Barrence Whitfield & The Savages - Under the savage sky

Bloodshot / Rough Trade
VÖ: 21.08.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Kicks für Kids
Ein Karate-Kick an den Kopf junger Kids – so beschreibt ein britischer Journalist dieses Album. Ob sich der 60-jährige Barrence Whitfield wirklich den Nachwuchs als Feind auserkoren hat, bleibt Spekulation. Dass diese Platte unbestritten Gefahr ausstrahlt, ist dagegen bereits nach dem ersten Ton klar. "Under the savage sky" ist die 13. Veröffentlichung des Sängers aus Florida, der unbeirrt an seiner Mischung aus dreckigem Garage-Rock und Soul-Gesang festhält. Den Zeitpunkt seiner späten Geburt wird Whitfield unzählige Male verflucht haben: In den 1960er und -70er Jahren hätte er selbst den etablierten Größen ordentlich Angstschweiß auf die Stirn getrieben.
Hätte, wäre, würde: Whitfield und Band scheint der Konjunktiv kein Stück zu interessieren. Sie reiten auf ihrem Riff-Rock durch ein atemberaubendes und kurzweiliges Album. Zwölf Songs, 35 Minuten Spielzeit, 100 Prozent Vollgas. Den Innovationspreis können sie sich abschminken. Aber auf Maskierung gibt diese Band eh nichts. Ehrlicher, kerzengerader Rock'n'Roll ist angesagt. Und als Hörer kann man nicht anders, als sich diebisch zu freuen über so viel entstaubte Nostalgie. Besonders mitreißend sind das Saxophon-verzierte "The claw", das literweise Schweiß aus den Lautsprechern tropfen lässt. Das Dreiviertel-getaktete "Adjunct street" gibt sich etwas gemächlicher, besticht aber durch die stärkste Gesangsleistung Whitfields auf dem ganzen Album. "The wolf pack" gefällt sich als breitschultriger Jump-Blues, hinter dem sich Jack White und die Black Keys verstecken können. Der Rest des Albums ist etwas weniger originell, macht aber dennoch Laune.
Der Erfolg der Daptones-Posse im Soul zeigt, wie sehr es heutzutage an authentisch verwurzelten Acts mangelt, und gerade die Rockmusik droht aktuell ihre Ursprünge endgültig zu verleugnen. Whitfield und die Savages stopfen nun zumindest jene Lücke, die im Garage-Rock klafft. Ein großes Publikum werden sie damit vermutlich nicht begeistern können. Zumindest der Nachwuchs aber sollte sich das hier mal genauer anhören. Nicht nur, weil junge Musiker hier mit Sicherheit etwas lernen können. Sondern weil englische Journalisten ja manchmal doch Recht haben.
Highlights
- The claw
- Adjunct street
- The wolf pack
Tracklist
- Willow
- I'm a full grown man
- The claw
- Rock’n’roll baby
- Adjunct street
- Angry hands
- Bad news perfume
- Katy didn’t
- Incarceration casserole
- The wolf pack
- I'm a good man
- Full moon in the daylight sky
Gesamtspielzeit: 35:32 min.
Referenzen
The Sonics; MC5; The Stooges; The Flamin Groovies; The Kinks; The Hives; Trashmonkeys; The Seeds; The Fuzztones; The Computers; Brainbombs; The Dirtbombs; The Who; The Jam; The Pretty Things; The Small Faces; The Troggs; The Monks; The Gories; The Chronics; The Detroit Cobras; The Black Keys; The Arcs; Radkey; Benjamin Booker; Hanni El Khatib; Blacktop; Radio Birdman; The Flamin' Sideburns; The Boys; The Dictators; Turbonegro; The Saints; New York Dolls; Johnny Thunders; Television; Dead Boys; Bo Diddley; Howlin' Wolf; R.L. Burnside
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- Barrence Whitfield & The Savages - Under the savage sky (1 Beiträge / Letzter am 23.09.2015 - 21:24 Uhr)