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5 Seconds Of Summer - Sounds good feels good

5 Seconds Of Summer- Sounds good feels good

Capitol / Universal
VÖ: 23.10.2015

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Second chance

Zumindest jene, die in Pixars "Alles steht Kopf" Rileys erfundenen ersten Freund sahen und ihn für das fünfte Mitglied von 5 Seconds Of Summer hielten, hätten ahnen müssen: Die australischen Pop-Punker treffen einen Nerv und verschwinden nicht so bald. Das vollkommen substanzlose Debütalbum "5 Seconds Of Summer" von 2014 hatte zwar lediglich die ausgelutschtesten Einfälle rund um Teenie-Probleme der ohnehin einfallslosen Kollegen von Simple Plan und Konsorten um eine Werbung für American Apparel erweitert, doch Qualität ist ja bekanntermaßen nicht alleiniger Schlüssel zum Erfolg. Trotz der Hoffnungen, es nur mit einem One-Hit-Wonder zu tun zu haben, liegt nun tatsächlich "Sounds good feels good" vor.

Die Vorabsingle "She's kinda hot" sagt bereits alles über die Weiterentwicklung dieser Vier-Mann-Armee an erträumten ersten Freunden aus, indem es die erste Rutsche an Klischees mitnimmt. Was dann noch liegen bleibt, räumt "Broken home" ab, in dem Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben. Zwei willkürlich herausgepickte Songs machen schon den halben Strike. Und mehr "Nanana"s als jedes polyphone Handy jemals abspielen könnte, gibt es für die mitkreischenden Fans noch gratis obendrauf. Ach ja, natürlich waren diese süß durchgestylten Boys früher auch noch die Außenseiter in der Schule und haben sich mittels Gitarren zu großen Rebellen gemausert, ist klar. Dieses Rebellentum ist zwar so unspannend, dass jede Mutter ihrer Tochter wohl einen solchen Freund wünschen würde, aber wen juckt's? "Was springt dabei heraus?", ist wohl eher die große Frage. Platz 3 der deutschen Album-Charts und der erste Platz der US Billboard 200 für "Sounds good feels good". Muss hier der erste polemische Abwehrmechanismus eines Musikrezensenten vielleicht einer differenzierteren Betrachtung weichen, eine zweite Chance gewährt und ein Neustart gewagt werden?

Selbstverständlich ist es wahnsinnig einfach, 5 Seconds Of Summer nicht ernst zu nehmen, zu verreißen oder als egal abzustempeln. Allerdings sind diejenigen, welche sich angesichts ihrer großen und lautstarken Gefolgschaft nicht zu unrecht als "kings and the queens of the new broken scene", "the leaders of the not coming backs", "the voice of a new generation" inszenieren, schon allein wegen der Fanscharen nicht egal. Völlig wertfrei muss man den Jungs zugutehalten, dass "Hey everybody" oder "Money" durchaus das Potenzial haben, ähnlich zu wirken wie "Stacy's mom" oder "All the small things" einst. Bei "Jet black heart", dem Versuch einer Powerballade, fliegen die Kerlchen durch Nichtssagendes der Marke "Everybody's got their demons" und Kitsch im schlechten Sinne wie "Cause I've got a jet black heart / And there's a hurricane underneath it" zwar ordentlich aufs Lippenpiercing, aber immerhin werden die Untiefen von "She's kinda hot" nicht mehr erreicht, und das ist doch auch was.

Ausgerechnet der stärkste Track des Albums, "Permanent vacation" offenbart schließlich das größte Problem der Australier. Wenn Michael Clifford nach ein paar netten Hooks und vorsichtig angedeutetem Nonkonformismus schließlich zur Bridge ansetzt, erinnert das unweigerlich an Billie Joe Armstrong, der in "Holiday" ins Megafon faucht. Während dort die Figur des Jesus of Suburbia mit politischem Zündstoff um sich schmeißt und gegen die bestehende Gesellschaftsform aufbegehrt, müssen 5 Seconds Of Summer auf die Frage, was sie denn noch zu sagen haben, abgesehen davon, dass sie die Stimme der neuen Generation seien, antworten: "Eigentlich nix. Das war's schon." Für die Stimme der neuen Generation von Beamten, Lehrern und Versicherungsvertretern mag das weichgespülte Rebellentum phasenweise langen, aber etwas Subversives geht von diesen Lausbuben nicht aus. Jene künftigen Lehrer werden in Jahren allerdings leicht verschämt auf ihre Platten von 5 Seconds Of Summer blicken. Wobei es ja auch Leute geben soll, die in ihren Dreißigern "Teenage dirtbag" immer noch klasse finden. Und es soll auch die besagten Green Day geben, deren Werdegang 5 Seconds Of Summer gerne kopieren können.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Permanent vacation

Tracklist

  1. Money
  2. She's kinda hot
  3. Hey everybody
  4. Permanent vacation
  5. Jet black heart
  6. Catch fire
  7. Safety pin
  8. Waste the night
  9. Vapor
  10. Castaway
  11. The girl who cried wolf
  12. Broken home
  13. Fly away
  14. Invisible
  15. Airplanes
  16. San Francisco
  17. Outer space / carry on

Gesamtspielzeit: 64:39 min.

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