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Gin Wigmore - Blood to bone

Gin Wigmore- Blood to bone

Island / Universal
VÖ: 09.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gin zu Brause

Wenn Künstler von einem Genre in ein anderes wechseln, gibt es oft böses Blut. Vor allem alteingesessene Fans nehmen es Bands übel, wenn sie plötzlich Synthiepop machen, wie The Killers, oder die E-Gitarren auspacken, wie Mumford & Sons. Persönlicher Geschmack, "Sellout!"-Rufe und Reaktionen nach dem Motto "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" verschmelzen daher oft ungerechtfertigt zu einer Kakophonie sondergleichen, solange die Band, um die es geht, nur groß genug ist, um einer kritischen Anzahl von Fans auf die Zehen zu treten. Interessanter ist es daher ab und zu, wenn eine Künstlerin sich auf ungewohntes Terrain wagt, die weniger bekannt ist.

Auf Gin Wigmore trifft das zumindest hierzulande zu. In ihrer Heimat Neuseeland konnte sie zwar schon mit ihrem letzten Album "Gravel & wine" einige Erfolge feiern, aber am anderen, uns näher gelegenen Ende der Welt, ist sie bisher nicht so richtig aufgefallen. Selbiges gilt auch für ihren Stilwechsel auf "Blood to bone". Wer Gin Wigmore von ihrem zweiten Album kennt, kennt eine Künstlerin, die Popsongs schreibt, die nach Rockmusik klingen. Wer Wigmore jetzt für sich entdeckt, entdeckt eine Künstlerin, die einiges von Taylor Swift gelernt hat. Glücklicherweise größtenteils Gutes.

"Blood to bone" ist eine leicht verrußte Popplatte, aber trotzdem durch und durch genau das: Popmusik. Synthies und Klavier nehmen mehr Raum ein als die Gitarren, das Gewicht verschiebt sich in Richtung balladigerem Material, die Single zum Kopfschütteln in der Indie-Disco sucht man vergeblich. Wenn es nicht ein bisschen zu klischeehaft wäre, wäre man geneigt, den neuen Sound einzig Wigmores neuem Wohnort Los Angeles zuschreiben. Der Opener "New rush" hat diesen unterkühlten Sund und stoischen Rhythmus, der zunächst an die 80er Jahre erinnert, kurz bevor einem auffällt, dass das auch 2015 wieder der heiße Scheiß ist.

Das fehlende Krachen zu Beginn der Platte macht es recht leicht, die Songs schnell abzuschreiben. Schneller, verschwitzter, tätowierter, also ein bisschen dem Cover angemessener wird es allerdings auch im weiteren Verlauf von "Blood to bone" nicht. Spätestens während der Synthie-Orgel-Ballade "This old heart" wird allerdings klar, dass Gin Wigmore klasse Songs schreiben kann, egal, wie sie klingen, und dass sie außerdem genau weiß, wie sie ihre immer etwas flache, kratzige Stimme so einsetzen muss, damit man an ihren Lippen hängt.

Etwas Sympathie für Tasteninstrumente und eher getragene Geschwindigkeiten sollte man aber schon mitbringen, um sich nicht schon vor der Halbzeit gelangweilt abzuwenden. "Blood to bone" klingt und ist kompromisslos anders als "Gravel & wine" und nicht nur der halbherzige Versuch einer Stilanpassung. Man hört, dass Wigmore sich mit reduziertem Midtempo-Pop wie in "Holding on to hell" oder sogar zuckersüßem Melodie-Schwelgereien wie "DFU" wohlfühlt. Der martialische Titel und das passend dramatische Cover führen den Hörer zu Beginn eindeutig in die Irre. Umso schöner glitzern die Songs, nachdem man diese Bild-Ton-Schere überwunden hat. So ganz ohne Auf-die-Zehen-Treten geht es halt doch nicht.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Holding on to hell
  • DFU
  • I will love you

Tracklist

  1. New rush
  2. Nothing to no one
  3. This old heart
  4. Black parade
  5. Written in the water
  6. In my way
  7. Holding on to hell
  8. Willing to die
  9. Dfu
  10. 24
  11. I will love you

Gesamtspielzeit: 37:53 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2015-10-14 19:56:42 Uhr
Frisch rezensiert!

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