Paul Kalkbrenner - 7
Sony
VÖ: 07.08.2015
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Unmut statt Anmut
Er hat es also doch getan. Paul Kalkbrenner, einer der derzeit wohl populärsten DJs und Techno-Produzenten aus deutschen Landen, hat einen Majorvertrag unterschrieben. Gemessen an den immensen Verkaufserfolgen seiner letzten Platten ein absolut logischer und nachvollziehbarer Schritt. Schon längst ist der Berliner ein veritabler Popstar, der die größten Hallen mühelos füllen kann. Allerdings ist der Wechsel zum großen Label nicht ohne Risiko: "Ausverkauf! Verrat!", schreien jene, die sich als Wahrer romantischer Ideale verstehen. Und natürlich muss der kahlköpfige Musiker nun besonders erbsenzählerische Kritik über sich ergehen lassen. Doch eines sei gleich hier verraten: Trotz einer etwas kommerzielleren Ausrichtung ist "7" genauso unverkennbar wie seine sechs Vorgänger. Wo Paul Kalkbrenner draufsteht, ist auch Paul Kalkbrenner drin. Egal, ob bei Sony oder im Eigenvertrieb.
Bereits der Opener "Battery pack" kombiniert klassische Ingredenzien. Zu wabernden Klangflächen gesellt sich ein pumpender Bass, während minimalistische Melodiefetzen versuchen, sich gegen eine mächtig drückende Bassdrum durchzusetzen. Die große Kunst des Ostberliners ist seit jeher, zwischen Großraumdiscobeats und versponnenen Soundspielereien zu mäandern, ohne dabei den roten Faden aus der Hand zu geben. Besonders virtuos gelingt die Zusammenführung dieser Stilelemente in "Feed your head". Der Track, der um ein Jefferson-Airplane-Sample herum errichtet ist, besitzt reichlich Punch und Esprit, und dürfte schon bald auch den Weg in die Gipfelregionen der Charts finden. Die eingängige Gesangsmelodie und die wummernden Synthieloops erzeugen eine gänsehauterregende Spannung, die über das komplette Stück aufrechterhalten wird.
Doch leider finden sich auf "7" auch etliche Tracks, die alles andere als euphorisierend sind. "Tone and timber" kreist beispielsweise um ein extrem langweiliges Klaviermotiv, ohne wirklich vom Fleck zu kommen. Auch das in Richtung Minimal schielende "Mothertrucker" und das in Sachen Harmonik an der Einfältigkeit entlangschrammende "A million days" generieren primär Langeweile. Hübscher ist da "Cylence 412", dessen knackiger Hooksynth lange im Ohr bleibt. Dort nistet sich auch "Cloud rider" hartnäckig ein. Die Grundlage für diesen eher lästigen Ohrwurm bildet der Vocaltrack eines alten D-Train-Songs, welchem ein primitiver Beat und eine monotone Akkordprogression zur Seite gestellt werden.
Regelrecht ärgerlich ist darüber hinaus ein produktionstechnischer Fehltritt: Oftmals sind die Bässe sehr stark in den Vordergrund gemischt, sodass den restlichen Frequenzen kaum noch Luft zum Atmen bleibt. Was für den Massenrave geeignet sein mag, funktioniert auf der Stereoanlage nur bedingt. Besonders übel ist diesbezüglich "Align the engine" geraten, das klingt, als würde es permanent clippen. Schade ist auch, dass im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen kein rechter Flow entstehen will. "7" wirkt nicht wie ein kohärentes Album, sondern eher wie eine lose zusammenhängende Kollektion mittelmäßiger Ideen. Ob das nun am Majordeal liegt, sei dahingestellt. Ein bisschen mutiger hätte der Paule aber definitiv sein dürfen.
Highlights
- Battery pack
- Cylence 412
- Feed your head
Tracklist
- Battery pack
- Cylence 412
- Cloud rider
- Shuffleface
- Tone and timber
- Channel isle
- Feed your head
- Papercut pilot
- Mothertrucker
- A million days
- Align the engine
- Bright roller
Gesamtspielzeit: 62:08 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3741 Registriert seit 12.12.2013 |
2016-02-24 17:27:07 Uhr
Nee, nicht die neue Underworld. Die rezensiere ich zwar auch bald, aber die fällt unter ne andere Kategorie.Eher was dreckiges, schmutziges, lärmiges. Kommt im übernächsten Update. Gespannt sein wird belohnt! |
musie Postings: 3997 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-02-24 16:20:39 Uhr
aha, die neue Underworld! ;-)die Musik von PK ist halt für die grosse Masse ausgerichtet und ich finde, auf 7 funktioniert das wirklich ausserordentlich gut. einzigartig bleibt er dabei nämlich trotzdem. zum reduzierten Sound passt der überdrehte Bass. |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3741 Registriert seit 12.12.2013 |
2016-02-24 16:07:40 Uhr
ich habe ziemlich hochwertige sennheiser-kopfhörer, daran liegts kaum. hab einfach probleme mit derart überkomprimiertem und clippenden techno. die bassdrum muss kicken UND schieben, beim paule wirkt es oft so, als würde eine elefantenherde von innen auf die membran spucken. bald kommt ne techno-rezi von mir online, dann kannst du vllt. nachvollziehen, weswegen ich mit kalkbrenner nichts anfangen kann. ;) |
musie Postings: 3997 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-02-24 13:54:08 Uhr
finde es mit Abstand das beste Album seit Berlin Calling. kaum ein Ausfall, alles mögliche Singles. seltsame Rezi. der fette Bass gehört einfach dazu. muss man allerdings mit guten Kopfhörern anhören. mit Beats oder sowas wird der Bass wohl übersteuert. mit meinen Klipsch perfekt. |
AyayaAy |
2015-10-07 00:05:45 Uhr
Sorry aber Du laberst ziemlichen Mist. Diese Platte ist keine Versöhnung sondern einfach wieder mainstreamiger. Bis "Berlin Calling" hat der Paul nämlich einfachen Minimal Techno gemacht ohne "Sky and Sand"-Pop-Zeugs und das haben seine Fans geliebt. Dass das letzte Album welches wieder seine eigentliche Musik widerspiegelt schlechter bei der Öffentlichkeit ankam ist daher logisch. |
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Referenzen
Fritz Kalkbrenner; Sascha Funke; Extrawelt; Lexy & K-Paul; Heiko Voss; Marek Hemman; Steffi; Stephan Bodzin; Oliver Koletzki; Kollektiv Turmstrasse; Popof; Oliver Huntemann; Oliver Schories; Solomun; Joris Delacroix; Ellen Allen; Super Flu; Booka Shade; Gregor Tresher; Gabriel Ananda; Einmusik; Oxia; Laurent Garnier; Westbam; Dr. Motte; Marusha; Four Tet; Caribou; DJ Koze; Trentemøller; Röyksopp; Moonbootica; Sven Väth; Tiefschwarz; Shit Robot; Apparat; Modeselektor; Moby; VCMG; Thom Yorke; Klangkarussell; Hell; Robert Miles; Jefferson Airplane; D-Train
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