Tom Jones - Mr. Jones
V2 / Zomba
VÖ: 04.11.2002
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ex-Bomb
Die Schlips-und-Kragen-Chefetage von RTL streitet noch. Was ist nun das TV-Megaevent des Jahres? Der Fall 23 Milliarden unschuldiger kleiner Holzsteinchen oder doch der Fall einer handvoll spotlightgeiler Halbpromis? Domino-Day oder Promi-Boxen? Obgleich der Domino-Wahn noch ins Haus steht, votiert die Schlips-und-Kragen-Fraktion von Plattentests online schon jetzt für die Faustkämpfe der Fernsehverbrecher. Und das nicht bloß, weil sich ein ganzer Haufen Leute die Fresse polierte, an die man selbst schon immer gerne mal Hand angelegt hätte, sondern vor allem wegen des Pausenclown-Auftritts von niemand geringerem als Tom Jones. Zum Wegschmeißen, wie aus Tom plötzlich ein schlecht gelifteter Horst wurde, der von der lasziven Eleganz einer "Sexbomb" nicht mehr als einen reichlich steifen Hüftschwung übrig ließ.
Während man noch darüber grübelt, welcher Gesichtsmetzger Tom Jones dermaßen entstellt haben könnte, flattert plötzlich des Haudegens neuestes Opus in die heimische Hütte. Grund genug, sich an dessen erfreulichen Vorgänger "Reload" zu erinnern, auf welchem sich von Robbie Williams über die Stereophonics bis Portishead nur die Allergrößten die Instrumente in die Hand gaben und Jones zu einem Comeback verhalfen, das sich gewaschen hatte. Nicht nur chartstechnisch ging die Platte ab wie Schmitz' Katze; unser Tommy-Boy war plötzlich auch jenseits von Blackjack-Tischen und Pokerrunden ein kredibler Künstler.
Die Wahl der prominenten Gehilfen fürs Album nach der Sensation gibt einem nun aber zu denken. Das Auge des Tigers muß am grauen Star erkrankt sein. Anders läßt sich jedenfalls nicht erklären, wieso ausgerechnet der ehemalige Collabo-King Wyclef Jean in den Produzentensessel gesetzt wurde, obwohl der momentan doch in einem Formtief steckt, das selbst die Leistungsschwäche von Jones' Schönheitschirurgen überschattet. Und da es ja nun wirklich kein Geheimnis ist, daß Onkel Pussycat sich am einarmigen Banditen stets wohler fühlte als beim Songwriting, kann sich jeder ausmalen, was für eine amtliche Katastrophe "Mr. Jones" geworden ist. That ain't a way to have fun.
Das 295. Album des inoffiziellen Bürgermeisters von Las Vegas ist in seinen guten Momenten schlecht, während die schlechten Augenblicke Peinlichkeitsregionen erforschen, in denen man bisher höchstens Zlatko und Jürgen zu Hause glaubte. Angefangen vom Arenal-Partywummern der Single "Tom Jones international" über die seelenlose Seichtigkeit von Boygroup-Geträller wie "Jezebel" bis zu Billboard-Balladen-Müll Marke "The letter" pullern sich Clef und Tom dermaßen konsequent ans eigene Bein, daß man zwischendurch schon mal nach einer versteckten Kamera Ausschau hält. Das hier ist aber die Realität. Bleibt also nur noch die Flucht in weit entfernte Traumwelten. Promi-Boxen Teil 2. Tiger gegen Tiger. Das hätte was.
Highlights
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Tracklist
- Tom Jones international
- Younger days
- Holiday
- Whatever it takes
- Heaven's been a long time comin'
- Black Betty
- Jezebel
- The letter
- This is my life
- We've got tonight
- Feel the rain
- I who have nothing
Gesamtspielzeit: 44:47 min.
Referenzen
Roberto Blanco; George Michael; Robbie Williams; INXS; Justin Timberlake; N'Sync; Backstreet Boys; Wyclef Jean; Michael Jackson; Bobby Brown; Babyface; D'Angelo; Usher; R. Kelly; Craig David; Prince; Terence Trent D'Arby; Elton John; Lionel Richie; Luther Vandross; Stevie Wonder; James Brown; Earth, Wind & Fire; Nathaniel Merriweather; N.E.R.D.; Gonzales; Cher
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