Cold Reading - Fractures and fragments

Flix
VÖ: 23.10.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Making Emo a threat again
"Making Disco a threat again", war einst in der Spex zu lesen. Es ging um Refused. Das soll dazu beigetragen haben, dass Marcus Wiebusch "Ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später" geschrieben hat. Ihn brachte der Satz wohl ziemlich auf die Palme. Doch keine Angst: So ernst wie seinerzeit liegt der Fall hier glücklicherweise nicht. Revolutionäre Kraft will man diesem Genre, das immer noch irgendwie suspekt erscheint, nun wirklich nicht zuschreiben. Aber ein Wiederaufleben, das ist zweifelsohne zu Beobachten. Weil The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die zum Beispiel kürzlich mit "Harmlessness" ein hervorragendes Album veröffentlicht haben. Oder weil Bands wie Moose Blood und Woahknows sich langsam, aber sicher an die Oberfläche strampeln. Und natürlich, weil recht unvermittelt Cold Reading mit "Fractures and fragments" auf der Matte stehen.
Oder genauer: Weil "Fractures and fragments" vom ersten Moment weg klingt, als hätten die Energie von Taking Back Sunday und die Opulenz von Jimmy Eat World sich bei der Hand genommen und gleichzeitig wieder zu sich selbst gefunden. Dementsprechend vielversprechend zieht das Eröffnungsstück "Confessions" die Vorhänge zur Seite. Eine schüchterne Gitarrenfigur bekommt die ersten Worte an die Hand, bis die Geräuschkulisse nach einer Minute merklich anschwellen darf und einen Sound preisgibt, den man zwar kennt, aber zugleich lange vermisst hat. In etwa genau so funktionieren das gelungene "Safe & sound" und das furiose "Oh brother". Songs sind das, die es gar nicht eilig haben, die ihre Ideen nach und nach auserzählen und gerade durch diese Ruhe ungemein an Glanz gewinnen. Meister in dieser Kategorie wird schlussendlich "Remember", das sich über drei Minuten gönnt und seinen Ausbruch letztendlich so viel anders gestaltet, als man das zunächst erwartet hätte. Schön, wenn man auf bekanntem Terrain doch noch von Zeit zu Zeit überrascht wird.
Und immer dann, wenn der Hang zur langsam erklommenen Pointe ein wenig Überhand zu nehmen droht, ziehen Cold Reading das Tempo merklich an und servieren Songs wie "Losing ground", oder "Everything we're longing for". Stücke, die das Gesamtbild auflockern und dennoch zu keiner Zeit Gefahr laufen, per Vollsprint aus dem Rahmen zu fallen. Denn den Rahmen bilden trotz allem – da kann der Promotext noch so sehr den Begriff Alternative-Rock bemühen – zumeist über jeden Zweifel erhabene, gemächliche Emo-Stücke. Das reicht zwar nicht für Revolutionäres. Wer will, darf aber spätestens nach dem intensiven Titeltrack und Closer gerne das Wort "Revival" in den Mund nehmen.
Highlights
- Confessions
- Oh brother
- Fractures and fragments
Tracklist
- Confessions
- Safe & sound
- Moons of Jupiter
- Oh brother
- Remember
- Losing ground
- Flowers
- Everything we're longing for
- Fractures & fragments
Gesamtspielzeit: 38:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Beefy Postings: 450 Registriert seit 16.03.2015 |
2016-07-02 00:18:07 Uhr
Auf jeden Fall haben die Jungs etwas mehr Beachtung verdient als diesen einen Beitrag hier. Wer auf poppige Sparta und TBS steht, sollte hier definitiv mal reinhören. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24605 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-11-17 21:23:06 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Moose Blood; Everton; Jimmy Eat World; Rika; Woahknows; Recover; Taking Back Sunday; The Ataris; Boys Night Out; Silverstein; Story Of The Year; Finch; Fall Out Boy; Plain White T's; Yellowcard; Hawthorne Heights; My Chemical Romance; Matchbook Romance; Lostprophets; Metro Station; Foo Fighters; 3 Colours Red; Rival School; Feeder; Third Eye Blind; Senses Fail; Funeral For A Friend; Aiden; Evergreen Terrace; The Movielife; Saves The Day; Story Of The Year; Rufio; Good Charlotte; Brand New; The Juliana Theory; Straylight Run; Nikola Sarcevic; Matt Skiba; Kevin Devine; Joey Cape; Tony Sly
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- Cold Reading - Fractures and fragments (2 Beiträge / Letzter am 02.07.2016 - 00:18 Uhr)