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Windhand - Grief's infernal flower

Windhand- Grief's infernal flower

Relapse / Rough Trade
VÖ: 18.09.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Moment der Wahrheit

Kurzweilig, das ist wohl das letzte, was man assoziiert, wenn "Grief's infernal flower" die erste vollständige Runde gedreht hat. Über 70 Minuten ist das dritte Album von Windhand geworden, und besonders das viertelstündige "Hesperus" macht deutlich, was die Ambivalenz von Doom ausmacht: Die schleppend-langsame Form des Metal polarisiert, weil jeglicher Abwechslung abgeschworen wird, um stattdessen in stilprägender Monotonie und Repetition die Musik zu langsamer Entfaltung kommen zu lassen. Die Musik fließt in Zeitlupenbewegungen. Die urplötzliche Verbeugung vor Electric Wizard zum Ende hin bleibt die markanteste Veränderung von "Hesperus". Windhand stellen an dieser Stelle die ohrenbetäubende "Nuclear warheads ready to strike"-Akustik der britischen Doom-Fürsten um Jus Osborn in infernalischer Weise nach. Die Neubearbeitung von Electric Wizards nihilistischem Meilenstein "Funeralopolis" im Jahr 2015, in gewissermaßen entzerrter und geschnittener Fassung.

Denn das Räudige und Abstoßende, was die "Legalize drugs and murder"-Kifferbande legendär gemacht hat, herrscht auf "Grief's infernal flower" nicht vor, keine Sorge. Die grundlegende Einordnung sei deshalb erlaubt, weil in Sachen Gleichförmigkeit eine stilistische Ähnlichkeit besteht und für "Hesperus" offenbar derselbe Gitarreneffekte-Laden leergekauft wurde. Das Drittwerk der 2009 in Richmond, Virginia gegründeten Windhand schließt nahtlos an die Vorgänger an. Ohne Einbußen in Sachen Qualität zeichnet sich Windhands Musik durch eine angenehm unprogressive Einheitlichkeit aus. Wie gehabt purzeln die tieftönenden Gitarren schwerfällig aus den Boxen und sind von Dorthia Cortrells wohlig-dunklem Timbre unterlegt. Ach ja, verehrte Band: Dass "Kingfisher" von "Grief's infernal flower" und "Orchard", der Opener vom Album "Soma" aus dem Jahr 2013, in Sachen Gesangslinie und Erzähltempo verkürzt gesagt identisch beginnen, das bleibt bitte die Ausnahme, ja?

Produzent Jack Endino hat die getragenen Gitarrenriffs von Asechiah Bogdan und Garrett Morris, in die sich Bass und Schlagzeug hineinmeditieren, nuanciert in Szene gesetzt. Das Stück "Crypt key" bringt die Essenz des Schaffens von Windhand zum Ausdruck, das zugehörige Video konzentriert die Faszination für das US-Quintett: Der Sechsminüter skizziert zunächst vermittels Akustikgitarre das Ausgangsriff, welches kaum abgewandelt durch die Gesamtheit des Songs wabert. Regisseur Jordan Vance montiert die Bilder einer hypnotischen Massenhysterie in ein Konzert der Band, bebildert "Crypt key" außerdem mit Motiven aus okkulten Sekten und schwarzer Messe. Bild und Ton betonen den Moment einer spontanen Reaktion auf die akustischen und visuellen Reize. Die Synapsen feuern oder nicht. Das ist der Moment zum Anfassen, mit dem man feststellt, ob Doom im Allgemeinen oder Windhand im Speziellen wirken. Oder eben nicht.

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • Two urns
  • Crypt key
  • Sparrow

Tracklist

  1. Two urns
  2. Forest clouds
  3. Crypt key
  4. Tanngrisnir
  5. Sparrow
  6. Hyerion
  7. Hesperus
  8. Kingfisher
  9. Aition

Gesamtspielzeit: 71:13 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Henrik Bk.
2015-09-17 18:27:50 Uhr
Ich melde mich mal direkt zu Wort (auch ohne blaue Einfärbung des Namens):::

Die häufigere Erwähnung von einer der Referenzgrößen in dem Bereich ist sicher nicht das schlechteste Argument, gerade vor dem Hintergrund, dass der erste Absatz die Genre-Tradition verhandelt. In die Referenzen gehören die, wenn es im weitesten Sinne Doom-zugehörig ist.

Christopher und ich stehen nicht in Wettstreit zueinander, wer öfter mit besonders weit hergeholten Electric-Wizard-Vergleichen antanzt. Seinen Text im letzten Update habe ich gelesen und es auch bemerkt. Album vergessen, Verzeihung. Christopher: Wie viel Geld schulde ich dir noch von letztem Monat? :-)

Ich habe im Windhand-Text eher beabsichtigt, herauszustellen, dass das Effektgerät-Geballer zum Ende von "Hesperus" dem von "Funeralopolis" ähnelt. Vielleicht hat der Hinweis "in gewissermaßen entzerrter und geschnittener Fassung" nicht ausgereicht. Und ich hätte, wenn ich schon Parallelen ziehe, stärker verhandeln sollen, dass die Songs an sich schon in andere Richtungen zielen. Weniger räudig und abstoßend heißt es zumindest etwas weiter unten.

Tschüsküss, Henrik.

Clown_im_OP

Postings: 450

Registriert seit 13.06.2013

2015-09-17 15:53:19 Uhr
Ohne die neue Windhand (auf die ich mich sehr freue) gehört zu haben: Ist ja toll, dass ihr jetzt auch mal mehr Platten in die Doom-Richtung besprecht (auch wenn man für bessere Qualität vielleicht noch tiefer in die Niesche müsste), aber gehen euch die ständigen Erwähnungen von Electric Wizard - die hier bizarrer Weise noch gar nicht rezensiert wurden, wie ich gerade bemerke - nicht mal selbst auf den Senkel? Vor allem mit dem Sound von Monolord haben die ja eher bedingt zu tun.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-09-16 22:08:27 Uhr
Frisch rezensiert!

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