!!! - As if
Firefly / Universal
VÖ: 16.10.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die drei Fragezeichen
Was bleibt nach dem erstmaligen Abspielen von "As if", dem sechsten Studioalbum von !!!? Ein Ausrufezeichen, oder gar derer drei? Nein, nein, eher drei ganz dicke Fragezeichen, die wie im Comic um den Schädel kreisen, als hätte Superman gerade willentlich in den Daily Planet in Schutt und Asche gelegt und Lois Lane verfolgt das Spektakel aus der Nebenstraße. Doch !!! sind nun nach fast 20 Jahren Bandgeschichte eben bekannt dafür, statt Ausrufezeichen Fragezeichen zu setzen. Unangepasst, mit schrägem Erfindergeist, zerstörerisch und konstruktiv, wenn es um die Genres geht, die sie nach und nach zerstückeln und mal mehr oder mal weniger Dancefloor-tauglich zusammenschustern. Zuletzt wusste der Hörer gar nicht mehr, was die Band von ihm will.
Schwärmt man heute noch von den klaren Kanten auf "Myth takes", hat man sich insgeheim darauf geeinigt, dass "Strange weather, isn't it?" und "Thr!!!er" dann doch einerseits müde, andererseits gewollt ohne zündenden Funken vor sich hin paranoiern. "As if" ist weniger "als ob" als "was wäre wenn". Was wäre wenn Nic Offer und die übrigen Bandmitglieder plötzlich eine Motown-Band wären, fragt er sich in einem Spin-Interview. Oder DJ Rashad? Oder eben jene drei Fragezeichen über den Köpfen der Hörer?
!!! würden dann nicht anders klingen, als auf "As if". Es gibt kein durchgängiges Konzept, keinen roten Faden, der dem Hörer das Leben erleichtert. Als versuche man Playmobil-Männchen auf Lego-Steine zu pressen. Jeder Song ist ein eigener Bausatz und Offer durchstreift auf dem sechsten Album quasi alle Genres, die ihn seit 1998 beeinflusst haben. Klar bleiben nur die akzentuierten Beats, die Fußstapfen für die Tanzfläche eben. Die Frage ist nur: Stört das, erfrischt das und ist das alles einfach nur seltsam?
"All u writers" macht Spaß. Tiefe Stimmen, hohe Stimmen, zerfetzte Worte, klare Linie. Man kommt irgendwo bei Tone Loc und Grandmaster Flash heraus, wenn man nach den Wurzeln des Songs sucht. Neben den rund tausend anderen Einflüssen. "Sick ass moon" ist sanft, gutmütig, eigentlich keine typische Nummer Zwei auf einem Album, das zum Tanz auffordert. Es folgen ein bisschen Indie-Rock bei "Every little bit counts", ein Freiheitsruf bei "Freedom 15", den weder DJ Bobo noch William Wallace hätten besser akzentuieren können. Genau dort verortet man auch mal den Song: mitten in den Neunzigerjahren.
"Ooo" kauft sich im Dream-Pop ein. Einmal Beat, ein bisschen Funk mit Pop-Allüren, zweimal Beat wie bei Electric Six, wieder Funk, Indie-Disco mit Chor, Oldschool – so lassen sich die Songs von "All the way" bis "I feel so free citation needed" kurz umreißen. Selbsterklärend, dass die Bandbreite enorm, das Endergebnis allerdings eher durchwachsen ist. Offer hat im selben, oben zitierten Interview gesagt, dass er und Rafael Cohen von einer Krankheit befallen wurden: "Demo-itis". Sie haben aufgenommen und aufgenommen und aufgenommen und am Ende von Freunden und Bandmitglieder entscheiden lassen, welche Tracks auf der Platte landen. Genau so hört sich "As if" an.
Highlights
- All u writers
- Every little bit counts
- Lucy Mongoosey
Tracklist
- All u writers
- Sick ass moon
- Every little bit counts
- Freedom 15
- Ooo
- All the way
- Till the money runs out
- Bam city
- Funk I got this
- Lucy Mongoosey
- I feel so free citation needed
Gesamtspielzeit: 48:59 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-12-21 09:34:04 Uhr
Höre gerade noch mal richtig rein. Man muss sich wohl damit abfinden, dass sie kaum noch Musik für die Tanzfläche selbst machen, sondern mehr für die Lounge oder den Barbereich. "Louden Up Now" und "Myth Takes" sind da Geschichte.Wenn das akzeptiert wird, funktioniert die Musik in diesem Kontext aber sehr gut. |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-10-21 13:03:45 Uhr
Irgendwie hätte ich allerdings eher mit einem Verriss gerechnet. Finde vor allem den Text sehr positiv geschrieben. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33920 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-10-21 12:56:44 Uhr
Naja, die Vorgänger hatten 7.0, 8.0, 6.9 und 6.0... die waren denen also schon immer recht positiv gegenüber. |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-10-21 09:38:57 Uhr
Überraschend positive Rezension bei Pitchfork |
GV |
2015-10-15 22:43:34 Uhr
Platte gehört.Find das Teil überraschend gut. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
LCD Soundsystem; Radio 4; Franz Ferdinand; Mika; Shy Child; The Faint; Out Hud; Measles Mumps Rubella; Soulwax; Chicks On Speed; Chikinki; Delorean; Les Savy Fav; Thunderbirds Are Now!; The Rapture; Ratatat; Whirlwind Heat; Enon; ¡Forward Russia!; Le Tigre; Gang Of Four; Battles; Faraquet; Q And Not U; Nation Of Ulysses; The Oliver Twist; The Robocop Kraus; Monochrome; Ghinzu; WhoMadeWho; Tomboy; Primal Scream; Foals; Punks Jump Up; Beat! Beat! Beat!; Talking Heads; The Dance Inc.; Tokyo Police Club; Devo; Cut Copy; Hot Chip; Simian Mobile Disco; New Young Pony Club; Tom Vek; Fujiya & Miyagi; Yacht; We Have Band; WhoMadeWho; Friendly Fires; CSS; Holy Ghost!; Midnight Juggernauts