BTNG - Gewachsen auf Beton

Warner
VÖ: 18.09.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Der Souverän
Gleich zwei Tracks nimmt er sich, um sich vorzustellen. "B für mein Berlin, T für Trisomie, N für NIKEiD, G für George, Locke, der Boss", heißt es da. Und so ist es auch, weitestgehend. Eines vorweg: Das "B" steht nicht für "Bruder von"; das war ja die Sorge. Die berühmten Boateng-Brüder, groß geworden in dem Fußballkäfig im Wedding, das ist die Legende. Nur der Bruder von Kevin-Prince und Jerome, ein Rap-Debüt mit 32 Jahren, was kann das schon wert sein, was kann George Boateng schon können, da verbrennt einer das Geld und die Connections der Brüder. Mag man vielleicht denken. Ist aber ganz und gar nicht so. Er galt immer als der talentierteste der Boatengs, wenn es einer als Fußballer schaffen würde, dann er. George sah sich als Schatten der drei, der älteste Bruder, der Beschützer, dann aber wurden seiner Brüder zu Weltstars und er steht im Schatten der drei ("Schattenbruder").
"Was heißt hier Startkapital, ich hatte nur zwei Hände." Das ist jetzt nicht mehr ganz richtig, denn wenn Mario Balotelli Deine Tracks teilt und das "Welt"-Feuilleton vorbeischaut, dann beginnt man nicht von 0. Doch BTNG debütiert stark. Er hat für das Album einen Preis gezahlt, das ist zu spüren, und darum ist es auch etwas wert. Da ist dieses ständige Nebeneinander von Verletzlichkeit und Verletztheit und Kampfeslust, die Lektion, dass Messer leicht durch die Haut, aber nur schwer durch Narben gehen ("Gewachsen auf Beton"), und da ist Ghettoparanoia, da wird Ausschau gehalten nach VWs mit langen Antennen und Fahrern mit Funktionsjacken, ein halbes Gramm Gras auf einem halben Meter gerochen, die Autos der Konkurrenz nach Sixt-Aufklebern abgesucht. Es gibt ein Außen und ein Innen. Entweder Du bist im Käfig oder einer von da draußen.
Die Songs sind immer dann am besten, wenn er die Fäuste vor das Gesicht reißt, er ist immer dann am besten, wenn er offensiv ist ("Ghetto VIP", "Schattenbruder", "V12"). Und dann sind da diese anderen Tracks wie "Hier", "Himmel", "Wieder nach Hause". Sie sind musikalisch nicht die besten, aber wen interessiert das schon, denn wo hat man schon einmal gesehen, dass ein Rapper so zärtlich über sein Kind schreibt, ein Kind, das mit Trisomie 21 geboren ist? Während er ein paar Tracks später einen Motorblock besingt, sagt er in "Normal": "Du sagst, ich bin nicht normal? / Dein teures Auto ist mir völlig egal / Einhunderttausend Euro ist doch nur eine Zahl". Da hat jemand Perspektive, er braucht das Rapgame nicht, er kann draußen sein oder er kann drinnen sein, das entscheidet nur er.
Manchmal macht ihm aber auch jemand klar, wo sein Platz ist, wo er außen vor zu bleiben hat. Jeden Tag "ein bisschen FIFA, ein bisschen Shisha", mehr wird ihm nicht zuerkannt. In "Wieder zu Hause" erzählt er von einer Beziehung zu einer Frau, die aus andern Kreisen kommt, "ihre Eltern scheißen Geld". Er bekommt vorgeführt, dass sein Horizont doch nur der Berliner S-Bahn-Ring ist, wird von den Freunden der Frau verlacht, die er verprügelt, sie findet alles spannend wie in einem Film. "Er holt zwei Sunkist Orange und ein YUM-YUM-Nudelsnack / Und sie erzählt ihm, wie in Tokyo das Sushi schmeckt". Außerhalb seiner Welt warten bloß Demütigungen. Es ist die Straße, wo er der Souverän ist.
Highlights
- Gewachsen auf Beton
- V12
- Normal
- Wieder nach Hause
Tracklist
- Intro
- BTNG
- Gewachsen auf Beton
- Hier
- Kevlar
- Ghetto VIP
- Normal
- Schattenbruder
- Käfigtiger
- Himmel
- V12
- Wieder nach Hause
- BOA-Clan
- Zu viel erlebt
Gesamtspielzeit: 42:15 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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@Armin |
2015-10-27 09:22:11 Uhr
Keine! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28792 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-10-21 22:14:55 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
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