Wand - 1000 days

Drag City / Rough Trade
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Volle Kanne
Mangelnde Produktivität müssen sich Wand nicht vorwerfen lassen. Mit "1000 days" erscheint nun bereits das dritte Album binnen zwei Jahren. Es mag an der kalifornischen Sonne liegen, vielleicht spielen auch Substanzen, die Polizisten Elfenohren verleihen, eine Rolle. Sicher ist: Der hohe Output schadet in keinster Weise der Qualität. Irgendwo zwischen Blumenwiese und Raumstation irrlichtert die Band umher, unwiderstehliche Melodien und jede Menge Wahnwitz im Gepäck. Ausgehend vom Hippie-Folk und Psychedelic-Rock der späten 1960er-Jahre errichten die Musiker ein Wolkenkuckucksheim mit Mustern drauf. Und das sieht nicht nur gut aus, sondern tönt auch ganz formidabel.
Das emotionale Spektrum ist hierbei groß. Überdreht fröhliche Mitsingnummern wie "Paintings are dead" existieren problemlos neben psychotischen Abfahrten wie "Lower order". Einend ist lediglich die Tatsache, dass es kaum ein Song durch die MPU schaffen würde. Zu abgedreht sind die instrumentalen Einfälle, zu wahnwitzig die Sprünge zwischen den Extremen. Selbst an sich recht bekömmliche Tracks wie das halluzinierende "Broken sun" sind genau an den richtigen Stellen undicht. Die Folge: Akute Hirnerweiterung, Nebenwirkungen sind erwünscht und frei Haus. Auch "Sleepy dog" rockt sich ganz nonchalant in die geschlossene Abteilung, wobei Realitätsverlust selten spaßiger klang. Ganz und gar urtümlich wird es dann in "Dovetail": Die Zivilisation bleibt daheim, stattdessen wird getrommelt, bis dem Medizinmann die Schuppen von den Augen fallen.
Zur Erholung streuen Wand immer wieder akustische Verschnaufpausen ein, wobei vor allem der Titelsong zum entrückten Blumenpflücken einlädt. Langweilig wird es in der halben Stunde, die "1000 days" währt, nie. Zwar dudelt "Stolen footsteps" ein bisschen zu monoton dahin, die Gehirnwindungen werden danach jedoch äußerst effizient freigepustet. "Passage of the dream" ist eine Hymne. Ein Lied, mit dem man Sterne stehlen kann. Doch ganz die Bekloppten, die sie nun einmal sind, reißen Wand das Firmament danach komplett von der Käseglocke. Dreißig Sekunden Krach namens "Little dream" tilgen die letzten Zweifel. Wozu braucht man auch alle Tassen im Schrank, wenn man direkt aus der Kanne trinken kann?
Highlights
- Broken sun
- Paintings are dead
- Sleepy dog
- Passage of the dream
Tracklist
- Grave robber
- Broken sun
- Paintings are dead
- Dungeon dropper
- Dovetail
- 1000 days
- Lower order
- Sleepy dog
- Stolen footsteps
- Passage of the dream
- Little dream
- Morning rainbow
Gesamtspielzeit: 33:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Scholz |
2017-02-17 19:44:04 Uhr
Ein fantastischer, grandioser Rausch! Ein faszinierender, bekiffter, spaciger Carpet Ride! Mit einem Bein im kauzigen, abgedrehten, entfesselten Strudel des ganz frühen Prog, und mit mindestens sieben Beinen tief in der British Psychedelia. Spit-zen-mä-ßig! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25235 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-10-14 19:56:31 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
Ty Segall; Ty Segall Band; Ty Segall & White Fence; Epsilons; The Traditional Fools; The Perverts; Thee Oh Sees; Sic Alps; George Harrison; Barclay James Harvest; Temples; MC5; The Yardbirds; The Kinks; The Sonics; The Men; Black Lips; Sonic Youth; Kurt Vile; The Beach Boys; Brian Wilson; The Beatles; DIIV; Beach Fossils; The Chantays; Divine Fits; Midday Veil; Tame Impala; Foxygen; Pond; The Flaming Lips; The Byrds; Portugal. The Man; Pink Floyd; Surfer Blood; Fuzz; Party Fowl; Mikal Cronin; White Fence; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Real Estate; The War On Drugs; The Velvet Underground
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