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Louane - Chambre 12

Louane- Chambre 12

Mercury / Universal
VÖ: 07.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Vive la surprise

Alle paar Jahre wieder trifft es die Deutschen völlig unvorbereitet. Nein, die Rede ist nicht von der Bundestagswahl, obwohl deren letzte Ergebnisse sehr wohl den Verdacht mangelnder Wähler-Vorbereitung nahelegen. Es geht vielmehr um französischsprachige Hit-Alben, die es auf unsere Seite des Rheins schaffen. Erstaunt scheint Musik-Deutschland dann zur Kenntnis zu nehmen, dass in Frankreich hervorragende Musik produziert wird. So mancher, der ansonsten ein Croissant nicht von einem Bagel unterscheiden kann, entdeckt plötzlich seine frankophile Seite. Und kauft kurzfristig die betreffenden Alben in obere Chartsränge. Vor etwa zwölf Jahren war es die niedliche Alizée, später schlug die frivole Zaz ein wie eine Bombe, und selbstverständlich liebten die Boches schon in Prä-Sarkozy-Zeiten die rauchige Stimme Carla Brunis.

Seltene Lichtblicke, nicht nur im meist von Missverständnissen geprägten Verhältnis zwischen Frankreich und Allemagne. Sondern auch in den deutschen Charts, denn in ihrer leichtfüßigen Verspieltheit machen französische Pop-Alben nicht selten deutlich, wie bräsig und erdschwer im Vergleich die hiesige Musiklandschaft daherkommt. Nun also Louane Emera, der man fast schon vorab zum Erfolg gratulieren kann. Denn die 18-Jährige aus der Nähe von Calais präsentiert sich auf ihrem Debüt "Chambre 12" so herrlich kokett, trotzig, melodieselig und typisch französisch, dass deutsche Hörer verzaubert zuhören werden. Zu Recht.

Schon der Auftakt geht runter wie ein guter Beaujolais: "Jour 1" pirscht sich mit sanfter Akustikgitarre an, nur um im Refrain die Kurve zu süffigem Mitklatsch-Pop zu kriegen. Noch weitaus mehr Spaß macht aber die folgende Beziehungs-Abrechnung "Avenir". Kratzbürstig springen die jazzigen Piano-Akkorde hin und her, während der Bass schon mal die Tanzfläche freiräumt und Louane dem Verflossenen frohgelaunt leidvolle und schlaflose Nächte wünscht: "J'espère que tu vas souffrir / Et que tu vas mal dormir." Das Titellied geht als reichhaltige Alternative zum typischen Taylor-Swift-Fastfood aus dem Radio durch. In "Jeune" scheint Louane binnen dreieinhalb Minuten vom unbekümmerten Mädchen zur Erwachsenen zu reifen – musikalisch und stimmlich. Und das sind nicht die einzigen Lieder, bei denen einfach alles passt.

"Chambre 12" verliert als Album selbst in den melancholischen Momenten nicht sein Tempo. "Maman" und "Je vole" etwa schippern auf einem sanften Klavierteppich über den Kitschsee, während "Tranquille" mit verhallter Stimme Gänsehaut-Atmosphäre erzeugt. Doch Louane denkt nicht daran, das Album auf traurige Weise ausklingen zu lassen und schunkelt mit "La mère à Titi" in bester Chanson-Tradition über die Pont-Neuf. Warum das Label hinter dieses gelungene Ende noch satte fünf weitgehend verzichtbare Remixes gepflanzt hat, muss man nicht verstehen. Es schmälert den Hörgenuss aber nur bedingt. Louane hat ein enorm souveränes und unterhaltsames Debüt für eine Sängerin ihres Alters abgeliefert. Die Tatsache, dass sie auch als Schauspielerin erfolgreich ist, überrascht da kaum noch. Dem "César" für ihre Rolle in "Verstehen Sie die Béliers" dürften wohl weitere Preise folgen. Hoffentlich aber auch noch Musikalben, die ein wenig Farbe in den deutschen Charts-Alltag bringen. Vive la surprise.

(Mark Read)

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Highlights

  • Avenir (Radio edit)
  • Jeune
  • Chambre 12
  • Je vole

Tracklist

  1. Jour 1
  2. Avenir (Radio edit)
  3. Maman
  4. Jeune
  5. Tourne
  6. Chambre 12
  7. Tranquille
  8. Alien
  9. Nous
  10. Du courage
  11. La fuite
  12. Je vole
  13. La mère à Titi
  14. Avenir
  15. Jeune (Radio edit)
  16. Chambre 12 (Radio edit)
  17. Tourne (Radio edit)
  18. Maman (Radio edit)

Gesamtspielzeit: 62:00 min.

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User Beitrag

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-12-10 22:57:27 Uhr
"Avenir" ist allerdings einer der besten Radiohits dieses Jahr. Allerdings deutlich besser im flotteren Radio Edit.
Dann eben so rum:
2015-07-19 23:15:32 Uhr
Florence ist von Cover geklaut.

Mark

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 90

Registriert seit 08.06.2013

2015-07-19 23:11:09 Uhr
Hm, könnte schwierig werden, da das Album in Frankreich schon zu Jahresbeginn erschienen ist.

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-07-19 22:42:52 Uhr
Cover ist von Florence geklaut.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28607

Registriert seit 08.01.2012

2015-07-19 22:37:41 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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