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Mac DeMarco - Another one

Mac DeMarco- Another one

Captured Tracks / Cargo
VÖ: 07.08.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Neither/Nor

Was soll man denn noch sagen über Mac DeMarco, den 25-jährigen Musiker mit der lustigen Zahnlücke, den jangligen Melodien und den lustigen Anekdoten, die er auf der Bühne erzählt, als wäre er gerade in gemütlicher Runde mit ein paar Kumpels unterwegs? Der für einen guten Zweck ein Paar ausgelatschte Schuhe versteigert hat, die für sage und schreibe 21.000 US-Dollar unter den Hammer kamen? Der sich in den finalen Sekunden seines letzten und überaus fantastischen Albums "Salad days" brav bei seinen Fans fürs Zuhören bedankte und das vielleicht schönste "Buh-bye" der Musikgeschichte ins Mikro brummelte? Der nicht mal ganz 500 Tage verstreichen lässt, um jenen treuen Fans mit neuer Musik das Leben zu versüßen? Mac DeMarco, Slacker-Prinz, Zahnlückenlächler, gute Seele. All das ist er. Den Jungen muss man einfach mögen. Sein neues Werk "Another one" übrigens auch. Wenn es daran etwas auszusetzen gibt, dann höchstens, dass es viel zu kurz ist.

Eine "Mini-LP" soll es sein, die acht Songs beinhaltet und nur knapp 24 Minuten Spielzeit aufzuweisen hat. Das ist zwar durchaus länger als eine durchschnittliche EP, aber eben auch kein richtiges Album – oder? DeMarco, dessen klangvoller bürgerlicher Name Vernor Winfield Macbriare Smith IV lautet, füllt diese 24 Minuten mit Geschichten über eine mittlerweile vergangene Liebe. Er hat viel dazu zu sagen und beweist mühelos, dass er ein waschechter Storyteller ist und nicht nur der Spaßvogel und Clown, für den ihn so mancher hält, der nicht richtig zugehört hat. Dabei mag er wohl nicht über die Grund-Melancholie eines Elliott Smith verfügen, nicht über das unumstößliche Charisma eines Jeff Buckley, nicht über die durch Mark und Bein gehende Sensibilität eines Nick Drake. Aber ganz wie seinen leider längst verstorbenen Singer-Songwriter-Kollegen hört man in quasi jedem seiner Songs zwei Herzen schlagen – DeMarcos und das eigene.

Dabei ist "Another one" nur oberflächlich gesehen typisch für den mittlerweile in New York beheimateten Kanadier, der für seine Pre-Listening-Party ein BBQ veranstaltete, bei dem jeder quasi umsonst essen durfte, der vorher eine Spende an eine lokale Tafelorganisation getätigt hatte. Zwar sorgt DeMarco auch auf "Another one" mit seinem entspannten Lo-Fi-Sound für Glückshormone, textlich macht er dafür stellenweise umso nachdenklicher. Wenn er im traurigen Titeltrack etwa Einblick in sein Seelenleben gewährt und seine Unsicherheiten preisgibt, überträgt sich der Kloß in seinem Hals ob der vermeintlichen neuen Liebe seiner Ex automatisch auf den Hörer: "The feelin' never stops / And neither does the clock", singt der Verlassene, während er auf ihre Rückkehr wartet – ein Bild, welches sich auch im darauffolgenden "No other heart" findet, das die zentnerschwere Thematik mit federleichtem Rhythmus zu überspielen versucht.

Doch bei aller Verzweiflung und den sicherlich verständlichen Anflügen von plötzlicher Eifersucht bleibt DeMarco diplomatisch: Das hoffnungsvoll beschwingte "Without me" hisst die weiße Flagge und wünscht der Verflossenen das Beste: "Will she find love again tomorrow / I don't know, I hope so / And that's fine, fine by me / As long as I know she's happy." Im wunderbar instrumentierten Bossa-Nova-Opener "The way you'd love her", der auch auf "Salad days" nicht fehl am Platz gewesen wäre, kommentiert er das Beziehungsaus zwar mit spitzer Zunge, aber auch mit Charme. Gut zu wissen: Das Album hat zwar eine persönliche Note, DeMarco ist aber nach wie vor mit seiner langjährigen Freundin Kira zusammen. Umso echter ist hingegen seine Hausanschrift und das Angebot einer Tasse Kaffee, das er am Ende des Instrumentaltracks "My house by the water". Rund 30 Leute sind der Einladung bereits gefolgt. Er ist eben noch viel mehr: Slacker-Prinz, Zahnlückenlächler, gute Seele – und Kaffeekocher. Wir sagten es ja bereits: Den Jungen muss man einfach mögen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • The way you'd love her
  • Another one
  • Without me

Tracklist

  1. The way you'd love her
  2. Another one
  3. No other heart
  4. Just to put me down
  5. A heart like hers
  6. I've been waiting for her
  7. Without me
  8. My house by the water

Gesamtspielzeit: 23:49 min.

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User Beitrag

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-08-06 09:43:11 Uhr
Die Adresse sieht zumindest auf der Karte nach einem richtigen schönen Häuschen am Wasser aus. :-)

Hubble

Postings: 144

Registriert seit 14.06.2013

2015-08-06 09:29:10 Uhr
Bitte bitte, gute Rezension übrigens :-)

Hier kann man sich Another One noch im stream anhören:
http://www.theguardian.com/music/2015/jul/31/mac-demarco-another-one-exclusive-album-stream

...mit besagter Einladung zum Kaffee am Ende des letzten Songs!

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-08-04 23:53:43 Uhr
Oh, da war ein Leerzeichen im Link, sorry. Hab es entfernt, jetzt sollte es funktionieren. Danke fürs Bescheidsagen!

Hubble

Postings: 144

Registriert seit 14.06.2013

2015-08-04 23:27:37 Uhr
Der Link in der Rezension bezüglich der Kaffee-Story funktioniert bei mir nicht.
Ich denke dieser Artikel war gemeint:
http://blogs.wsj.com/speakeasy/2015/07/23/mac-demarco-another-one-interview/
Witzige Story, ich dachte zuerst, ich hätte mich verhört.

Noel

Postings: 95

Registriert seit 01.11.2014

2015-08-04 00:54:40 Uhr
Brilliant wie eh und je. Einer der interessantesten und großartigsten Künstler der Gegenwart - und einer der lustigsten sowieso.
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