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The Jesus And Mary Chain - Live at Barrowlands

The Jesus And Mary Chain- Live at Barrowlands

Demon / Edsel / Soulfood
VÖ: 14.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zorn mit Zuckerguss

So, dann jetzt mal alle hoch und die Partyhütchen aufgesetzt. Einmal die Arme nach oben, den ganzen Körper gut strecken, dann singt es sich besser. Auch in den hinteren Reihen, hoch mit Euch! Bei so einem Geburtstagsständchen müssen alle mitmachen, erst recht, wenn der Grund für die Feierlichkeiten ein kugelrunder ist: "Psychocandy", das erste Album der Schotten von The Jesus And Mary Chain, wird im November 2015 stolze 30 Jahre alt und könnte doch kaum zeitloser sein. Die Mischung aus zarten Strukturen und harten Mitteln gehört heutzutage ja bei vielen Bands zum guten Ton. Tatsächlich prägte das Gespann um die Brüder Jim und William Reid auf ihrem Debüt jenen noise-poppigen Sound, den man später als Shoegaze bezeichnete, nur um sich zwei Jahre später mit "Darklands" wieder davon zu entfernen.

Im Vorgriff auf das 30-jährige Jubiläum aber kehrten The Jesus And Mary Chain im November 2014 zurück in den Barrowlands Ballroom in Glasgow, in welchem sie 1986 das erste Mal auftraten, um dort eben jenes "Psychocandy" vorzustellen. But don't call it a comeback: Zwar war es die erste Show der Band in rund sechs Jahren, dennoch wirkte es, als wären sie nie wirklich weg gewesen. 21 Songs wurden routiniert und gekonnt aufgeführt, darunter das komplette Album sowie ein paar der üblichen Hits wie etwa "April skies". Mit "Live at Barrowlands" gibt es nun einen Mitschnitt des Konzerts für alle, die es nicht nach Schottland geschafft haben. Die Tracklist entspricht jener des Geburtstagswerks, auf Gimmicks wie Ansagen oder kleinere Gespräche mit dem Publikum verzichten The Jesus And Mary Chain. Stattdessen gibt es "Psychocandy" in all seiner Pracht, die musikalische Vertonung einer rabenschwarzen Torte mit sanft abbrennenden Dynamitkerzen – ein wahres Fest für Gift, Galle und Glucose.

Den Anfang macht natürlich "Just like honey", das sich nicht erst seit der berüchtigten Finalszene aus "Lost in translation" für immer in die Herzen seiner Hörer eingenistet hat und wohl einer der schönsten Opener der Musikgeschichte ist. Die Geschichte um tiefempfundene Emotionen und natürlichste Triebe – Hoffnung, Verzweiflung, Liebe und Sex – hat, Jim Reid sei Dank, für immer eine Stimme, die Wiederholung des Titels gegen Ende wirkt nie repetitiv, sondern wie eine Maxime. 30 Jahre alt soll das Ding sein? Nie im Leben. Ebenso frisch kommt die ewige Speed-Metapher "Taste of Cindy" daher, die mit ordentlich verzerrten Gitarren Lust auf ein wenig Krawall macht, den der rumpelnde Fan-Liebling "Never understand" schließlich einfach durchzieht: "Thinking of love but I can't hear what you're saying / Tomorrow I'm leaving / 'Cause I'm not understanding you."

Dass sich die Gebrüder Reid in der Vergangenheit öfter mal gegenseitig umbringen wollten – ein Umstand, der 1999 schließlich zur vorläufigen Trennung führte –, hört man "Live at Barrowlands" jedenfalls nicht mehr an. Zu eingespielt klingt die gesamte Band, wenn sie den Alternative-Pop von "The hardest walk" irgendwo zwischen Harmonie und Wahnsinn präsentiert. Oder sich in der Tür-zu-und-Licht-aus-Düsternis, die "Cut dead" besser denn je verkörpert, selig in den Armen liegt. Oder wenn "Sowing seeds" gleichermaßen wie die kleine Schwester von "Just like honey" klingt und doch auf eine ganz andere Art geliebt werden will. Oder wenn der breitbeinige Noise-Rocker "Inside me" das größtmögliche Getöse veranstaltet, bis auch der letzte Zuschauer im Ballroom ein wohliges Pfeifen im Ohr verspürt. Es wirkt fast kokett, wie Jim Reid das abschließende "It's so hard" mit folgenden Worten ankündigt: "This is our last tune. So, uh... Hope you like it." Als ob das je angezweifelt werden könnte.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Just like honey
  • The hardest walk
  • Never understand
  • Inside me
  • It's so hard

Tracklist

  1. Just like honey
  2. The living end
  3. Taste the floor
  4. The hardest walk
  5. Cut dead
  6. In a hole
  7. Taste of Cindy
  8. Never understand
  9. Inside me
  10. Sowing seeds
  11. My little underground
  12. You trip me up
  13. Something's wrong
  14. It's so hard

Gesamtspielzeit: 42:55 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2015-11-03 16:52:50 Uhr
Ist es empfehlenswert? Grad vom Sound her ist das Original-Album ja recht hart anzuhören.

Herr

Postings: 2170

Registriert seit 17.08.2013

2015-08-12 22:08:20 Uhr
Ja, wie vieles von Jennifer.
Das erzeugt Spannung auf das Album ....
Just like honey
2015-08-12 12:42:33 Uhr
Hast du schön geschrieben...

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-08-11 21:58:21 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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