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Jason Isbell - Something more than free

Jason Isbell- Something more than free

Southeastern / Al!ve
VÖ: 17.07.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Relativ gut

Dass Jason Isbell ein großartiger Songwriter ist, braucht er niemandem mehr zu beweisen. Der Mann hat noch vor seinem 25. Lebensjahr die besten Songs auf gleich mehreren Alben der Drive-By Truckers beigesteuert. Und in schlechtester Rocktradition mündete das viele und frühe Lob in einem ernsten Alkoholproblem, dem nicht ganz freiwilligen Abgang und einigen guten, aber nicht großartigen Soloalben: ein klassischer Fall von verschwendetem Talent. Erst auf "Southeastern" kriegte Isbell 2013 wieder so richtig die Kurve und übertraf sich nach knapp zehn Jahren zum ersten Mal wieder selbst in Sachen Songwriting. Und zwar so sehr, dass die optimistischste Hoffnung für "Something more than free" eigentlich nur sein konnte, dass er das Niveau halten kann.

Isbell selbst tweetete während der Aufnahmen aus dem Studio, die neuen Songs seien sogar noch besser als die vorigen. Und wer mag ihm die Euphorie übel nehmen, denn nachdem "Southeastern" das erste Album war, dass er nach eigener Aussage nüchtern aufgenommen hat, ist Isbell mittlerweile glücklich verheiratet und zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen kurz davor, zum ersten Mal Vater zu werden. Das schreit fast nach einer weiteren klassischen Künstlersituation: Privat läuft alles super und plötzlich fehlt der kreative Funke. Ob das als Erklärung für manchen tragischerweise mittelmäßigen Song auf "Something more than free" genügt, ist im Endeffekt müßig zu diskutieren. Denn das Ergebnis ist bitter genug, obwohl und gleichermaßen gerade weil das Album nicht schlecht ist. Sondern ganz gut halt. Mit einigen wirklich schönen Songs, vielen, die wachsen und dem einen oder anderen, den man irgendwann aufgibt.

"Ganz gut" reicht für eine Weile, ist aber angesichts von Isbells Können im Endeffekt doch eine kleine Enttäuschung. Um ein drittes Klischee zu bemühen: Schon der erste Song zeigt ganz gut, was auf "Something more than free" funktioniert und was nicht. "If it takes a lifetime" ist ein Country-Song der sonnigen Sorte, beschwingt, ein bisschen fluffig und damit ungewohntes Terrain für Isbell, dessen Songs ansonsten eher für einen Kloß im Hals sorgen. Diese neue Leichtigkeit funktioniert zwar ziemlich gut, aber nicht alle der folgenden Songs können da mithalten, den meisten fehlt die melancholische Wucht von früher.

Hinzu kommt, dass Isbell seine Fähigkeit, Szenen und Beziehungen anschaulich zu skizzieren, öfter mal für songwriterische Banalitäten hinten anstellt. "Flagship" leidet unter dieser Flaute, „Children of children“ rettet sich eher durch die ausufernde instrumentale Coda und "How to forget" watet auch eher im seichten Gewässer. Auf der Habenseite stehen zweifellos exzellente Songs wie "The life chose", eine bitter-romantische Charakterstudie über die Exfreundin, die einem über die Jahre fremd geworden ist: "Do you live with a man who knows you / Like I thought I did back then / But I guess I never did." Im Titeltrack schafft Isbell es sogar, seinen neugewonnenen Optimismus mit der alten Gravitas zu verschmelzen. Und es stimmt versöhnlich, dass sich die stärkeren Songs eher auf der zweiten Hälfte verstecken, darunter die traurige Kurzgeschichte "Speed trap town" und "To a band that I loved", Isbells Liebeserklärung an die wunderbaren, unterschätzten und zu häufig übersehenen Centro-matic. Was am Ende bleibt, ist ein etwas bitterer Nachgeschmack, ein paar verpasste Chancen, eine Menge ungenutztes Potenzial – und eine gute Platte, nur leider keine großartige.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • If it takes a lifetime
  • The life you choose
  • To a band that I loved

Tracklist

  1. If it takes a lifetime
  2. 24 frames
  3. Flagship
  4. How to forget
  5. Children of children
  6. The life you choose
  7. Something more than free
  8. Speed trap town
  9. Hudson Commodore
  10. Palmetto rose
  11. To a band that I loved

Gesamtspielzeit: 43:35 min.

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Postings: 1864

Registriert seit 26.07.2013

2015-11-05 09:51:14 Uhr
Insgesamt eher enttäuschend, da schwächer als der Vorgänger.
Aber er klingt eindeutig glücklicher und das gönnt man ihm.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28276

Registriert seit 08.01.2012

2015-07-19 22:37:24 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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