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Roots Manuva - Bleeds

Roots Manuva- Bleeds

Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 30.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Krieg und Frieden im 4/4-Takt

Der vielleicht größte Einfluss auf die Texte von Roots Manuva dürfte Leo Tolstoi sein. Immerhin schreibt die Literaturgeschichte dem russischen Autoren zu, er habe den Bewusstseinsstrom mit seinem Roman "Anna Karenina" erfunden. Was sollten Rapper auch lieber tun, als ihren Intellekt zeigen? Eben. Und kaum jemand dürfte so mit dem Stream Of Consciousness in seinen Texten umgehen wie Roots Manuva. Gedanken fragmentieren und dekonstruieren, von Assoziation zu Assoziation springen - nur wenige Künstler bekamen das so unter wie Rodney Hylton Smith, was er auf seinem sechsten Album "Bleeds" erneut beweist. Nun war HipHop aus Großbritannien nie einer Tradition irgendeines goldenen Zeitalters des eigenen Genres verhaftet, der Sound von der Insel neigte von Anfang an zu Experiment und Düsternis. Roots Manuva fand von seinem Debüt an einen eigenen Zugang zum Rap, zu seinem Sound. Auf "4everevolution" fuhr er dafür Chöre, Grime und Beats auf. Mit 43 Jahren dreht Smith seinen Ansatz aber noch einmal auf links. Denn "Bleeds" könnte kaum mehr Antipode zu seinem Vorgänger sein.

Endlich fließen die verschiedenen Einflüsse in seinem Sound wieder zusammen. Dunkler Soul schluckt Dub, versinkt in Beats, läuft auf Grund bei Electronica. "One Thing" spult für ein paar Sekunden sogar mal Drum'n'Bass rein, bevor die Hook wieder den Bass aus den Boxen tropfen lässt. Dazu rappt Smith in "One thing" Weisheiten wie: "My gang flow do promote the holy ghost, praise his name invoke the holy ghost / When I shake my tambourine I shake that ever so keenly / My only wish is to get a Lamborghini / My girlfriend loves snakeskin bikinis." Wer ist dieser Tolstoi? Und genau darauf lässt Smith "I know your face" folgen, das dramatische Streicher und Melodramatik auffährt. Dazu lässt er seine Stimme fallen, zittern, beben. Zu den Worten kommt auf "Bleeds" mehr und mehr die Darbietung. Smith gibt hier nicht nur den Erzähler der Geschichten, sondern auch ihren Darsteller. Aus der Rolle fällt er bei keinem der zehn Tracks.

Der größte Einfluss dieses Albums könnte der Schmerz sein – der Weltschmerz. Das wütende "Crying" verpufft im unruhigen "Facety 2:11", das Four Tet produziert hat, Kieran Hebden verknüpft seinen typischen Sound perfekt mit dem Rhythmus, sodass die Worte mehr auf den Beats liegen. Bejubelten alle HipHop-Blogs natürlich, denn schon lange gab es kein so interessantes und überzeugendes Instrumental in einem Track. Roots Manuva gehört immer noch zu den Ausnahmeerscheinungen, nicht nur im britischen Rap, sondern auch im internationalen Vergleich. Was einerseits am fehlenden Willen zur Innovation seiner Kollegen liegt, andererseits an seinem Willen zur Evolution ohne Grenzen. Der "Kultur von Bass und Verb" sei er verhaftet, sagte Smith mal in einem Interview, "Bleeds" zeigt das wieder deutlicher als sein letztes Album. Dunkel, dramatisch - Krieg und Frieden in der eigenen Seele. Manchmal unaussprechlich. Große Künstler finden trotzdem Worte dafür – so wie Roots Manuva.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Crying
  • Facety 2:11
  • Stepping hard
  • I know your face

Tracklist

  1. Hard bastards
  2. Crying
  3. Facety 2:11
  4. Don't breathe out
  5. Cargo
  6. Stepping hard
  7. Me up!
  8. One thing
  9. I know your face
  10. Fighting for?

Gesamtspielzeit: 40:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
don corleone
2015-12-11 04:04:08 Uhr
Sehr stimmungsvolles, kräftiges Album. Was Rap betrifft eins der Besten dieses Jahr.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2015-11-04 21:21:16 Uhr
Frisch rezensiert!

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2015-09-23 19:01:28 Uhr
ROOTS MANUVA: "Don't Breathe Out" - Neuer Song vorab im Stream

Am 30. Oktober erscheint mit "Bleeds" das neue, wirklich umwerfend gute Album von Roots Manuva bei Big Dada / Ninja Tune.

