Coheed And Cambria - The color before the sun
Rykodisc / Warner
VÖ: 16.10.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Mitten im Leben
Kann die Welt für eine Band genug sein, der bisher nicht mal das Weltall ausreichend Platz für ihre bombastischen Prog-Rock-Kapriolen bot? Nach dem vorläufigen Abschluss ihrer sieben Alben und über 20 Comic umfassenden Sience-Fiction-Saga "The Amory Wars" üben sich Coheed And Cambria zum ersten Mal in ihrer Karriere in Reduktion. So wurde die neue LP nicht nur live in kompletter Besetzung und fast ohne Overdubs eingespielt, auch das Songwriting kommt um einiges bodenständiger und fokussierter als auf den Vorgängern daher. Selbst Bandkopf Claudio Sanchez versteckt sich nicht hinter pathetischen Lyrics über Energiestrahlen und Planetenkriege, sondern thematisiert ganz offen private Ereignisse wie die Geburt seines ersten Kindes oder die Liebe zu seiner Ehefrau in den neuen Songs.
Natürlich eine durchaus riskante Entscheidung, wenn man bedenkt, dass die Jungs damit einen Großteil ihrer bisherigen Trademarks aus dem Fenster werfen. Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass man auch als Hörer irgendwann einer gewissen Konzeptmüdigkeit erlag, selbst wenn man der Band bis dato kein schlechtes Album vorhalten kann. Trotz komplexer Songstrukturen, zahlreicher Tempowechsel und ausgeklügeltem Storytelling hatten sich Sanchez und Co. irgendwann in eine Ecke gegniedelt, in der sie in den Augen vieler nur noch gewohnte Kost darboten. Und es braucht sicher ein gewisses Maß an Radikalität, um aus dieser Ecke wieder herauszukommen, auch wenn Coheed And Cambria über die volle Distanz natürlich nicht ganz aus ihrer Haut können.
So besitzt der Opener "Islands" zwar auch ein bombastisches Intro, rockt danach aber sehr schnörkellos und eingängig weiter. "Colors" ist eine gefühlvolle Ballade in der Tradition von "Wake up" aus dem Album "Good Apollo I'm burning star IV Volume one: From fear through the eyes of madness", kommt aber im Gegensatz dazu ohne Tötungsphantasien aus. "The color before the sun" hat aber auch Tracks zu bieten, die man so noch nie von der Band gehört hat. Da wäre zum Beispiel das von zartem Picking begleitete "Ghost", das ihrem Repertoire eine neue folkige Facette hinzufügt und sich damit angenehm vom bisherigen Schaffen abgrenzt. Das hymnische "You got spirit, kid" pendelt sich irgendwo zwischen den späten My Chemical Romance und Queen ein und gefällt mit seiner fast schon rotzigen Attitüde.
Der letzte Song "Peace to the mountain" kommt trotz seiner Länge ohne überambitionierte Gitarrensoli aus und atmet ebenfalls die Leichtigkeit des Folk. Gerne hätten sich Sanchez und seine Jungs noch ein paar Schritte weiter in diese Richtung trauen können, dann wäre aus ihrem neuesten Werk ein absolutes Highlight in der Band-Diskografie geworden. Doch auch so hat sich der Ballastabwurf durchaus gelohnt, denn "The color before the sun" markiert zweifelsfrei einen wichtigen und durchweg gelungenen Wendepunkt in der Karriere von Coheed And Cambria. Die Welt ist ihnen nicht nur genug, sie steht ihnen nun auch offen. Die besten Geschichten schreibt schließlich das Leben.
Highlights
- Ghost
- You got spirit, kid
- Peace to the mountain
Tracklist
- Island
- Eraser
- Colors
- Here to Mars
- Ghost
- Atlas
- Young love
- You got spirit, kid
- The audience
- Peace to the mountain
Gesamtspielzeit: 47:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Gomes21 Postings: 5233 Registriert seit 20.06.2013 |
2016-12-15 21:14:48 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=MDYLh-cesYA&feature=youtu.beNeues Video zu 'Colors' krass sind die Seicht geworden, habe lange ncihts mehr gehört... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-01-22 13:25:15 Uhr
anlässlich der bevorstehenden Deutschland-Termine von COHEED AND CAMBRIA veröffentlicht die Band heute eine Unplugged-Version ihres Songs „Here To Mars“.Link zur Premiere auf ALLSCHOOLS.de: http://www.allschools.de/news/show/ALLSCHOOLS_PRESENTS_COHEED_AND_CAMBRIA_-_exklusive_Videopremiere_1453358851577 |
keenan Postings: 5309 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-11-18 11:34:03 Uhr
@ Wolfgang"Mir fehlen irgendwie die ganz großen Kracher und Melodien" was ist mit "atlas"? der vereint ja wohl beides perfekt und ist für mich ihr bester song seit "welcome home" :-D album rotiert bei mir mittlerweile ohne ende und gefällt immer besser. meine wertung hebe ich sogar auf 8/10 :-) auch die beiden bonustracks sind einfach wunderbar, eine ganz neue seite die man von den jungs hört. hätten sich auch gut ins reguläre album eingefügt :-) |
keenan Postings: 5309 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-11-11 12:01:58 Uhr
hier noch 2 bonustracks des albums:fangs of the fox (im stile von ghost) https://www.youtube.com/watch?v=kM2keR_N6i8 bridge and tunnel https://www.youtube.com/watch?v=prwBm18IoQE |
Johnny Drama |
2015-11-10 12:38:22 Uhr
Mir gefällt aus auch besser als die letzten Alben, wobei ich ein, zwei ruhige Songs gerne mal skippe.Second Stage 6/10 kann aber nicht dein Ernst sein!? Für mich ihr bestes Album. |
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Referenzen
Circa Survive; Shabutie; Rush; Yes; Dream Theater; Porcupine Tree; Led Zeppelin; The Fall Of Troy; Omar A. Rodriguez-Lopez; Sparta; The Mars Volta; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; The Blood Brothers; Saosin; Alexisonfire; My Chemical Romance; Cave In; At The Drive-In; Jane's Addiction; Refused; Thursday; Oceansize; Dredg; Glassjaw; From Autumn To Ashes; Jimmy Eat World; Boysetsfire; Thrice; Biffy Clyro; King Crimson; Foreigner; Kiss; Iron Maiden; Aerosmith
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