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Clutch - Psychic warfare

Clutch- Psychic warfare

Weathermaker / Rough Trade
VÖ: 02.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Pentatonische Kriegsführung

"First thing that I did / Was buy a pack of smokes / Check into a hotel / And consult my horoscope", singt Neil Fallon am Anfang von "X-ray visions", dem Opener von "Psychic warfare". Was nach dem Beginn einer leicht verdrehten Autobiografie klingt, ist tatsächlich der ernsthafteste Versuch eines Konzeptalbums, den Clutch je unternommen haben. Herausgekommen sind nicht nur die konkretesten Texte, die Fallon seit "The elephant riders" geschrieben hat, sondern auch die klanglich abwechslungreichsten Songs, die die Band seit einer ganzen Weile auf einem einzigen Album versammelt hat.

Lose zusammengehalten wird das Ganze vom Intro "The affadavit", in dem eine nicht näher benannte Person aufgefordert wird, sich doch bitte zu setzen und die Geschichte von Beginn an zu erzählen. Was folgt, ist eine postmoderne Mischung aus kleineren Anekdote und größeren Geschichten. Manche davon sind geradezu bodenständig. So zweifelt man erst ganz am Ende von "Your love is incarceration" daran, ob es sich beim Songtitel nur um eine Metapher handelt. An anderer Stelle tischt die Band Münchhausen-Geschichten auf. Soundtechnisch passen Texte und Musik dabei immer bestens zusammen. "X-ray visions" ist atemloser Paranoia-Rock, der auch hervorragend auf den Vorgänger "Earth rocker" gepasst hätte. "Firebirds" spinnt die Geschichte mit dem Satz "Outside of Needles / I nearly lost my mind", Energiewaffen und den titelgebenden Muscle Cars angemessen im gleichen Tonfall weiter, bevor "A quick death in Texas" den Blues auspackt, weil sich der Erzähler natürlich mit der falschen Frau eingelassen hat.

Klingt "Psychic warfare" also zu Beginn noch sehr nach dem exzellenten Vorgänger, sucht die Platte ab hier ihren eigenen Weg. Clutch schaffen es weiterhin, ihren Sound von Album zu Album immer ein bisschen so zu verschieben, dass sie nie nach einer Selbstkopie klingen. Gerade die langsameren Stücke auf der zweiten Albumhälfte geben der Band zudem ein bisschen Platz, um zu zeigen, was für vielseitige Musiker sie eigentlich sind. Die fast einfühlsame Hymne "Our lady of electric light", der Schlachtengesang "Behold the colossus" und vor allem der filmreife Rausschmeißer "Son of Virginia" zeigen eine Band, die mit Schlagzeug, Bass, Gitarre und unglaublicher Leichtigkeit die unterschiedlichsten Stimmungen erzeugen kann, ohne technisch die Klangfarben zu ändern.

Der einzige Kritikpunkt an "Psychic warfare" scheint daher, immerhin dem Thema des Albums angemessen, ein bisschen schizophren. So gut die langsameren Songs für sich gesehen sind, so unvermeidlich drängt sich der Vergleich zu "Earth rocker" auf, einer Platte, die bis zur letzten Minute nur Vollgas kennt und auch deswegen so großartig ist. "Psychic warfare" klingt an einer oder zwei Stellen zum Ende hin dagegen ein bisschen zerrissen zwischen dem letzten richtig wütenden Aufbäumen in "Noble savage" und "Behold the colossus", dem – Verzeihung! – ein bisschen kopflosen "Decapitation blues" und "Son of Virginia", das eine etwas effektivere Einleitung verdient gehabt hätte, nicht nur, weil es die Platte so wunderbar verspult beendet, wie sie begann: "Truly, we are living in an age of wonder!"

(Maik Maerten)

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Highlights

  • X-ray visions
  • A quick death in Texas
  • Son of Virginia

Tracklist

  1. The affadavit
  2. X-ray visions
  3. Firebirds!
  4. A quick death in Texas
  5. Sucker for the witch
  6. Your love is incarceration
  7. Doom saloon
  8. Our lady of electric light
  9. Noble savage
  10. Behold the colossus
  11. Decapitation blues
  12. Son of Virginia

Gesamtspielzeit: 39:38 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27676

Registriert seit 08.01.2012

2015-10-14 19:52:18 Uhr
Frisch rezensiert!

Meinungen?
Oktofant
2015-10-13 14:42:46 Uhr
Also um es mal vorweg zusagen, ich finde es schlechter als Earth Rocker. Ich kann meinen Finger noch nicht in die Wunde legen, aber irgendwie fehlt irgendwas. Bis auf den Opener keine Highlights, dazu textlich irgendwie... meh.

Dein Name

Postings: 50

Registriert seit 14.06.2013

2015-10-13 12:04:11 Uhr
Meinungen?

Oder wird zur Sicherheit erst auf die Rezi gewartet?
Discuss
2015-07-31 00:12:54 Uhr
Neil Fallon = Jan Böhmermann mit Vollbart?
X-Ray Vision
2015-07-30 18:23:28 Uhr
http://www.billboard.com/articles/columns/rock/6648381/clutch-x-ray-vision-music-video-premiere
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