du Dir ja ohnehin nichts aussuchen bzw. "Can't change who you love". In "Dejarme llegar" bittet sie einen fiktiven, geliebten Menschen, sie ziehen zu lassen. Auf Spanisch, aber im musikalischen Gewand eines französischen Chansons.

Damit ist Vidal ganz Kosmopolitin. Haben wir sie am Anfang als US-Amerikanerin bezeichnet? Zumindest ihrer Geburt nach trifft das zu. Das Französische hat sie dazu von ihren Eltern in die Wiege gelegt bekommen, und Spanien hat sie sich durch Umzug und Reisen erobert. So mühelos, wie sie zwischen den Sprachen und Kulturen wechselt, so selbstverständlich spielt sie auch mit unterschiedlichen Genres. Das schon erwähnte "Infinity" ist ein fast schon klassisches, eher schlicht mit Klavier begleitetes Poplied, während beim folgenden "Jell-O" Drum und Bass dominieren. Die Keyboards, programmierte Rhythmen und Synthesizer nehmen den Liedern ein wenig das klassisch Singer-Songwriter-Hafte, obwohl sie vom klaren Gesang und den persönlichen Texten leben, wie etwa "Islands of you and me". Der stoisch-dumpfe Rhythmus grollt unterschwellig, und Maïa Vidals Gesang schlängelt sich, begleitet von Xylophon, drumherum. Die tanzbaren Rhythmen zusammen mit den Melodien machen das Album eingängig. Neben aller Zugänglichkeit sind da aber auch kleine Absagen an das allzu Gewohnte.

Das sind wohl die Reste von Vidals Vergangenheit. Die hieß "Kiev" und "Your Kid Sister", zwei Punkbands, denen sie ihre Energie und Liebe lieh. Den größten Stinkefinger zeigte sie dabei aber ihrer eigenen Szene: Einige der Lieder liefen in Werbekampagnen von Coca Cola und Desigual. Underground geht anders. Mit etwas Wohlwollen könnte man Vidal aber noch eine punkige Verspieltheit und Neugierde attestieren, die sie dazu treibt, sich auf "You're the waves" in so vielschichtigen Arrangements auszuprobieren und nicht den einfachen Weg des schlichten Poparrangements zu gehen.

(Kerstin Petermann)

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Highlights

  • The tide
  • Infinity
  • Jell-O
  • Dejarme llegar

Tracklist

  1. Bones
  2. Islands of you and me
  3. The tide
  4. The bed we made
  5. Mama (told me so)
  6. Infinity
  7. Jell-O
  8. La luna
  9. Eyes ears lungs lips
  10. El azar
  11. Dejarme llegar
  12. The long dry road

Gesamtspielzeit: 35:21 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2015-11-17 21:26:02 Uhr
Frisch rezensiert.

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