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Guy Garvey - Courting the squall

Guy Garvey- Courting the squall

Polydor / Universal
VÖ: 30.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Elle gespeichert

Wenn Guy Garvey singt, möchte man vor allen Dingen, dass er nie mehr damit aufhört. Das geht sporadisch einher mit einer dieser obskuren Vorstellungen im Kopf. Die so belämmert sind, dass sie hinter den verschlossenen Pforten irrlichtender Fantasie bleiben sollten. Völlig gaga und für nichts geeignet. Nicht einmal, um eine Rezension damit einzuleiten. Wobei: Irgendwann einmal klingelt es an der Tür. Dort steht der Elbow-Frontmann Guy Garvey, verirrt nach einer Kneipentour, umgeben von einer Whiskywolke und bei bester Laune. Er tritt ein, lässt sich nieder, intoniert den kompletten Kanon seiner Band und vertont alle Bücher im Haus, als seien es seine Songs. In der nahenden Not vokalistischen Stillstandes kramt man die Anleitungen der längst geschroteten Waschmaschine sowie die des vierzehntürigen schwedischen Kleiderschranks hervor. Man ist beseelt von weiteren Garvey-Geschichten, auch wenn sie das Wort Inbusschlüssel enthalten.

Eine weitere Platte mit Beteiligung des Herrn aus Manchester kommt also sehr gelegen, in Elbow-freien Jahren umso mehr. Nach 25 Jahren mit seiner Hauptband schart Garvey nun vorübergehend andere Musiker um sich. Völlig unbekannt sind diese ihm und der Hörerschaft aber nicht. Garvey, der lange schon mit I Am Kloot verbunden ist und teilweise auch als ihr Produzent fungierte, holte sich Peter Jobson für die Leadgitarre, aber vor allem Bassist Nathan Sudders (The Whip) spielt eine tragende Rolle auf "Courting the squall". Zum Beispiel im beinahe monoton unkenden "Unwind", das den stoischen Basslauf nebst trockenem Drumbeat aIs Duo-Hälfte zu einer leicht düsteren Grundierung verpflichtet und abgesehen von dezentem Background-Gesang, einzelnen gezupften Akkorden und Pianogeklimper auf jedwede Eruption verzichtet: "Can we find the trust we need just to unwind?" Der 41-Jährige betätigt sich einmal mehr als Beziehungspathologe und gibt zudem den Antagonisten für Eigenheimkampagnen: "That house, I cannot speak his name, but I would walk into his mouth and I would breakfast in the belly of the whale."

Musikalisch schickt der Brite uns auf eine kurzweilige Irrfahrt. Sie trägt den Namen "Angela's eyes", ist erste Single der Platte und feuert schräge Salven kruder Synthies ab. Die Chance, so etwas auf einer Elbow-Platte zu hören, tendieren gegen Null. Gleiches gilt für die angesengte Bläser-Adaption von George Michaels "Careless whisper" in "Belly of the whale". Man wäre aber wohl auch nicht in den Genuss eines Duetts mit Jolie Holland gekommen. Ihr gemeinsames, schummriges Jazz-Stück "Electricity" kommt leider zu spät für die Score-Gestaltung von "Boardwalk empire". "Courting the squall" bietet wenig herausfordernde Momente für den Hörer, was sich vernichtender anhört, als es in diesem Fall ist. Er muss sich angesichts von Stücken wie "Unwind" oder "Broken bottles and chandeliers" nicht fragen, ob er das zweite Ich des Guy Garvey mag. Denn es unterscheidet sich nicht elementar von seiner Rolle in der Band. Etwas weniger hymnenhaft, ja, aber nicht weniger einnehmend. Mit Elbow als Standard wirkt sein kalkulierbares Risiko ohnehin nur wie die Frage nach einem 15 oder 18 Jahre alten Glenmorangie-Whisky.

"Come grab a sleep on my floor, no more courting the squall." Rachael Gladwins Harfentöne wickeln sich um den TripHop-Beat des umwerfenden Titelstücks und den Hals des sanft gurgelnden Sängers. Während "Three bells" nur aus Bass und synthetischen Schimären besteht, ertönt im Background von "Yesterday" ein Mark-Lanegan-Mime. Vordergründig übermitteln die beherzt bespielten Pianotasten nahezu ungefiltert jeden Millimeter des Aufnahmeraumes, als sei das als Drohne verkleidete Ohr in die Szenerie geschleust worden. In "Harder edges" kulminieren unter dieser Vorgabe Jazz-Rhythmen, eine angefunkte Brass-Sektion und die Geister von Peter Gabriel und David Bowie. "Your voice has an easy melody, and I'm gently awake from a terrible dream", sagt Garvey und meint selbstredend nicht sich selbst. Wir schon.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Courting the squall
  • Harder edges
  • Unwind
  • Yesterday

Tracklist

  1. Angela's eyes
  2. Courting the squall
  3. Harder edges
  4. Unwind
  5. Juggernaut
  6. Yesterday
  7. Electricity
  8. Belly of the whale
  9. Broken bottles and chandeliers
  10. Three bells

Gesamtspielzeit: 45:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Rick Lüh

Postings: 212

Registriert seit 06.06.2014

2015-11-06 22:40:51 Uhr
Unwind ist gut, alle anderen Songs finde ich nicht gut!

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2015-11-06 20:16:13 Uhr
Danke an Deamon Cleaner fürs Lob und an ichundnichtdu für den Hinweis. "M" und "n" sind ausgetauscht.
Mehr als "Der Elbow-Frontmann" konnten wir aber nicht auf die Startseite schreiben :-)
ichundnichtdu
2015-11-06 19:53:36 Uhr
Boah, gut, dass er seine Visage präsentiert. Ich hätte es nach dem Newsletter fast ignoriert. Das müsst ihr doch in der Überschrift deutlich machen! Großer Elbowfan!

PS: Es heißt "Inbusschlüssel".

sugar ray robinson

Postings: 147

Registriert seit 14.06.2013

2015-11-05 23:26:22 Uhr
Enttäuschendes Album. Sag ich als Elbow-Fanboy, der auch von BARB! mega-enttäuscht war. Nein, an Elbow-Glanzmomente kommt hier nix aber auch gar nix dran. 6/10

Robert G. Blume

Postings: 909

Registriert seit 07.06.2015

2015-11-05 11:01:56 Uhr
Großartiges Album. Jahres-Top-Ten-Platte. Sag ich zwar als Elbow-Fanboy, aber es ist nicht so, dass mich Elbow nicht schon mal enttäuscht hätten (Build A Rocket Boys). "Courting The Squall" ist für mich ebenbürtig mit den besseren Elbow-Alben und mindestens bei einer 8/10. Und dieser "Careless Whisper"-Einwurf bei "Belly Of The Whale" bringt mich jedes Mal wieder zum Grinsen.
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