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Nada Surf - Live at the Neptune Theatre

Nada Surf- Live at the Neptune Theatre

Pledge
VÖ: 14.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fanfare für alle

Ein Album von jetzt auf gleich sein Eigen nennen, von dem man vor ein paar Tagen noch nichts geahnt hat? Unser oft als plastisch und seelenlos kritisiertes digitales Zeitalter macht es möglich. Natürlich hat die spontane Digital-Veröffentlichung von "Live at the Neptune Theatre", Nada Surfs zweitem Livealbum nach "Live in Brussels" , nicht ansatzweise solch hohe Wellen geschlagen wie sie Radiohead damals mit "The king of limbs" lostraten, als sie das Werk nur vier Tage vorher ankündigten. Doch ebenso selbstverständlich freuen sich alle Fans der New Yorker Indie-Rock-Institution einen Ast, wenn Matthew Caws und Konsorten mit neuem Stoff um die Ecke kommen – selbst, wenn die Songs durch die Bank bekannt sind. Schließlich heißt diese Band Nada Surf. Und schließlich hat sie so viele feine Lieder geschrieben, dass man glatt zwei oder drei Konzertabende am Stück füllen könnte, ohne dass jemand nach Hause mögen würde.

Das Argument, dass es Live-Platten schlicht nicht braucht, hallt natürlich wieder mit, und man möchte es den Miesmachern auch nicht nehmen. So brauchen Staubkorn-Zähler schließlich nicht mal ihre Fußmatte dreckig machen, um auf irgendetwas herumzutrampeln. Klar ist es schöner, einem Nada-Surf-Konzert selbst beizuwohnen. Dennoch darf man sich an diesem liebevollen, 21 Songs starken und toll produzierten Live-Paket erfreuen, das im Frühjahr 2016 über Pledge Music auch auf Vinyl erscheinen wird, und dessen Vorgeschichte am Rande erwähnt sei: Am 24. März 2012 besuchten Nada Surf im Rahmen ihrer "The stars are indifferent to astronomy"-Tour das beschauliche Neptune Theatre in Seattle. Schon im Vorfeld lobte John Goodmanson, alter Bandfreund und zufällig auch der Produzent von "Lucky", die in seinen Ohren spezielle, kraftvolle Akustik des Konzerthauses und bot an, den Abend mitzuschneiden. Ohne Zögern willigten Caws & Co. ein und zimmerten eine Setlist zusammen, die man sich schöner kaum malen kann.

Das Meisterwerk "Let go" ist trotz des Fehlens von "Fruit fly" oder "Blizzard of '77" mit zahlreichen Sahne-Momenten vertreten: "Blonde on blonde" und "Inside of love" erstrahlen wie eh und je in Ruhe und Melancholie, während "The way you wear your head" und der unverwüstliche Surf-Rocker "Happy kid" rasant nach vorne preschen, und das dunkle "Killian's red" auch an diesem Abend emotional gefärbte Schreiattacken im Publikum auslöst. Mit dem mitreißenden "Weightless" und dem wunderbaren "See these bones", das unter dem immer schneller wummernden Bass des kettenrauchenden Daniel Lorca und Ira Elliots polternden Drums am Ende zum Punkrocker mutiert, sind die beiden besten "Lucky"-Stücke vertreten, ergänzt vom kraftvollen "Whose authority". Wenig verwunderlich dagegen, dass gleich sechs Songs vom nach wie vor aktuellen "The stars are indifferent to astronomy" zu hören sind. Gerade zu Beginn der Show kommen "Clear eye clouded mind" und der Ohrwurm "Waiting for something" ziemlich schick daher, während "Jules & Jim" die prominenten Country-Folk-Anleihen live ebenfalls gut zu Gesicht stehen.

Unterstützt vom ehemaligen Guided-By-Voices-Gitarristen Doug Gillard, seit 2011 fester vierter Mann bei Nada Surf, klingen auch die ohnehin fein ausgewählten Songs von "The weight is a gift" – ganz gleich, ob das oft unterschätzte "What is your secret" oder der Mega-Hit "Always love" – ein Stück detailverliebter und raffinierter als in der Originalversion. Mit dem zeitlosen Klassiker "80 windows", das durch die zarten, wehmütigen Bläser noch mal aufgewertet wird, ist an diesem Abend zwar nur ein Stück aus der Zeit vor "Let go" zu hören, aber das schmälert die Güte dieses Livealbums kein Stück. Wer diese Band liebt, wird sich der Schönheit ihrer Songs auch im belebten, schrammeligen Gewand nicht entziehen wollen. Was nicht bedeutet, dass sich nicht auch Grünschnäbel die Lauscher von der Laune und den Songs der New Yorker verzaubern lassen dürfen. Am Schluss warten schließlich Bläser, Party, Schweiß und Fanfare. Und jetzt alle: "Oh! Fuck it!"

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Happy kid
  • Weightless
  • Killian's red
  • 80 windows
  • See these bones

Tracklist

  1. Clear eye clouded mind
  2. Waiting for something
  3. Happy kid
  4. Whose authority
  5. What is your secret
  6. Teenage dreams
  7. Weightless
  8. Killian's red
  9. Jules & Jim
  10. Concrete bed
  11. 80 windows
  12. When I was young
  13. The way you wear your head
  14. No snow on the mountain
  15. Blonde on blonde
  16. Hi-speed soul
  17. Looking through
  18. See these bones
  19. Inside of love
  20. Always love
  21. Blankest year

Gesamtspielzeit: 102:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2021-01-20 11:37:45 Uhr
LÄuft gerade mal wieder. Schon ne schöne Band.

AndreasM

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 705

Registriert seit 15.05.2013

2015-09-16 20:07:20 Uhr
Live Album Update!

We’re making 200 LP only copies of 'Llive at the neptune theatre' available via PledgeMusic.
This will come with an immediate digital download of the album, but doesn't include the the show poster, temporary tattoo, photo booklet and iron on that are part of the limited edition deluxe package.

click here to order: smarturl.it/NeptuneTheatreVinyl

the LPs will ship in early 2016

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2015-08-26 14:54:35 Uhr
Ja, "Enjoy the silence", auf dem 2010er-Lieblingslied-Coveralbum.
Weißt du, was du für mich bist?
2015-08-26 14:52:34 Uhr
Haben die nicht mal Depeche Mode gecovert?

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2015-08-26 14:51:17 Uhr
@Machina:
Ah ja, weil du fragtest: Bisher habe ich das Album ja nur als Vorab-Download zur Bemusterung (mp3) gehört, Sound klingt aber da schon recht kraftvoll.
Zum kompletten Thread

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