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Institute - Catharsis

Institute- Catharsis

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 17.07.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Verzerren sich selbst

Bahnbrechende Menschenfreundlichkeit und alles überstrahlender Positivismus fallen nicht immer ganz leicht. Auf vielen Leuten lastet die Bürde des Daseins einfach zu schwer, als dass sie diese ohne weiteres abschütteln und grenzenlos gute Laune versprühen könnten. Dabei ist die Lösung scheinbar einfach, denn schon Albert Camus wusste in "Der Mythos des Sisyphos": Kein Schicksal ist so schlimm, als dass man es nicht mit Verachtung strafen könnte. Oder, wie fröhliche Anarchisten es ausdrücken würden: Lacht kaputt, was Euch kaputt macht. Da wir von Plattentests.de nun allenfalls in Shirts mit eingekringeltem P wie Pilzrahmsuppe durch die Gegend laufen, empfehlen wir stattdessen die lustige Rumpelkapelle Institute aus Austin, Texas. Geht man nach ihrem Namen, ist sie nämlich eine wahre Forschungseinrichtung in Sachen Zuversicht.

An den Songtiteln ihres Debüts gemessen sieht das Ganze etwas anders aus. "Admit I'm shit", "I am living death", "Cheerlessness" – irgendwie drängt sich auch dem größten Optimisten mit der Zeit der Verdacht auf, dass Institute das ganz und gar nicht scherzhaft meinen. Und hört man dann die dunkelgrauen, bis in die Haarspitzen miesepetrigen Post-Punk-Splitterbömbchen, die Moses Brown und seine Jungs hier zünden, ist der Ofen endgültig aus. Was denen wohl über die Leber gelaufen ist? Vielleicht Bush-Schönling Gavin Rossdale, der bereits vor Jahren eine Platte als Institute aufnahm, was das Quartett erst bemerkt hat, nachdem das Mastering abgeschlossen und der imageträchtige Deal mit dem Qualitätslabel Sacred Bones unter Dach und Fach war? Angemessene Trotzreaktion: Jetzt erst recht. Hauptsache, es qualmt und stinkt. Der Band wie dem Hörer.

Und der wird genauso wie die Tarantino-Wildwest-Fraktion unseres Forums mit der Zunge schnalzen: Dieses Album fletscht nicht nur so aggressiv die Zähne wie der böse Köter auf dem Cover von Protomartyrs "Under color of official right" – es dockt auch ungefähr bei den Detroitern an. Dass Brown und Kollegen in aktuellen texanischen Punk-Aushängeschildern wie Glue, Wiccans und Back To Back wurzeln, erklärt außerdem, warum die zehn Stücke die entwaffnende Einfachheit der Drei-Akkorde-Musik feiern und gleichzeitig Bauklötze staunen, wie viel trostloser Alltag in eine Nussschale passt. Dieser Umstand eint Institute auch mit der Joy-Division-Keimzelle Warsaw – und mit ihren momentanen Statthaltern Black International, deren hetzenden Hit "Word virus" das Quartett hier unter Bedingungen maximaler Perspektivlosigkeit gleich mehrfach emuliert.

Ein Album also, über das man allenfalls auf sehr hohem Niveau meckern kann, wenn man will. Und natürlich will man – das gehört schließlich zum guten schlechten Ton. Weil Institute neben Gitarren und Vocals auch sich selbst verzerren, wirkt "Catharsis" oft wie ein heftiger, aber letztendlich zweckloser Wutanfall – durchbrochen von einer skizzierten "Interlude" und dem in schrottigstem Lo-Fi hingebratzten "Untitled", bei dem sich die Band offenbar nicht einmal dazu aufraffen konnte, den Verstärker anzuwerfen. Doch es bleibt jede Menge: bei "Perpetual ebb" eine Ahnung grimmiger The Hives, frenetische Klirr-Leads in "Admit I'm shit", der grantelige Bass von "Leathernecks" und der krautig rotierende Erdwurm "Christian rights", der am Ende die missliche Lage trefflich resümiert: "Bitter, bitter life." Nicht mal Grapefruitsaft kann man daraus pressen. Alles Kacke.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Admit I'm shit
  • Cheerlessness
  • Leathernecks
  • Christian rights

Tracklist

  1. Perpetual ebb
  2. Admit I'm shit
  3. I am living death
  4. Cheerlessness
  5. Interlude
  6. Untitled
  7. Leathernecks
  8. Cheaptime morals
  9. No billowing wind
  10. Christian rights

Gesamtspielzeit: 33:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
retro
2015-08-04 21:20:20 Uhr
wer ist gewn stafani?
j.esus
2015-08-04 16:09:27 Uhr
mainländer vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!
Mainländer
2015-08-04 15:37:12 Uhr
Erstaunlich immer wieder wie viele - meist oder in aller Regel - unpassende Referenzen am Ende eines Reviews bei PT aufgeführt werden. Unzählige Bands. Und unpassend. Bei Institute springt einen Crises - aus denen Death in June hervorging - förmlich ins Gesicht. So sieht es auch die US-Formation selbst. Crises wird aber nicht erwähnt.... Das der Autor mit seinem etwas bemühten Verweis auf Camus „Der Mythos des Sisyphos" über seine eigene literarische
Inszenierung gestolpert ist, amüsiert, den in der Neuzeit wurde Sisyphos durch Albert Camus’ Essay "Der Mythos des Sisyphos" zu einer Leitfigur des Absurdismus. Und diese Review ist absurd. Institute und Camus in Kombination mit den schlimmsten PT-Running Gag aka „Pilzrahmsuppe“ und dem Unverständnis der musikalsichen Sozialistaion der Band – oder in den Worten des Autors: dieses Review ist so
schlimm, als dass man es nicht mit Verachtung strafen müsste. Die "lustige Rumpelkapelle" hat ein sehr starkes Fundament im Spät-Siebziger-Anarcho-Punk Umfeld. Da ist es aber wichtiger, Platz für den kleinkindlichen Verweis auf das gleichnamige Sideproject des Bush Sängers Gavin Rossdale zu verweisen. Man hätte der Vollständigkeit halber noch erwähnen müssen, dass eben dieser sich dieser Tage von Gewn Stafani scheiden lässt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-08-04 00:57:06 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?

http://www.plattentests.de/rezi.php?show=12437
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