Tiny Fingers - The fall
Anova / Tiny Fingers
VÖ: 20.07.2015
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Der nächste Schritt
Gelobt sei Tal Cohen, Wirbler der Drumsticks, Zerstörer der Trommelfelle. Virtous an der Hi-Hat, versiert in Sachen Polyrhythmik und Tempowechseln. Ein Drummer, wie er im Buche steht. Sträflicherweise kennt kaum jemand Herrn Cohen, ebensowenig wie seine seit Jahren mit famosen Alben brillierende Band Tiny Fingers, deren Musik sich konsequent eindeutigen Genrezuweisungen entzieht. Am ehesten lässt sich das Schaffen der Israelis als Mixtur aus psychedelischen und elektronischen Elementen beschreiben, wobei der größte Reiz dem Zusammenprall von Synthesizern und Gitarren entspringt. Gerade mal ein Jahr nach dem physischen Release des Höllenritts "Megafauna" steht nun der nächste Wurf in den Startlöchern: "The fall" ist zwar nicht mehr so kompromisslos wie der Vorgänger, Härte und Schroffheit werden jedoch adäquat durch Spielfreude und ausufernde Melodien ersetzt.
Konsequent bleiben die Mannen aus dem Land Gottes in Sachen Dramaturgie: Auch "The fall" ist eine zusammenhängende Suite aus nahtlos ineinander übergehenden Einzelstücken. Wieder werden Ideen in den Raum gestellt, ausgearbeitet und aufs Kreativste variiert. Und wieder kann man nicht anders, als dem immensen Einfallsreichtum des Quartetts Achtung zu zollen. So ist der vor Energie berstende Titeltrack ein Musterbeispiel für eine gekonnte Eröffnung. Aufmerksamkeit wird eingefordert, Neugier geweckt. Pure Euphorie macht sich breit, wenn in der Klimax alle Leinen losgelassen werden. Und glücklicherweise folgen auf diesen Höhepunkt noch acht weitere, mal laut und zügellos, mal zurückhaltend und gefühlvoll. Möglich wird die große dynamische Bandbreite durch das fein austarierte Zusammenspiel der Instrumentalisten, das auch die wildesten Stimmungswechsel zu tragen vermag.
So erinnert "Drops" mit seinen perlenden Moll-Riffs an Radioheads "In limbo", nimmt jedoch eine völlig andere Wendung als das klaustrophobische Lied der englischen Ausnahmeband. Anstelle sich in Düsternis zu verlieren, tasten Tiny Fingers sich langsam, aber bestimmt ins Licht. Formidabel ist auch das von einem stolpernden Beat unterlegte "Nine of swords". Hier zeigen Gitarrist Oren Ben David und Keyboarder Nimrod Bar, dass manchmal nur wenige Töne genügen, um den maximalen Effekt zu erzeugen. Voll auf die Zwölf gibt es dagegen in "Traveller soul", das mit seiner blubbernden Basslinie und irren Tapping-Sequenzen wohlige Schauer über Rücken und Großhirnrinde jagt.
Nicht minder gänsehauterzeugend dringt "Dispatcher" aus den Lautsprechern. Spätestens wenn sich die in Triolen verlierende Leadgitarre in den Vordergrund schiebt, ist es Zeit für Kopfkino in höchster Auflösung. Das ist Musik, bei der man sich wünscht, sie würde nie zu Ende gehen. Doch sie geht zu Ende – und wie: "Music for the music" mag einen etwas merkwürdigen Titel tragen, ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. So kunstvoll hat schon lange keiner mehr den Geist von Pink Floyd heraufbeschworen. In acht Minuten ziehen Tiny Fingers alle Register ihres Könnens und führen die vorher ausgelegten Fäden zu einem furiosen Finale zusammen. Dafür gebührt ihnen alles Lob der Welt. Und hoffentlich auch bald eine größere Hörerschaft.
Highlights
- The fall
- Drops
- Nine of swords
- Music for the music
Tracklist
- The fall
- Eyes of gold
- Traveller soul
- Deuteronomy
- Drops
- The other
- Nine of swords
- Dispatcher
- Music for the music
Gesamtspielzeit: 46:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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carpi Postings: 1606 Registriert seit 26.06.2013 |
2015-09-04 16:38:45 Uhr
Verdiente 8, schönes Cover auch, da lohnt sich das Warten. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33133 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-07-23 15:58:25 Uhr
Oh schön, ein neues Album. Die ersten drei Songs machen schon mal richtig Laune. |
Rasi Postings: 6 Registriert seit 20.07.2015 |
2015-07-21 12:53:36 Uhr
@hae: Nein. es geht um die Gruppe "Tiny Fingers" |
Rasi Postings: 6 Registriert seit 20.07.2015 |
2015-07-21 12:53:16 Uhr
@Christopher: Der discogs Händler, der die "The Fall" verkauft hat, hatte auch Megafauna auf Anfrage. Hab beide nun bestellt \o/ |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3668 Registriert seit 12.12.2013 |
2015-07-20 21:57:04 Uhr
@Rasi: Also ich hab bei "Megafauna" ein physisches Exemplar erhalten, das gabs im Direktvertrieb. Müsste in absehbarer Zeit bei "The Fall" auch so laufen. Bis dahin muss man mit der digitalen Version Vorlieb nehmen. Ist auch ne Ausnahme, dass die Platte hier besprochen wird, normalerweise besprechen wir nur Platten, die es "greifbar" zu kaufen gibt. Bei einem so guten Album kann man aber auch mal ein Auge zudrücken. |
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Referenzen
Rush; God Is An Astronaut; King Crimson; Maserati; Weird Owl; Genesis; The Mars Volta; 65daysofstatic; De Facto; Can; Faust; Radiohead; The Sound Of Animals Fighting; Between The Buried And Me; Cmdr Rikr; The Number Twelve Looks Like You; Amplifier; Isis; Porcupine Tree; Opeth; Pink Floyd; Chevelle; Russian Circles; Steve Vai; Amon Düül II; Skrillex; John Frusciante; Ataxia; Tool; Arroyo; Ef; Postures; Swans; Solstafir; Jeff Beck; Mogwai; Collapse Under The Empire; Crippled Black Phoenix; Van Halen
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