The Sword - High country
Razor & Tie / Rough Trade
VÖ: 21.08.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ausbruchsstimmung
Es ist ja nun schon mehr als nur einmal an dieser Stelle verkündet worden: Wenn eine Band düster groovendem Doom im Stile von Black Sabbath oder – exklusiver noch – auf den Spuren des Proto-Metal der frühen Pentagram spielt, das ganze zudem noch mit jeder Menge Classic Rock versieht, kann sie eigentlich nicht allzu viel falsch machen. Denn nach wie vor boomen diese Sound wie, naja, wie Hölle halt, und selbst Gegenden, die man nicht gemeinhin mit dem gerne assoziierten Wüstensand verbindet, bringen großartige Vertreter der Zunft hervor, wie Kadavar aus Berlin unlängst eindrucksvoll unter Beweis stellten. Und so erstaunt es überhaupt nicht, dass die letzten Alben von The Sword, namentlich "Apocryphon" aus dem Jahr 2012 und vor allem das großartige "Warp riders" bei der Zielgruppe mit offenen Ohren und Armen aufgenommen wurden.
Es gilt aber ebenso: Man muss den Zeitpunkt finden, an dem man einen Trend nicht mehr hinterrennen sollte. Oder es aus freien Stücken nicht mehr will. Wie auch immer. Das Intro "Unicorn farm" jedenfalls eröffnet das fünfte Album der Texaner zwar auf bekannte Weise heruntergestimmt bratend, aber mit bislang eher unüblichen Elektroklängen. Doch keine Sorge, "Empty temples" liefert genau das, womit sich The Sword neben dampfenden Live-Shows einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben: Dumpf grollende Riffs, psychedelisch wabernder Gesang, eine großartig erdige Produktion, also schlicht intensiv durch gewisse Extrakte gewisser fünfblättriger Pflanzen beeinflusster Rock-Sound. In dieselbe Kerbe schlägt der Titeltrack, der durch geschickte Reduzierung des Tempos gleich noch entrückter vor sich hin blubbert, ohne dass der Song in zugerußtes Kiffer-Genöle abgleitet.
Deutlich fluffiger als zuvor kommt "High country" also anfangs daher. Und genau das wird der Platte beinahe zum Verhängnis. Denn der Grat zwischen entspannt und unterkühlt ist verdammt schmal, wie "Tears like diamonds" und "Mist and shadows" unter Beweis stellen. Man hätte also vorbereitet sein können, was den Hörer noch erwarten soll. Die Rede ist von "Seriously mysterious", einem Song, der die Loyalität der Fans auf eine harte Probe stellen dürfte. Natürlich kann man auf der einen Seite die Experimentierfreude der Texaner loben. Auf der anderen Seite ist das Elektro-Geblubber im Album-Kontext so unpassend wie ein Nadelstreifenanzug am Lagerfeuer in der Wüste. Und es ist nicht weniger bezeichnend, dass das furios sprintende "Suffer no fools" nur mit Macht aus der Lethargie reíßen kann, ist es als Instrumental wohl doch eher als Fingerübung konzipiert.
Ach, es ist schon ein umgedrehtes Kreuz mit "High country." Eigentlich sollte man diese Platte lieben und lobpreisen. Denn The Sword beweisen als so ziemlich erste Band des Genres den Mut, aus der vermeintlichen Konvention auszubrechen. Und liefern dabei mutige und vor allem hochklassige Songs ab – wer mag bitte nicht gemeinsam mit "The dreamthieves" davonschweben oder sich von den wütenden "Buzzards" mitreißen lassen? Dem gegenüber stehen unübliche Längen, gar ganze Passagen voller Langeweile, in denen Frontmann J. D. Cronise sich dann halt doch wegtragen lässt und statt entspannt ziemlich lustlos klingt. Aber wenn schon das Wörtchen "mutig" fiel: Mut beweisen The Sword in der Tat. Denn "High country" wirkt über weite Strecken wie ein Zwischenschritt, ein Übergang auf dem Weg vom Doom zum Classic Rock, so dass sich die Platte, obwohl alles andere als ein Ausfall, im Kanon der so großartigen Discografie eher hinten anstellen muss. Die Frage ist nur, ob der rasante Markt The Sword die Zeit für diesen Übergang lässt oder die Truppe für diesen Mut mit Missachtung bestraft. Schade wär's schon.
Highlights
- Empty temples
- High country
- The dreamthieves
Tracklist
- Unicorn farm
- Empty temples
- High country
- Tears like diamonds
- Mist and shadow
- Agartha
- Seriously mysterious
- Suffer no fools
- Early snow
- The dreamthieves
- Buzzards
- Silver petals
- Ghost eye
- Turned to dust
- The bees of spring
Gesamtspielzeit: 50:19 min.
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User | Beitrag |
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Hierkannmanparken Postings: 1243 Registriert seit 22.10.2021 |
2023-02-28 12:40:42 Uhr
Bis einschließlich warp riders fand ich sie großartig. Apocryphon hatte auch einzelne Highlights. Was danach kam, hat mich gar nicht mehr angesprochen. Es war irgendwie so schwach auf der Brust. |
kiste Postings: 236 Registriert seit 26.08.2019 |
2023-02-28 12:05:08 Uhr
Oh nein 2020 aufgelöst! Mochte die doch sehr- heute mal wieder gehört und nach Lebenszeichen gesucht. Tja… bleibt ja zum Glück ein starker Katalog an Musik! Ich finde die Musik so herrlich unaufgeregt und gerockt hat es auch noch. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27227 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-09-02 18:40:36 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
Kadavar; Orchid; Graveyard; Horisont; Truckfighters; Orange Goblin; High On Fire; Spiritual Beggars; Baroness; Black Wizard; Priestess; Kyuss; Monster Magnet; Wolfmother; Red Fang; Blue Cheer; The Parlor Mob; Torche; Clutch; Electric Wizard; The Answer; Bigelf; The Oath; Lucifer; Uncle Acid And The Deadbeats; Dead Meadow; Black Space Riders; The Hidden Hand; Saint Vitus; The Obsessed; Spirit Caravan; Candlemass; Trouble; Hawkwind; Black Sabbath; Led Zeppelin; Pentagram; Ozzy Osbourne
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