Peaches - Rub

I U She / Indigo
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Bedeutsamung
Sex ist überall, aber nicht überall gern gesehen. Der Nippel könnte ein Lied davon singen, wenn er dürfte. Merill Nisker, die sich Peaches nennt, weiß das. Seit dem Jahr 2000 erhebt die Amerikanerin ihre Stimme gegen Prüderie und Doppelmoral, indem sie die Dinge beim Namen nennt. Verbale Subtilität ist ihre Sache nicht, und auch auf ihrem neuen Album "Rub" ist ein Schwanz ein Schwanz und nichts anderes. Zitat aus "Dick in the air": "Balls and dick, two balls and one dick / Balls, balls, dick, dick, balls and dick". Kann man so stehenlassen.
Produziert wurde das Werk von Vice Cooler in Peaches Garage – wer nun aber eine Rückkehr zum Low-Fi-Electroclash früherer Tage erwartet, wird eine Überraschung erleben. "Rub" glitzert, glänzt – und knallt. Zu Highend-Bässen und peitschenden Drumsamples begrüßt in "Close up" niemand Geringeres als Sonic Youths Kim Gordon den Hörer. "Look to the right / Let me get a close up", raunt sie und Peaches leistet willig Folge. Immer dichter wird der Teppich aus Bassgrummeln und Trommelschlägen, ehe gegen Ende ein schräger Synthie dem Track die Krone aufsetzt. Dass die beiden beteiligten Damen nicht mehr ganz so jung sind, verleiht der Angelegenheit zusätzliche Wucht: Lust kennt keine Altersgrenzen.
Und so widmet sich Nisker in großer Bandbreite und mit voller Breitseite ihren Lieblingsthemen. Es geht um Säfte, Körperöffnungen und die Überwindung von Tabus, trotz aller Direktheit wird es jedoch nie unangenehm plump. Viel zu gewitzt und ironisch agiert die bald 50-jährige Musikerin. Grandios ist beispielsweise der stark an Goldfrapp erinnernde Titelsong, in welchem die olle Tante Emanzipation vom Elfenbeinturm ins Schlafzimmer geholt wird. Auch "Pickles" thematisiert "female empowerment" unprätentiös und forsch, ohne dabei altklug oder gar belehrend zu wirken.
Gerade das Augenzwinkernde ist es auch, das Unmöglichkeiten wie das mit Strass und Glitter überzogene "Dumb fuck" oder das keuchende "Vaginoplasty" zu spaßigen Angelegenheiten macht. Für solch offensichtliche Gaga-Hits würde man im Hause Germanotta mittlerweile wohl stattliche Sümmchen berappen. Doch Peaches kann auch anders, nämlich böse. Sehr böse: "Free drink ticket" rechnet schonungslos mit einem besonders widerwärtigen Exemplar der Männerwelt ab: "Who the fuck are you, I have no idea / You were shitting on me, how could I not smell it / Fuck you". Die Verletzlichkeit, die hier offenbar wird, zeugt davon, dass sich unter der Oberfläche weit mehr als nur jene Frau verbirgt, die gerne schmutzige Wörter sagt. "I mean something" singt sie folgerichtig gemeinsam mit Leslie Feist. Wie recht sie doch hat.
Highlights
- Close up
- Rub
- Free drink ticket
- Light in places
Tracklist
- Close up
- Rub
- Dick in the air
- Pickles
- Sick in the head
- Free drink ticket
- How you like my cut
- Vaginoplasty
- Light in places
- Dumb fuck
- I mean something
Gesamtspielzeit: 41:37 min.
Referenzen
M.I.A.; Nicki Minaj; Le Tigre; Chicks On Speed; Goldfrapp; Gossip; Avenue D; Mu; Electrocute; Lesbians On Ecstasy; Uffie; Modeselektor; Berlin; Lady Gaga; Yoko Ono; Suicide; Prince; Electric Six; Dev; Cex; Angie Reed; Miss Kittin & The Hacker; Sid LeRock; Black Strobe; Bunny Rabbit; Scissor Sisters; Mocky; Adam Green; Miley Cyrus; Taylor Swift; Pussy Riot; Lady Sovereign; Lily Allen; Ke$ha; Puppetmastaz; Kim Gordon; Feist
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