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Pyogenesis - A century in the curse of time

Pyogenesis- A century in the curse of time

AFM / Soulfood
VÖ: 14.08.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Högschde Eisenbahn

Der Titel "Artwork des Jahres" wird hiermit feierlich an Pyogenesis vergeben: Dieses Steampunk-Meisterwerk mit seinen ungezählten filigranen Details schreit förmlich danach, auf einem großformatigen Vinyl-Cover betrachtet zu werden. Dabei ist das Artwork noch nicht einmal die eigentliche Sensation an "A century in the curse of time". Denn die größte Überraschung an dieser Platte ist, dass sie überhaupt existiert, haben sich Pyogenesis, namentlich ihr Kopf Flo V. Schwarz, doch vor schlappen 13 Jahren dazu entschieden, die Band nach dem absolut bescheidenen Schwanengesang "She makes me wish I had a gun" zu Grabe zu tragen.

Was auch immer dazu beigetragen hat, dass Schwarz und Gitarrist Tim "Asmodeus" Eiermann – der ja in der Neunzigern bekanntermaßen die Alterna-Popper Liquido mitbegründete – wieder miteinander reden, ist letzten Endes auch zweitrangig. Das Resultat kann sich zumindest zu Beginn mehr als nur hören lassen. Denn der vorab als Single veröffentlichte Opener "Steam paves its way (The machine)" marschiert überaus forsch voran, lädt zum gepflegten Ausrasten förmlich ein. Zumal Eiermann ein paar wohl platzierte Growls einstreut, die herrlich an die frühen Zeiten der Stuttgarter erinnern. Und auch die folgenden "A love once new has grown old" und "This won't last forever" lassen es gepflegt krachen, auch wenn insbesondere bei ersterem der Gitarrensound seltsam knarzig daherkommt. Aber in Summe hat das Biss, besticht durch kraftvollen Gesang und schmissige Refrains.

Dann allerdings kommt ein Bruch, der wohl längerfristig für Diskussionen darüber sorgen wird, ob das Pulver nun verschossen sei oder die Songs schlicht eine andere, epischere Ebene erreichen. Sagen wirs mal so: Der Refrain von "The best is yet to come" ist wahlweise kitschig oder zum Armeausbreiten schön, das Vogelgezwitscher darin allerdings ziemlich deplatziert. Die im Hintergrund schrammelnden Gitarren geben ihr Übriges dazu, dass der Ansatz einer Wall of Sound Vergleiche zu den ruhigen Momenten des Devin Townsend Project erwachen lässt – um festzustellen, dass der Thron des Kanadiers in jener Disziplin unangetastet bleibt. Nur warum bleibt der Song so im Ohr hängen? Gleiches gilt für das mit grüßendem Kopfnicken in Richtung In Flames versehene "Lifeless" und mit leichten Abstrichen das kompakte "The swan king".

Bis dahin also eine durchaus tolle Platte. Eine Platte, die Spaß macht, die marschiert, die ihre epischen und nachdenklichen Momente hat, die das Konzept des Wandels der Gesellschaft angesichts der Industrialisierung bisweilen großartig umsetzen. Was sich Pyogenesis allerdings mit dem windschiefen "Flesh and hair" und vor allem dem viel zu langen Titeltrack denken, bleibt bis auf weiteres verborgen. So muss man feststellen: Longtracks gehören ganz offenbar nicht zur Kernkompetenz von Flo V. Schwarz. Unstrukturiert, mit etlichen Längen versehen, bisweilen nicht nur lang, sondern auch langweilig, verschenkt Schwarz die Chance, auf einem guten Comeback-Album einen würdigen Schlusspunkt zu setzen. Wobei in den Momenten des Songs, an denen Schwarz die Zügel etwas anzieht, deutlich wird, dass das gar nicht einmal schlecht, sondern schlicht überambitioniert ist. Doch bei aller Meckerei: Vordergründig könnte man meinen, bei "A century in the curse of time" könne es sich um eine Reunion handeln, die der schnellen Kohle dient. Doch angesichts der Tätigkeit des Frontmanns als Labelbesitzer und des Gitarristen als lukrativ entlohnter Studiomusiker dürfte dies eher zweitrangig gewesen sein. Nein, so überraschend die Reunion gekommen ist, so überraschend gut ist auch das entsprechende Album geraten. Trotz einiger Abstriche ist das Herzblut jederzeit spürbar.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Steam paves its way (The machine)
  • A love once new has grown old

Tracklist

  1. Steam paves its way (The machine)
  2. A love once new has grown old
  3. This won't last forever
  4. The best is yet to come
  5. Lifeless
  6. The swan king
  7. Flesh and hair
  8. A century in the curse of time

Gesamtspielzeit: 48:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
LETZTLOCHPFEIFER
2016-06-17 12:22:05 Uhr
Puuhhh!!! "This Won't Last Forever" liefert aber ordentlich ab. Mal schauen, ob der Rest der Platte noch wächst.
k.
2015-09-07 14:07:46 Uhr
der eiermann ist doch schon vor den aufnahmen der platte gegangen (worden). gizz butt (ex-prodigy, the more i see) ist jetzt in der band. das ist dem herrn bellmann entgangen.
eher
2015-09-04 22:41:56 Uhr
eher is übrigens 'n eher tolles wort. :D
wicked
2015-09-04 22:39:48 Uhr
gibt's denn i-wo 'n stream, wo man das album komplett hören kann? anhand der beiden tracks auf youtube und spotify kann man ja noch nich so viel sagen. find die eher irritierend. auch die growls in "steam..." wirken auf mich eher befremdlich. aber bei pyogenesis war mein empfinden eh immer arg ambivalent. einerseits dringlichst charmant und süß und nett (hihihi), und dann wieder eher tumb und peinlich. naja, ne chance will ich denen trotzdem wohl geben. allein schon aus nostalgischen gründen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-09-02 18:39:28 Uhr
Frisch rezensiert!

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