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Sleep - Sleep

Sleep- Sleep

Staatsakt / Caroline / Universal
VÖ: 24.07.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Träum weiter

Immer das gleiche in der Nacht. Schweißgebadet aufgewacht und alles, an was man sich erinnern kann: Kapitalismus! Die Weltwirtschaft! Angst und das liebe Geld. Pegida! Dresden, Berlin und Heidelberg. Das Schlimmste: Traum und Außenwelt sind eins. Egal, ob der Geist schläft oder wacht, überall steckt diese Machtlosigkeit. Da kann ich auch gleich wach bleiben, raunt sich Andreas Spechtl zu, bläst noch einmal ins Saxophon und dreht sich zur Seite.

Eigentlich liebe der Ja, Panik-Sänger den Schlaf, behauptet sein Label Staatsakt. Doch wenn man genau hinschaut, hat das Projekt Sleep nur am Rande damit zu tun. Es geht Spechtl viel mehr um das Aufbrechen von Produktion und Rezeption, von Idee und fertiger Platte. Wie ihm das gelingt? Field Recordings lautet Spechtls Zauberwort und so zaubert er Geräuschfetzen von alten Tonaufnahmen aus dem neuen Hut, die er irgendwann als Erinnerungsstützen in Europa, Asien und Afrika aufgenommen hat.

In "Cinéma Rif" hört man einen Mann aus dem Stimmenwirrwarr plötzlich klar und deutlich Kaffee bestellen – wahrscheinlich eine Aufnahme aus Tanger, Marokko. Am Ende von "Jinja nights" das nächste Gespräch: eine offenbar belanglose Unterhaltung kurz vor der Fahrt zum Bay City Blue Hotel. Dazwischen: eine verspielte und dennoch strukturierte Soundmatrix, dahinfließender, verlorener Klang, meist dominiert vom Saxophon.

Ohne Zweifel ist Spechtls Projekt traumverwandt. Sleep verarbeitet im wahrsten Sinne des Wortes authentisches Material. Eine Traumarbeit der Nervenbahnen, verlagert man das Künstlerschaffen in die Neurowissenschaften. Andererseits sind seine Texte doch wieder politisch aufgeladen, zeitgeleitete Beobachtungen, mit denen er sich Ja, Panik annähert. Spechtl steht dem Geschehen um ihn herum nun noch etwas teilnahmsloser gegenüber.

In "After dark" warnt er die Welt vor dem Deutschen, der im Pulk meterhohe Grenzzäune ziehen will, um endlich wieder ruhig schlafen zu können: "Germans, they got dangerous after dark / So watch out in Dresden, München, Berlin after dark." In "Sister sleep" macht er sich Gedanken über die Sprachlosigkeit der Massen: "The silence of a language / Sounds like the speech of a sister / No one lives in these cities / No one but sleep."

"Sleep" erzeugt Bilder. Es ist allerdings so, als würde Spechtl von einem Traum erzählen, aus dem er vergangenen Nacht verschwitzt aufgewacht ist. Traumerzählungen irritieren. Doch zu den Bildern hat einzig und allein der Träumer eine intensive und unmittelbare Beziehung. Genau das ist der Knackpunkt an Spechtls Projekt. Auf den Hörer wirken die Erzählungen nicht wie auf den Schlafenden. Das macht Sleep einerseits zu einer Kopfgeburt, andererseits zu einem bis ins letzte Detail durchdachten Lebenswerk eines Träumers.

(Bastian Sünkel)

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Highlights

  • Sister sleep
  • After dark
  • Jinja nights

Tracklist

  1. Sister sleep
  2. Hauntology
  3. After dark
  4. BHX dub
  5. Time to time
  6. Duérmete niño
  7. Cinéma Rif
  8. Jinja nights

Gesamtspielzeit: 35:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

AndreasM

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 743

Registriert seit 15.05.2013

2020-12-30 21:27:33 Uhr
Das echte Album, um das es hier seit Posting Nummer eins nicht mehr ging, ist übrigens sehr zu empfehlen und gefällt mir mit jedem Hören besser.
Sleep the Stoner/Metal Band
2018-04-22 11:13:27 Uhr
Neues Album The Sciences zu empfehlen !

Mister X

Postings: 3401

Registriert seit 30.10.2013

2015-07-17 01:29:05 Uhr
pdm im me
Jau
2015-07-17 00:45:33 Uhr
Endlich mal wieder ein lustiger Dialog hier im Forum. :)

Dachte übrigens auch, Sleep hätten was neues rausgebracht, aber es waren dann doch nur "Sleep".
Games of Horns
2015-07-14 21:01:37 Uhr
Hey Ihr Bommis! Es kann nur Einen geben.
Wo geht es hier zum Duell?
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