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Avatarium - The girl with the raven mask

Avatarium- The girl with the raven mask

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 23.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Frischer Sturm

Ist das nun Inzucht oder der Beweis für eine lebendige Szene? Normal kann man sich das eigentlich nicht ausdenken: Es ist 2012 und Leif Edling, seines Zeichens Bassist und Mitgründer der legendären Doom-Vorreiter Candlemass, gibt anlässlich seines Geburtstags zünftig einen aus. Auf der Party kommt er mit Opeth-Frontmann Mikael Åkerfeldt ins Gespräch, der ihm umgehend steckt, dass er ja schon längst einmal mit Edling ein Projekt auf die Beine stellen wolle. Als Edling kurze Zeit später tatsächlich loslegen will, ist Åkerfeldt allerdings in Sachen Opeth schwerst beschäftigt, so dass der motivierte Edling kurzerhand auf die Dienste des Evergrey-Gitarristen Marcus Jidell zurückgreift. Und als mit dessen Ehefrau Jennie-Ann Smith zügig der Posten am Mikrophon besetzt werden kann, kann es mit der frisch formierten Band namens Avatarium auch schon losgehen. Der Rest, sagt man gemeinhin so schön, ist Geschichte: Das gleichnamige Debütalbum im Jahr 2013 wird von Fans wie Kritikern gefeiert, und Avatarium können es sich auf Tour gar leisten, den stets hart am Rand des Burn-Out agierenden Edling zu Hause zu lassen, auf dass er sich ganz aufs Songwriting konzentrieren möge.

Denn auch für eine Supergroup um eine Genre-Ikone gilt: Der Erfolg des Debüts will wiederholt werden. Und bereits nach dem eröffnenden Titeltrack möchte man den ersten Durchlauf von "The girl with the raven mask" direkt wieder beenden. Was. Für. Ein. Unfassbares. Brett. Lediglich vier Minuten brauchen die Schweden, um mal eben ein neues Kapitel im Almanach der Genre-Highlights aufzuschlagen. Ja, richtig gelesen: Leif Edling hat mit Candlemass wahrhaft unsterbliche Klassiker geschrieben. Aber diese rohe Energie, diese Riffs, diese spielerische Leichtigkeit in der Disziplin, die Schwere und latente Düsternis des Doom mit der Spielfreude des Hardrock zusammenzuführen, das schaffen auch die ganz Großen nur in ganz besonderen Momenten.

Okay, also erstmal runter mit der Gänsehaut, um auch den übrigen sieben Songs die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Nur: Die blöde Erpelpelle will und will nicht verschwinden. So ist "The January sea" herrlich verwunschen und sinister und klingt dabei, als sei der Aufnahmeprozess per Zeitmaschine in die Siebziger verschoben worden. Und im folgenden "Pearls and coffins" wickelt die alles überragende Frontfrau den Hörer samt ein, umgarnt, schmeichelt – und öffnet doch nur die Tür ins Verderben. Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass sich Jennie-Ann Smith nahtlos in die Gilde der so charismatischen Vintage-/Doom-Sängerinnen wie Jex Thoth, Farida Lemouchi oder Elin Larsson einreihen kann. Fast kommt so etwas wie Dankbarkeit auf, dass im Mittelteil das Niveau auf "nur" gut heruntergefahren wird, was die Kompositionen doch noch irdisch wirken lässt. Auch wenn es schon spannend zu hören wäre, wie denn wohl der Beginn des einen Tick zu langen "Ghostlight" mit dem mächtigen Candlemass-Vokalisten Messiah Marcolin klingen könnte.

Dennoch, um auch dieses klar festzuhalten: Avatarium sind mitnichten Candlemass mit weiblichem Gesang. Sicher nicht. Denn es gelingt Edling auch auf dem zweiten Langspieler, wirklich jedem Song eine eigenständige Identität zu verleihen. Bei einem schmutzigen Groover wie "Run killer run" sind nicht etwa die triefenden Riffs solcher Klassiker wie "Epicus doomicus metallicus", sondern eher die orgiastische Spielfreude von The Devil's Blood ganz nah. Und das liegt eben gerade nicht am Geschlecht der Person am Mikrofon, sondern schlicht an starken Songs. Und doch wird überdeutlich, dass hier keine unerfahrenen Jungspunde am Werk sind, sondern Edling und auch Jidell ihre ganze Routine ausspielen können, unterstützt von einer Sängerin, die ebenso ein Glücksfall für die Band ist wie der übervolle Terminkalender eines Mikael Åkerfeldt. Wären da nicht die kleineren Längen in der Mitte und das durchaus verzichtbare "Iron mule", Avatarium hätten sich mangels Verbesserungspotenzial auflösen müssen. Doch auch so ist "The girl with the raven mask" eine faszinierende Platte, die das Genre zwar nicht neu erfindet, aber vehement auffrischt.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The girl with the raven mask
  • Pearls and coffins
  • Run killer run

Tracklist

  1. The girl with the raven mask
  2. The January sea
  3. Pearls and coffins
  4. Hypnotized
  5. Ghostlight
  6. Run killer run
  7. Iron mule
  8. The master thief

Gesamtspielzeit: 50:03 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27519

Registriert seit 08.01.2012

2015-11-04 21:17:27 Uhr
Frisch rezensiert!

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