No Joy - More faithful

Mexican Summer / Al!ve
VÖ: 05.06.2015
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Girls who play guitars
Neulich im Hallenbad: fröhliche Menschen, lachende Gesichter, ein paar Spielzeuge im Kinderbecken, ein paar ältere Bahnenschwimmer im tiefen Bereich. Gibt es etwas Schöneres als einen Besuch im Schwimmbad? Natürlich nicht, denn dort ist es immer gut. Außer natürlich, wenn man sich etwas Ekliges an den Füßen einfängt, das anschließend eine Behandlung mit der Salbe Stroptozen benötigt. Oder wenn ein paar Fieslinge meinen, dass sie allen anderen den Spaß verderben müssen. Da wird dann mit Wurstschnitten geworfen, das am Rand bereitgelegte Handtuch einfach nassgemacht oder versteckt, mit Wasser gespritzt und die eben noch entspannt treibende Luftmatratze, auf der man sich ein wenig vom stressigen Alltag ausruhen wollte, einfach von unten umgedreht. Doch Hilfe naht: Laura Lloyd und Jasamine White-Gluz von No Joy gehen gegen jede Art von Fiesling vor und sorgen trotz ordentlich Lärm für noch mehr Spaß.
Trotz oder wegen? Ist im Grunde auch egal. Das kanadische Duo hat sich für sein drittes Album "More faithful" erneut Verstärkung bei Produzent Jorge Elbrecht (Chairlift, Ariel Pink's Haunted Graffiti) geholt, der auch schon beim Vorgänger "Wait to pleasure" an den Reglern saß. Das Werk, das sowohl in Brooklyn als auch auf Costa Rica aufgenommen wurde, ist stellenweise zwar poppiger, als man es von den beiden Damen bisher gewohnt war, jedoch nicht weniger stark: Der aus dem Stand lospolternde Opener "Remember nothing" wabert mit seiner Mischung aus Noise-Pop und Shoegaze mehr denn je in Richtung My Bloody Valentine, das zappendüstere "Chalk snake" baut in der ersten Hälfte viel Spannung auf, um sie in der zweiten schließlich mit viel Getöse zu entladen. Kürzeren Prozess macht hingegen "Corpo daemon", das geradezu elektrifiziert zu sein scheint und in nicht mal zweieinhalb Minuten alles mit sich reißt, was bei drei nicht im Wasser war – und sorgt dort dann auch noch für ziemlichen Wellengang.
Nein, Lloyd und White-Gluz brauchen wahrhaftig kein Y-Chromosom, um zu beweisen, dass sie Eier haben. So wirkt "Hollywood teeth" nur anfänglich wie eine Dream-Pop-Katze im Sack, bis sie endlich die Krallen ausfährt, und der psychedelische Einschlag in "Rude films" nimmt mit jeder verstrichenen Sekunde albtraumhaftere Züge an. Da kommt eine kleine Verschnaufpause wie jene in Form von "Moon in my mouth" gerade recht: Ob das Stück zu jenen gehört, die nahe des Karibischen Meeres aufgenommen wurden, ist leider nicht bekannt. Die locker-tropische Melodie lässt es zumindest vermuten, die Abkehr von ihrem typischen Sound tut No Joy hier so gut wie sonst nur ein leckeres Spaghetti-Eis am Ende eines Sommertages im Schwimmbad. Sommertag? Den zelebrieren die Mädels im Abschlusstrack "Judith", der wie kaum ein anderer Song auf "More faithful" die Aufmüpfigkeit des Debüts "Ghost blonde" mit der neugewonnen Entspanntheit vereint. Und dann? Bleibt nur der Sprung ins abkühlende Nass, ganz ohne Fieslinge, aber mit viel Herzklopfen.
Highlights
- Remember nothing
- Moon in my mouth
- Chalk snake
- Judith
Tracklist
- Remember nothing
- Everything new
- Hollywood teeth
- Moon in my mouth
- Burial in twos
- Corpo daemon
- Bolas
- Chalk snake
- Rude films
- I am an eye machine
- Judith
Gesamtspielzeit: 36:32 min.
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Referenzen
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