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The Sheepdogs - Future nostalgia

The Sheepdogs- Future nostalgia

Warner
VÖ: 02.10.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

In bester Gesellschaft

Bluesrock ist ja der beste musikalische Seelentröster: Er nährt, er wärmt, und er gibt einem dieses Gefühl von Heimat inmitten der immerwechselnden Musiklandschaft. Und wenn man mal genug hat von intellektuellen Textspielereien und fancy Postrock-Tempowechseln, dann gibt es nichts Besseres, als sich das Gemüt von Leslie-Effekt und Lo-Fi-Geknister streicheln zu lassen. Ganz viele solcher Streicheleinheiten verteilen auch die Sheepdogs, die mit ihrem nunmehr dritten Studioalbum "Future nostalgia" so großartig grooven, dass einem vor Verzückung glatt die Wayfarer von der Nase rutscht. Dabei knüpfen die bärtigen Kanadier wie schon beim Vorgängeralbum "The Sheepdogs unmittelbar an die ganz Großen des Bluesrock- und Southern-Rock-Genres an und wecken damit gemäß dem Titel ein wohliges Gefühl der 70ies-Nostalgie.

Schon bei den ersten drei Songs werden angenehme Assoziationen an Lynyrd Skynyrd, Creedence Clearwater Revival und Bad Company geweckt, dieses Gefühl von Freiheit und zeitloser Lässigkeit macht sich breit, bei "Jim Gordon" gesellen sich dann noch die vertäumten Wilco hinzu, und bei Krachern wie "Bad lieutenant" oder "Nothing all the time" muss man schon ein völliger Ryhthmuslegastheniker sein, um nicht unweigerlich mitzuschunkeln. "Plastic man" klingt wie eine gelungenes Mashup aus "You can't always get what you want" und "Ramblin' man". Bei "Same old feeling" wird dann noch das alte Saloonpiano entstaubt, und man möchte sich eigens für den Song eine Veranda zimmern, um auf selbiger sweet-tea-schlürfend den Nachmittag zu verbringen.

Ewan Curries souliges Organ trägt die Texte mit ebensoviel Coolness wie Gefühl vor und steht Fogerty, Rodgers und Konsorten in fast nichts nach. Sein warmes Timbre kommt vor allem auf dem Heuler "Back down" und der ersten Singleauskopplung "Downtown" zum Tragen und ergänzt sich hervorragend mit Rusty Matyas' Pitch-Shifter-Gitarre und Shamus Curries Hammond-Orgel. Die Themen der Songs sind – natürlich – maskuliner Freiheitsdrang ("Where I can roam", "Downtown"), der alltägliche Blues ("Same old feeling") oder romantische Hingabe ("Really wanna be your man"), hin und wieder garniert mit einem kleinen Augenzwinkern. Trotz einer stattlichen Länge von 18 Songs weist die Platte keine Durchhänger auf, sondern fließt ohne Skip-Material so vor sich hin.

Manche werfen dem Bluesrock ja eine gewisse Redundanz vor, aber Bands wie The Sheepdogs beweisen immer wieder aufs Neue, dass dieses Genre zum Glück nicht totzukriegen ist. Schließlich braucht man neben den Alt-Js, den Arcade Fires und den Foals dieser Welt manchmal auch einfach etwas Vertrautes, Unprätentiöses, das einen versteht, wie ein bester Kumpel, mit dem man auch mal ganz unintellektuell ein Bierchen zischen kann – oder vier. "Future nostalgia" ist genau so ein (vollbärtiger) Kumpel, und es bräuchte schon sehr viele Hördurchgänge, bis sich Katerstimmung einstellt. Als Gegenmittel kann man dann ja "This is all yours" auflegen.

(Martina Bähring)

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Highlights

  • Downtown
  • Bad lieutenant
  • Back down
  • Where I can roam

Tracklist

  1. Gonna be myself
  2. Really wanna be your man
  3. Downtown
  4. Jim Gordon
  5. Bad lieutenant
  6. Jim Sullivan
  7. Back down
  8. Help us all
  9. Take a trip
  10. Same old feeling
  11. Nothing all of the time
  12. Darryl & Dwight
  13. Where I can roam
  14. The bridge city turnaround
  15. Plastic man
  16. Giving it up (for my baby)
  17. I get by
  18. Where I can roam (reprise)

Gesamtspielzeit: 49:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Menikmati

Postings: 467

Registriert seit 25.10.2013

2016-02-09 21:42:33 Uhr
Dieser sogenannte classic-rock, southern-blues oder wie man es auch immer nennen will, lebt davon, dass er sich nicht wesentlich weiterentwickelt. solidität als höchstes gebot. innovation fehl am platz. und das ist ok. denn genau genommen sind vielleicht zwei prozent der gehörten bands so etwas wie innovativ - auch wenn sie vielleicht vorgeben dies zu sein. dennoch gehen the sheepdogs weiter als ihre mitstreiter. wer eimal durch die südstaaten gereist ist, weiss was das heisst. das meiste tönt gleich, fast alles folgt der gleichen prämisse. der konsument hat derweil die wahl zwischen country (nashville), classic rock (überall), bluegrass (west virginia) oder blues (mississippi-delta). und genau diese einfältigkeit ist das tolle daran, weil sie - und das ist jetzt keine abgelutschte floskel - tatsächlich das jeweils lokale lebensgefühl beschreibt..wer den spagat wagt, wie sheepdogs hin zum alternativen, melodiösen rock ist ein wahrer innovationstreiber.

mulehead-olli

Postings: 1

Registriert seit 07.02.2016

2016-02-07 09:46:29 Uhr
"Der typische Sheepdog-Hörer scheint sich nicht auf Plattentests nicht einzufinden."

Da könnte was dran sein. Aber auch die Rezensenten scheinen hier und da nicht zur Zielgruppe althergebrachter und weitgehend innovationsfreier Rockmusik zu gehören.
In diesem Fall ist im Text häufig von Bluesrock die Rede - allein auf Future Nostalgia ist kein Bluesrock zu hören! Als Eckpfeiler werden Uraltikonen wie Bad Company, Lynyrd Skynyrd und CCR genannt - zumindest die ersteren Beiden haben nie einem Bluesrock gefrönt, jedenfalls nicht originär.
So könnte der eine Leser oder andere interessierte Leserin bei dieser Rezension etwas in die Irre geleitet werden - handelt es sich bei "Future Nostalgia" doch viel eher um die 'Classic Rock'-Schublade, in diesem Fall in der gut abgehangenen, unaufgeregten Spielart, teilweise sehr melodiös und durchaus mit Beatles-Affinitäten ausgestattet. Zudem lugt der Southernrock um nicht wenige Ecken. Feines, abgeklärtes Album!

Menikmati

Postings: 467

Registriert seit 25.10.2013

2015-10-16 17:09:24 Uhr
Der typische Sheepdog-Hörer scheint sich nicht auf Plattentests nicht einzufinden. Sehr wenig Resonanz für ein gutes Album. Der erste Eindruck ist gut - wenn auch Bluesrock im konventionellen Sinn. Also kaum verhipstert wie jener der Black Keys und Konsorten. Das tut der Qualität allerdings keinen Abbruch. Spontan gefallen mir allerdings die Vorgänger noch ein bisschen besser - da weniger breitbeinig.. Das ist denn auch deren Schwachpunkt, wenn ich einen hervorheben müsste.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-10-14 19:56:03 Uhr
Frisch rezensiert!

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