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Halsey - Badlands

Halsey- Badlands

Astralwerks / Universal
VÖ: 28.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ein offener Brief

Liebe Brigitte-Redaktion,

im heutigen Schreiben stellen wir Euch eine junge Künstlerin vor, die gerade für das Publikum Eurer an jüngere Damen adressierten Ableger interessant sein wird. Obwohl die Kollegen der amerikanischen Ausgabe von Elle die 20-jährige Halsey, mit bürgerlichem Namen heißt sie Ashley Frangipane, bereits zu einer der Frauen des Jahres 2015 gekürt haben, ist sie hierzulande trotz ihrer vielbeachteten EP "Room 93" noch weitgehend unbekannt. Der Hype im Internet ist dennoch kaum zu übersehen, tippt man die ersten Buchstaben ihres Künstlernamens in irgendeine Suchmaschine. Der Grund dafür ist auch abgesehen von der tiefen Freundschaft zu den ebenfalls schwer angesagten The 1975 sehr einfach: Eine zeitgemäßere Identifikationsfigur für junge Frauen hätte selbst der Netflix-Algorithmus nicht ausspucken können.

Der gut gepflegte Blog der Amerikanerin, der wohl expliziter und besser zu lesen ist als die meisten Tagebücher, hat Halsey schnell zur großen Schwester einer riesigen Fangemeinschaft gemacht, die wohl nicht ganz unschuldig daran ist, dass beim SXSW-Festival mal eben mehr Tweets über Miss Frangipane als über Miley Cyrus verfasst wurden. Wer eben sehr offensiv mit seiner Gemischtrassigkeit, Bisexualität und Bipolarität umgeht, kann heutzutage sogar blanke Brüste als Gesprächsthema ausstechen. Halseys verführerische Stimme, meist umgeben von einer vielschichtigen, düsteren Klanglandschaft mit klug gesetzten Pop-Elementen, lässt dabei nicht nur an Lorde oder Lana Del Rey denken, sie rundet auch das Bild einer bald sicher bekannten Künstlerin ab.

Auf "Badlands" allerdings ist Exhibitionismus angesagt, ein Übermaß an Emotionen muss schließlich irgendwohin, und meistens wird es wie in der Vorabsingle "Ghost" zu beklemmend schönen dreieinhalb Minuten verarbeitet. Zugegeben, wenn in "New Americana" als Bezugsquellen der Jugend James Dean, Biggie Smalls und Nirvana besungen werden, ist das natürlich etwa so außergewöhnlich wie ein Meistertitel von Bayern München, aber dieser Song ist durch seinen hymnischen Charakter ohnehin alles andere als repräsentativ für "Badlands". Und ganz ehrlich: Einen todsicheren Instant-Hit braucht ein ansonsten eher nachdenkliches Debüt-Album nun einmal. Wenn dessen Refrain sich dann auch noch so launig in den Gehörgängen festbeißt, dass man ihn betrunken in die Bar hereinschreien möchte, hat Halsey dem Kalkül zum Trotz eine Menge richtig gemacht.

Ansonsten bestimmen mit Sinnsuche, Selbstermächtigung, Liebe, Gefühlsausbrüchen und Sexualität die für heranwachsende Frauen zentralen Themen Halseys bisheriges Schaffen. Ein Blatt nimmt sie dabei nicht gerade vor den Mund, authentisch und explizit sind die Adjektive, welche beispielsweise die Aufforderung eines Liebhabers "And if you wanna go the Heaven / You should fuck me tonight" aus "Young god" beschreiben. In selbige Kerbe schlagen auch "Coming down" und "Hurricane", wohingegen Halsey in "Drive" bedächtig nach einem neuen Zuhause sucht. Dennoch verfügen die meisten Songs, neben dem bereits erwähnten "New Americana" gerade "Roman holiday", über absoluten Ohrwurmfaktor, was auch noch die Radiotauglichkeit der jungen Dame besiegelt. An Halseys Erfolg gibt es also kaum ein Vorbei, und angesichts dieses starken Debüts kann man sich Schlimmeres vorstellen.

Natürlich ist unsere Empfehlung nicht vollständig uneigennützig. Auch wenn wir von Plattentests.de uns selbstverständlich immer gerne für das Wohl toller Künstler einsetzen, wäre eine Nennung bei dem sicherlich schon jetzt geplanten Halsey-Feature ein bescheidener Wunsch. Hach, man wird ja noch träumen dürfen.

So verbleiben wir einstweilen mit hochachtungsvollen Grüßen

Euer Plattentests.de-Team

(Marcel Menne)

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Highlights

  • New Americana
  • Drive
  • Ghost

Tracklist

  1. Castle
  2. Hold me down
  3. New Americana
  4. Drive
  5. Roman Holiday
  6. Colors
  7. Coming down
  8. Haunting
  9. Control
  10. Young god
  11. Ghost

Gesamtspielzeit: 40:10 min.

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User Beitrag

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

2015-10-17 20:52:41 Uhr
Ist ja erfreulich, dass der Rezensent da so viel hört. Klingt für mich aber eher nach einer Plattenfirma, die gecheckt hat, dass da was zu holen ist, wenn man die Mitte der heiligen Tumblr-Teen-Dreifaltigkeit bestehend aus Lana Del Reys "Born To Die", Lordes "Pure Heroine" und Charli XCXs "True Romance" trifft. Das Ganze optisch noch schnell zwischen dem Heroin Chic von Sky Ferreira und dem Bubblegum Alien Look von Grimes verorten und fertig ist der erste Tumblr-Popstar vom Fließband. Und wie könnte es anders sein: "New Americana", das plumpste Resultat dieses Marketingplans, klettert die US-Charts hoch. Dabei könnte die Dame eigentlich ganz spannendes machen (siehe "Hurricane"), wenn man sie lassen würde.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-09-16 22:03:52 Uhr
Frisch rezensiert!

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