Seit gestern Abend kann man einen neuen Song "Don't Breathe Out", bei dem uns teamintern ungelogen jedes Mal die Knie weich werden, Premiere gefeiert. Unbedingt reinhören: https://soundcloud.com/bigdadasound/roots-manuva-dont-breathe-out-1

Rodney Smith aka Roots Manuva sagt dazu: "Lyrical rogue values in neo-spiritual rare groove, rehash bash on the edge of the funk that made the soul, but seek to refine a modern approximation of ‘Gospel for the out of box thinkers’. Let the funk forgive us for failing to work with the basic mechanism of ‘clap, sing, rap celebrate in the mutated shades of ragga funk, dub funk, techno funk future timeless travel on the lay lines of soul hip-hop fascination."

Rodney Smith gilt als einer der einflussreichsten UK-Rapper: seine Zusammenarbeiten mit den Gorillaz, The Maccabees, Leftfield, Coldcut bishin zu The Cinematic Orchestra u.v.m. dokumentieren seinen enormen Einfluss auf die heutige britsche Popmusik. Mit seinem 6. Studioalbum hat er nicht nur sein bis dato präzisestes und fokussiertestes Album produziert, sondern auch sein emotionalstes und stärkstes Werk seit seinem Durchbruch "Run Come Save Me".

Produziert wurde es gemeinsam mit dem jungen britischen Produzenten Fred, dem musikalischen Schwergewicht Four Tet, Adrian Sherwood und Switchs neuem Produktionsteam "With You".
Im kontroversen Albumtitel "Bleeds" bezieht sich der Künstler - in eigenen Worten - auf einen egozentrischen Scherz, Dinge in der Tradition von Jesus zu tun: "I’m ready to bleed for the artform". Abgesehen davon ist der Titel auch eine Anspielung auf die genre-übergreifende Musik von Roots Manuva, die von Hip Hop, über Reggae, Techno, Funk bis zu Neo-Klassik reicht: "liquid soul, the blood, the bleeds that paint infinite sacred wonders in our dreams and unfold in our day-to-day," wie Rodney Smith es ausdrückt.

Mit "Bleeds" hat Roots Manuva sich selbst übertroffen, widersetzt sich erneut jeglicher Genrezuordnung und liefert eines der besten Alben diesen Jahres. Verankert in der "culture of bass and verb", beschreibt sich Rodney Smith selbst - zu Recht - als "a British Black musical Mark Rothko" - und "Bleeds" ist das Meisterwerk des abstrakten Wortkünstlers.

"One Thing" gibt es weiterhin hier im Stream: https://soundcloud.com/bigdadasound/roots-manuva-one-thing-1

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2015-08-26 22:13:53 Uhr
"Bleeds" - das neue Werk von Roots Manuva erscheint am 30. Oktober 2015 auf Big Dada / Ninja Tune

Mit Roots Manuva ist einer der talentiertesten britischen Musiker und Interpreten wieder da und veröffentlicht in Kürze mit "Bleeds" ein neues, unglaubliches Album.

"One Thing" aus dem neuen Album gibt es hier bereits im Stream: https://soundcloud.com/bigdadasound/roots-manuva-one-thing-1

Rodney Smith gilt als einer der einflussreichsten UK-Rapper: seine Zusammenarbeiten mit den Gorillaz, The Maccabees, Leftfield, Coldcut bishin zu The Cinematic Orchestra u.v.m. dokumentieren seinen enormen Einfluss auf die heutige britsche Popmusik. Mit seinem 6. Studioalbum hat er nicht nur sein bis dato präzisestes und fokussiertestes Album produziert, sondern auch sein emotionalstes und stärkstes Werk seit seinem Durchbruch "Run Come Save Me".

Produziert wurde es gemeinsam mit dem jungen britischen Produzenten Fred, dem musikalischen Schwergewicht Four Tet, Adrian Sherwood und Switchs neuem Produktionsteam "With You".
Im kontroversen Albumtitel "Bleeds" bezieht sich der Künstler - in eigenen Worten - auf einen egozentrischen Scherz, Dinge in der Tradition von Jesus zu tun: "I’m ready to bleed for the artform". Abgesehen davon ist der Titel auch eine Anspielung auf die genre-übergreifende Musik von Roots Manuva, die von Hip Hop, über Reggae, Techno, Funk bis zu Neo-Klassik reicht: "liquid soul, the blood, the bleeds that paint infinite sacred wonders in our dreams and unfold in our day-to-day," wie Rodney Smith es ausdrückt.

Mit "Bleeds" hat Roots Manuva sich selbst übertroffen, widersetzt sich erneut jeglicher Genrezuordnung und liefert eines der besten Alben diesen Jahres. Verankert in der "culture of bass and verb", beschreibt sich Rodney Smith selbst - zu Recht - als "a British Black musical Mark Rothko" - und "Bleeds" ist das Meisterwerk des abstrakten Wortkünstlers.

Eine kleine Message von Roots Manuva zum neuen Album gibt es bei Facebook.

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