Destruction Unit - Negative feedback resistor

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 18.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kaputt und glücklich
Manche Leute können mit negativen Rückmeldungen einfach nicht umgehen. Für die letzte, misslungene Rezension gab es einen Rüffel vom Chef? Bei der PowerPoint-Präsentation im Meeting sind sämtliche Teilnehmer sanft entschlafen? Nicht einmal ein letztes Bier bekommt man mehr und stattdessen ob der eigenen Angetütertheit einen imperativen Fingerzeig zur Tür? Da kann es gelegentlich passieren, dass der abschlägig Beschiedene ordentlich Krach schlägt. Destruction Unit sind auch so Kandidaten. Wir von Plattentests.de wissen ja schon einiges – nicht jedoch, was dieser Band über die Leber gelaufen ist. Gemessen an dem Radau, den die fünf aus Arizona auf ihrem siebten Album veranstalten, mindestens eine ganze Läusearmee – wahrscheinlich aber noch Unerfreulicheres. Moment: bereits das siebte Album? Wie halten die das aus?
Laut Label war "Deep trip" im Jahre 2013 zwar "the first proper studio record" von Destruction Unit – doch wer weiß, wo eingangs der Nuller-Jahre Platten mit ruinösen Titeln wie "Self destruction of a man" oder "Death to the old flesh" eingeflext worden sind. Schrottplatz? Walzwerk? Sektionssaal der Rechtsmedizin? Und was hat den leider verstorbenen Jay Reatard geritten, dass er anfangs bei dem Getöse mittat, zumal Ryan Rousseau die Band ursprünglich als Synthie-Punk-Projekt gegründet hatte? Fragen, die bei der Bewältigung dieser schwer fassbaren 40 Minuten kaum weiterhelfen. Vielleicht hat der verblichene Garage-Rocker seinen einstigen Kollegen zu Lebzeiten ja einen guten Rat mit auf den Weg gegeben: Macht kaputt, was Euch kaputt macht. Weder der neueste noch der geistreichste Leitsatz – aber er funktioniert nach wie vor.
Auch wenn eine allzu plumpe Herangehensweise nicht Destruction Units Sache ist: "Disinfect" hantiert zu Anfang erst einmal ausgiebig mit Tupfer und wässrigem Geräusch-Antiseptikum, bevor sich die Schlinge aus übersteuerten Stahlsaiten, im Echogerät feststeckendem Gefauche sowie fortgeschrittenem Elchtest mit Tempowechseln und Blastbeats für Irre unweigerlich zuzieht. Gut lachen haben hier höchstens die Kollegen von Lightning Bolt: Die brauchen sogar nur zwei Leute, um ein solches Inferno aufzufahren. Dass das Quintett aus Phoenix anschließend ansatzweise Zugänglichkeit probt und bei "Salvation" oder dem tollwütig zuhackenden "Proper decay" verhältnismäßig melodiös kreisende Leads einführt, ist ein netter Versuch – ändert aber nicht viel den zahnschmelzsprengenden Kaputtnik-Qualitäten von "Negative feedback resistor". Knirsch!
Wie sich eine "Chemical reaction" im grob verzerrten Noise-Rock-Sinne anhört, verdeutlichte jedenfalls schon länger kein Track mehr so unmissverständlich wie diese sich tonnenschwer daherschleppenden drei Minuten – doch das war lediglich der erste Part. Der bedröhnte Schwippschwager "Chemical delight" sägt direkt danach so vernichtend zur Attacke, wie es sich vermutlich auch kein Steve Albini auf Pappe in seinen härtesten Big-Black-Zeiten hätte träumen lassen. Dass der "Judgement day" unmittelbar bevorsteht und es sich bei "If death ever slept" um einen irrealen Fall handelt, hat der Hörer zu diesem Zeitpunkt längst akzeptiert – und lässt sich vom triumphalen Abschluss "The upper hand" die streng riechende Freude erst recht nicht verderben. Glücklich, wer dieses Album hat, wenn es ihm mal richtig mies geht. Danach ist alles halb so schlimm.
Highlights
- Proper decay
- Chemical reaction/Chemical delight
- The upper hand
Tracklist
- Disinfect
- Proper decay
- Salvation
- Chemical reaction/Chemical delight
- Animal instinct
- Judgement day
- If death ever slept
- The upper hand
Gesamtspielzeit: 40:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MasterOfDisaster69 Postings: 1003 Registriert seit 19.05.2014 |
2015-10-30 17:32:43 Uhr
Genau. Geht teilweise richtig gut ab. Da macht ein gediegener Pogo bestimmt Spass zu. Mal schauen, wann die irgendwann nach Europa kommen, live bestimmt den Eintritt wert...und der Rezensent leidet wieder mal unter diesem Krach und ist glücklich, wen die 40 Minuten 'rum sind... gute 7/10 würde ich sagen. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34176 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-10-23 14:18:35 Uhr
Wollt nur mal bisschen reinhören und hab das Album gleich zweimal am Stück durgehört. Macht wirklich Spass. Und ich liebe den Sound. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27971 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-10-21 22:15:05 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
Lightning Bolt; Black Pus; Mindflayer; Black Dice; Gila Man; Mi Ami; Melt-Banana; The Locust; Part Chimp; Boredoms; HEALTH; Liars; Oneida; These Are Powers; The Mae Shi; Pop. 1280; Zulus; Slug Guts; Dope Body; Metz; Modey Lemon; Big Ups; Greys; Iceage; Fidlar; The Blood Brothers; Jaguar Love; Unsane; Pigs; Big Black; Rapeman; Shellac; Death From Above 1979; DZ Deathrays; Converge; The Dismemberment Plan; Coalesce; These Arms Are Snakes; The Dillinger Escape Plan; Botch; Hawkwind; Chrome; Don Caballero; Hella; Zach Hill; Mr. Bungle; Fantômas; Tomahawk; Rolo Tomassi; Iwrestledabearonce; Ex Models; Staer; Shit And Shine; Off!; Fucked Up; La Dispute; Touché Amoré; Child Bite; Mínus; Reykjavik!; Christiansen
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- Destruction Unit - Negative feedback resistor (3 Beiträge / Letzter am 30.10.2015 - 17:32 Uhr)