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Best Friends - Hot. Reckless. Totally insane.

Best Friends- Hot. Reckless. Totally insane.

Fat Cat / Al!ve
VÖ: 31.07.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Nur nicht nachdenken

"Gute Freunde kann niemand trennen." Sang beziehungsweise säuselte Franz Beckenbauer einmal auf etwas, was man heutzutage eine One-off-Single nennen würde. Und daran, dass er grundsätzlich recht hatte, änderte auch die justiziell verfügte Zwangsunterbringung eines ehemaligen Mannschaftskollegen nichts. Der Fußball ist also zumindest zwischenmenschlich gesehen vielleicht gar nicht das große grüne Haifischbecken, als das er oft dargestellt wird – zumindest nicht im Vergleich zum Musikbusiness. Da gründen unzertrennliche Kumpels Bands, steigen gemeinsam zu Weltruhm auf – und zerstreiten sich bald nicht selten dermaßen, dass sie fortan nur noch über Anwälte oder gar nicht mehr kommunizieren und sich wenn überhaupt allenfalls vor Gericht über den Weg laufen. The Smiths, Oasis und unzählige andere können ein Lied davon singen.

Oder vielmehr: Sie könnten. Wenn sie es nicht tunlichst vermeiden würden, sich zu diesem Zweck in ein und demselben Raum aufzuhalten. Dem Hörer bleiben lediglich die Erinnerung gute alte Zeiten mit schönen Platten und die Erkenntnis, dass man eben diese genießen soll, solange noch alles zum Besten steht. Vor diesem Hintergrund mutet es beinahe rührselig zweckoptimistisch an, wenn sich eine Band Best Friends nennt – und sich untereinander auch noch so gut versteht, wie es bei diesen vier Schotten offenbar der Fall ist. Als Freunde im Geiste von Indie-Rock mit Beigabe von Surf und Noise-Pop betrachtet das Glasgower Quartett anscheinend auch eine Menge Kollegen. Etwa die britischen Landsleute Paws und Menace Beach oder US-Krachschläger wie Wavves und The Thermals. Verweise, die einer Band durchaus zum Qualitätsmerkmal gereichen.

Gerade wenn sie wie Best Friends mit "Hot. Reckless. Totally Insane." ein so aufgeräumtes und unbekümmertes Debüt in der Hinterhand weiß. Wobei der Albumtitel natürlich nicht von Zerstörungswut, sondern vor allem von ungestümem Machenwollen zeugt: Rücksichtslos sind die vier höchstens in Bezug auf serienweise infektiöse Songgeschosse von drei Minuten Dauer, und auch "totally insane" wäre für diesen stets quietschfidelen Indie-Surf 'n' Roll etwas hoch gegriffen. Wie wäre es stattdessen mit: Die Band zählt an, ein keckes Lick jault auf, und Sänger Lewis Sharman tut es ihm wenig später gleich. Fertig ist der gleichermaßen Indie-Rock, Post-Grunge und tosenden Gitarrenpop beleihende Hit "Fake spit", der den Rotz nicht etwa ins Gesicht des Gegenübers, sondern lediglich in die Ecke setzt. Und danach guckt, als könne er kein Wässerchen trüben.

Was auch für den sehnsüchtigen Ash-Moment "Happy anniversary" gilt – wobei Best Friends keinen echt beknackten Titel brauchen, um es wunderbar rappeln zu lassen. Der lockere Groover "Cold shapes" übt sich in dem, was Kollege Hinrichs anlässlich des ersten Yuck-Albums als Genierbankschunkeln bezeichnete, und auch "Shred til you're dead" trifft mit Platzpatronen ins Schwarze. Humor? Haben die Schotten natürlich sowieso, wenn sie "Rip it up" von den Landsleuten Orange Juice zitieren und das Ganze dann, na wie wohl nennen. Sogar einen guten Rat haben Best Friends parat, bevor sie eventuell ihre Freundschaft aufs Spiel setzen: "If you think too much, your brain will fall out." Und tüten lieber ein geschwindes Riff ein, machen einen rasanten Pop-Punker draus und freuen sich des Lebens. Die Anwälte kommen noch früh genug.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Fake spit
  • Cold shapes
  • If you think too much, your brain will fall out
  • Shred til you're dead

Tracklist

  1. Fake spit
  2. Holy mountain
  3. Cold shapes
  4. If you think too much, your brain will fall out
  5. Nosebleeds
  6. Dr. Mario
  7. Baba vanga
  8. Happy anniversary
  9. Shred til you're dead
  10. Orange juice

Gesamtspielzeit: 31:55 min.

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Jennifer

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2015-08-11 21:56:44 Uhr
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