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Admiral Fallow - Tiny rewards

Admiral Fallow- Tiny rewards

Nettwerk / Soulfood
VÖ: 07.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Im Moment erhaben

Wie herrlich es ist, eine Band ganz unverhofft zu entdecken, merkt man häufig erst, wenn man diesen fesselnden Moment noch Jahre später so nah vor Augen und Ohren hat, als wäre er gerade erst geschehen. Admiral Fallow, diese fünf ehemaligen Musikstudenten aus der Gegend um Glasgow, machten den Rezensenten beim Reeperbahn-Festival 2012 doch ziemlich sprachlos, als sie die Bühne im feinen Hamburger Imperial-Theater mit großartiger musikalischer Erhabenheit und geballter Sympathie auszufüllen vermochten. Ihr Debüt "Boots met my face" hatte da zwar schon zwei Jährchen auf dem Buckel, doch wirklich auf dem Schirm hatten die Formation mit ihrem Mix aus zart-melodischem Indiepop und eingängigem Folkrock die Wenigsten. "Three bursts in snow", quasi zu drei Vierteln auf Tour entstanden, änderte wenig an Sound und Status der Band, doch beide Platten – die besten Tracks ergäben kombiniert nicht weniger als ein Meisterwerk – hievten das große Talent der Truppe um Songschreiber Louis Abbot mehr als deutlich ins Blickfeld der Kritiker.

Für "Tiny rewards" ließen Admiral Fallow sich nun deutlich mehr Zeit und veränderten dabei auch die Art und Weise, Songs zu konzipieren und aufzunehmen. Also eine Art Konzeptalbum? Nein, nicht wirklich. Die Band bezeichnet ihr neues Album, das im UK schon im Juni erschienen ist, gar schlicht als ein dutzend Songs, die nach und nach mit der Zeit entstanden sind. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht: Bei den bisherigen Platten habe er meist "ganze Lieder geschrieben", erklärt Abbot, die dann "von uns allen als Band arrangiert" wurden. Dieses Mal jedoch kamen musikalische Fragmente zuerst: "Klavierteile, Schlagzeugbeats, oder einfach ein gewisser Sound oder eine Stimmung" – so sei jeder der fünf Musiker kreativer und experimenteller gewesen. Auch wenn "Tiny rewards" weiterhin klar nach Admiral Fallow klingt, wirken die 12 neuen Songs tatsächlich ausgefeilter und vielschichtiger. Bieten kleine Überraschungen, wie den Tempowechsel samt Interlude im feinen Opener "As easy as breathing", der ansonsten durch Piano und Background-Chor atmet, oder das tolle, mit kanonartigen Chorälen versehene Finale des hauchzarten "Happened in the fall".

Insgesamt klingen die neuen Kompositionen organischer, dürfen aus ihren nur scheinbar immannenten Pfaden treten: So entsteht in "Building as foreign" gegen Ende quasi ein kleiner, neuer Song. "Good luck" ergeht es ähnlich, das Stück tänzelt zunächst ausschließlich vor dem Piano, bevor sich – angespornt von Sarah Hayes' zerbrechlich schöner Stimme – ganze Chöre mit erheben, und das epische Finale einleiten. Die erste Auskopplung "Holding the strings" gibt sich zunächst zahm, geizt aber dennoch nicht mit einem feinen Ohrwurm-Haken im Refrain und nimmt dann immer mehr Fahrt auf. Das schöne "Evangeline" jedoch betritt andere Wege des Wohlklangs. Hier wird deutlich, dass Admiral Fallow sich von der akustischen Gitarre als klassischem Folkrock-Instrument mehr und mehr lösen, und auch Hayes' prägnante Flötenklänge oder Kevin Brollys Klarinette nun auf Keyboardflächen gebettet sind. Vielleicht gehen "Tiny rewards" im Vergleich zu den Vorgängern die üppigen, markanten Hits ein wenig ab, vielleicht braucht dieses manchmal etwas zurückhaltend-unscheinbare Album auch eine gewisse Zeit länger, um sich zu entfalten. Allerdings schmerzt dieser Umstand ob des flächendeckenden Angebots an ergreifend-schönen Songs überhaupt nicht. Wie toll es doch sein kann, wenn eine Band sich unverhofft ein bisschen neu erfindet.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • As easy as breathing
  • Happened in the fall
  • Holding the strings

Tracklist

  1. As easy as breathing
  2. Evangeline
  3. Happened in the fall
  4. Good luck
  5. Holding the strings
  6. Sunday
  7. Building as foreign
  8. Salt
  9. Some kind of life
  10. Liquor and milk
  11. Carousel
  12. Seeds

Gesamtspielzeit: 50:47 min.

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