Jamie Woon - Making time
Polydor / Universal
VÖ: 06.11.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Heißkalt
Lang, lang hat er sich Zeit gelassen, der Jamie, der Woon: Im Frühjahr 2011 überraschte der gebürtige Londoner mit seinem Debütalbum "Mirrorwriting", das irgendwo zwischen kühler Electronica und warmem Soul für jeden die richtige Temperatur bereithielt. Viereinhalb Jahre sind nun ins Land gezogen und mit ihnen vielleicht sogar leise Zweifel, ob der Brite noch immer so ziel- und stilsicher diverse Genres zusammenschrauben kann. Die zehn Songs auf "Making time" sollen jetzt die Antwort darauf geben und es sei versichert: Das gelingt ihnen ohne Probleme.
Dabei macht Woon nicht wesentlich viel anders als noch auf seinem Erstlingswerk. Nach wie vor vertraut er auf seine starke, in Karamell gebadete Stimme, die dem Wörtchen Soul wirklich alle Ehre macht. Seine Arrangements denken den Soul-Begriff indes weiter, gehen weg von klassischen Strukturen und öffnen sich weitgehend minimalistischen Electronica-Inszenierungen. Dass diese Verbindung ganz hervorragend funktionieren kann, haben in den letzten Jahren viele Künstler bewiesen. Doch nur wenige zeigten so viel Fingespitzengefühl wie Woon, erzeugten mit so wenig Aufwand derart große Stimmungen.
Bereits die vorab veröffentlichte Single "Sharpness" macht große Lust aufs Album: Über einen lässig rollenden Beat flüstert Woon zunächst sachte los, im Hintergrund knuspert es atmosphärisch, ehe der Song mehrere Wendungen nimmt und am Ende doch vor allem eines ist – ein verdammter Hit. Das folgende "Celebration" schmuggelt sich durch seine schattigen Strophen ins coole Licht der einsetzenden Bläser, die der Nummer eine herrliche Aura verleihen. Ähnlich gelungen ist der fantastische Opener "Message", der mit seinem drängenden Bass und den fiependen Störgeräuschen eine spannungsgeladene Atmosphäre kreiert.
In der zweiten Hälfte von "Making time" versteckt der Engländer dann die etwas abseitigeren Stücke, so wie das reduzierte – in Bayern würde man sagen: nackerte – "Skin": Im Zentrum steht der Schmelz auf Woons Stimme, drumherum pluckert und glackert es rhythmisch, die Melodie ergibt sich rein aus dem Zusammenspiel dieser beiden Komponenten. Für das abschließende "Dedication" nimmt sich der britische Sänger dann gar sieben Minuten, ohne dass der Song an Dringlichkeit einbüßt. Und als Hörer ist man freilich gern bereit ihm diese Zeit zuzugestehen. Insbesondere, wenn Woon verspricht sich fürs nächste Album etwas mehr zu beeilen.
Highlights
- Message
- Sharpness
- Celebration
Tracklist
- Message
- Movement
- Sharpness
- Celebration
- Lament
- Forgiven
- Little wonder
- Thunder
- Skin
- Dedication
Gesamtspielzeit: 41:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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AliBlaBla Postings: 6584 Registriert seit 28.06.2020 |
2022-02-06 17:36:41 Uhr
Mal wieder gehört, -- und für gut befunden! Weiß jemand d, was aus ihm überhaupt wurde? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27326 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-01-22 15:57:35 Uhr
JAMIE WOON kommt mit Band für vier Konzerte Um die vier Jahre hat sich Jamie Woon mit seinem neuen Album Zeit gelassen, um sich neu zu erfinden. Das hat Woon mit „Making Time“ geschafft. Die Tracks seines zweiten Albums sind viel R'n'B- und Soul-lastiger als die seines Debütalbums „Mirrorwriting“. Inspiriert von D’Angelos Album „Voodoo“, engagierte Woon eine Live-Band für die Aufnahme seines Albums und entfernt sich somit weit von den Elektro-Wurzeln des Debüts. Mit Elementen aus Jazz und Folk ist „Making Time“ ein Testament für die Stärke traditioneller Musikkomposition: simple Gitarrenchords, lässige Basslines und anspruchsvolle Texte - Jamie Woon hatte noch nie Probleme mit seiner Stimme all das auszudrücken, was gesagt werden muss. Im April kommt Jamie Woon mit seiner Band für vier Konzert nach Deutschland: 09.04.16 Frankfurt/Main, Zoom 15.04.16 München, Technikum Kultfabrik 22.04.16 Berlin, Heimathafen Neukölln 23.04.16 Hamburg, Laeiszhalle Melt Booking |
Placebo |
2015-11-09 12:53:32 Uhr
Schon das letzte Album war ein Hörgenuss. Ich erwarte viel. Rezension liest sich ja schon mal gut. |
Dan Postings: 367 Registriert seit 12.09.2013 |
2015-11-05 01:29:08 Uhr
"Sharpness" fand ich irgendwie recht wirr und überhaupt nicht so gut... Mal sehen, wie die anderen Tracks so ausgefallen sind... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27326 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-11-04 21:22:12 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
The Weeknd; James Blake; How To Dress Well; Jamie Lidell; Katy B; Clare Maguire; Justin Timberlake; Usher; Craig David; The xx; Jamie xx; JJ; FaltyDL; Nicolas Jaar; Joy Orbison; Ghostpoet; Nosaj Thing; Frank Ocean; D'Angelo; Lunice; Fantastic Mr Fox; Mount Kimbie; Darkstar; Burial; Glasser; Kode9 & The Spaceape; Magnetic Man; Scuba; Ramadanman; Siriusmo; Oriol; Toro Y Moi; Matthewdavid; Actress; Com Truise; Andreya Triana; Austra; Julianna Barwick; Autre Ne Veut; The Hundred In The Hands; Violens; Twin Shadow; Hercules And Love Affair
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