The BossHoss - Dos bros
Island / Universal
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Komm, hol das Lasso raus
So wirklich war das nicht absehbar. Als sich 2004 drei Berliner Werbetexter zusammentaten, um fortan Rocksongs zu countrifizieren, hielt dies so mancher für eine Schnapsidee. Auch als sich die musikalische Vertonung eines Werbespots für Eiscreme als Türöffner für einen Major-Plattenvertrag erwies, galten die Berliner immer noch als One-Hit-Wonder, als kleiner Gag am Rande. Diverse Touren, eine Castingshow und sieben Alben später lacht niemand mehr über The BossHoss. Denn "Dos bros", die achte Platte mit dem sicherlich überhaupt genau gar nicht von ZZ Top geklauten Namen, markiert tatsächlich das zehnjährige Jubiläum. Nach oben offene Chartplatzierungen und gefeierte Auftritte auf Festivals, bei denen Country-Platten ansonsten höchstens als dekorative Untersetzer genutzt werden, inklusive.
Zur Feier des Albums haben sich Alec "Boss Burns" Völkel und Sascha "Hoss Power" Vollmer dann auch konsequenterweise einen Kindheitstraum erfüllt und reisten dank gut gefüllter Produktionskasse ins ferne Nashville. Mit bestenfalls mittelmäßigem Erfolg, so viel steht zeitig fest. Denn natürlich werden sie erstmals mit externer Hilfe entstandenen Songs in gewohnter Pseudo-Südstaatenmanier dahingeknödelt, ohne wirklich Aufsehen zu erregen. Doch kurz bevor beim Titelstück das Frühstück angesichts des pappigen Drumcomputers und des höchst pubertären Videos den Weg an die Außenwelt antreten will, explodiert ein faszinierend cooler Refrain zum beherzten Mitgrölen. Und plötzlich wundert man sich überhaupt nicht mehr, wie es den Berlinern gelingen konnte, beim diesjährigen Wacken Open Air das komplett im Schlamm versinkende Publikum vor der Hauptbühne zum Ausrasten zu bewegen. Nachts um drei Uhr, wohlgemerkt.
Danach ist dann aber wirklich Schluss mit lustig. "I like it like that" mag noch dezent an den größten Hit der Band, "Don't gimme that", erinnern, ansonsten dominiert Langeweile bis Ärger über die auf die Dauer nur noch aufgesetzt wirkende Country-Attitüde. Daran können weder das dekorativ verschwitzte Doppelripp-Hemd des Frontmanns noch die dafür umso blankeren Brüste der Booklet-Models etwas ändern. Und es soll noch schlimmer kommen. Denn der Blick auf die Gästeliste der zweiten CD, einer Sammlung von Coverversionen, fühlt sich wie ein Trip in die Vorhölle an. Nena! Rea Garvey!! Xavier Naidoo!!! Doch ist der Würgereiz ob der gewohnt erbarmungswürdigen Performance des Mannheimer Wanderpredigers erst überwunden, findet sich eine dank der Unterstützung durch die niederländischen ESC-Teilnehmer The Common Linnets überraschend gefühlvolle Coverversion des Dolly-Parton-Heulers "Jolene". Und auch "The beautiful people" kann durchaus Spaß machen. Motto: Was Mambo Kurt kann, können The BossHoss schon lange.
Es wird also so wie immer sein. Wer noch nie etwas mit den Berlinern anfangen konnte, die so sehr Cowboys sind wie Karl May im Wilden Westen war, wird sich auch von "Dos bros" nicht in den Sattel helfen lassen. Und doch wird sich die Platte – nicht zuletzt durch die überaus clevere Selbstvermarktung – zügig die Charts von oben ansehen. In ihren guten Momenten mag man Alec Völkel und Sascha Vollmer sicherlich abnehmen, dass nicht die schnelle Kohle, sondern tatsächlich der Spaß an der Musik im Vordergrund steht. Denn wie sonst kann es sein, dass eine Band auf der Bühne vor Spielfreude sprüht und die größten Festivals hierzulande in tobende Rodeo-Arenen zu verwandeln imstande ist, während auf Tonträger der Reiz viel zu schnell verloren geht? Vermutlich reicht dies dem Kollektiv mit den eher weniger lustigen Pseudonymen sogar. Auch wenn der Preis derjenige ist, dass es immer schwerer fällt, The BossHoss künstlerisch ernst zu nehmen.
Highlights
- Dos bros
- Jolene (feat. The Common Linnets)
Tracklist
- CD 1
- Wait for me
- Dos bros
- Joyridin'
- Today, tomorrow, too long, too late
- I like it like that
- Star of the roadcrew
- She is a little B
- Tennessee woman
- I'm coming home
- Lady JD
- A cowboy's work is never done
- CD 2
- No diggity (feat. Xavier Naidoo)
- Jolene (feat. The Common Linnets)
- Geronimo (feat. Aura Dione)
- The beautiful people
- Walking away (feat. Rea Garvey)
- What I did for love (feat. Nena)
- Candy shop
- Thrift shop
- Easy
- Boom boom (feat. The Graveltones)
Gesamtspielzeit: 80:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
oh |
2015-10-15 10:14:48 Uhr
Das verstehe ich nicht. Ist das ein Witz? |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-10-15 10:07:14 Uhr
Der Titeltrack ist Highlight bei einem 4/10-Album? Ne Leute, echt nicht. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27674 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-10-14 19:51:04 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
The Twang; Hayseed Dixie; Big Daddy; Handsome Hank And His Lonesome Boys; Hot Boogie Chillun; Dick Brave & The Backbeats; Boppin' B; The King; Bananafishbones; Leningrad Cowboys; Reverend Horton Heat; Jason & The Scorchers; The Stray Cats; The Thompson Brothers Band; Bobby Bare Jr.; The Mavericks; BR5-49; Brooks & Dunn; Lee Majors; Steve Earle; Kid Rock; Ween; Lambchop; Uncle Tupelo; HGH; Merle Haggard; Johnny Cash; Willie Nelson; The Waltons; Rumble On The Beach; Tiger Army; The Masons; Mojo Nixon; Cliff Barnes And The Fear Of Winning; Fink; Cow; Cowboy Kollektiv; The Good Old Boys Blues Brothers Band; Global.Kryner; A Klana Indiana; Mambo Kurt
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