Ibrahim Lässing - Kaugummiautomat

Fett
VÖ: 08.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Genug geschimpft
Man muss sich eine ganze Menge einfallen lassen, um als so-called Nachwuchskünstler die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gerade wenn man aus Regensburg kommt, dieser komischen Stadt. Von der man sich erzählt, sie tue seit Jahren alles dafür, um abseits musealer Langeweile zum popkulturellen Wasteland zu verkommen. Ibrahim Lässing ist das alles völlig egal. Zum Glück. Ohne diese Haltung wäre diese Sternstunde des juvenilen Punkrocks auch völlig unmöglich. Und dass das Label mit der CD eine Schachtel Kaugummizigaretten samt Feuerzeug mitgeschickt hat, sehen wir natürlich nicht als Bestechung, sondern nur als Zeichen der Liebenswürdigkeit.
Zwischen WIZO und Weezer würden sich die Stücke auf "Kaugummiautomat" nach eigener Aussage bewegen. Was natürlich Käse ist, auch wenn die ein oder andere Idee in Sachen Melodie recht ungeniert bei Rivers Cuomo entliehen wurde. Man höre nur "Ich will nicht mehr schimpfen müssen, Baby". Von den traurigen Resten von WIZO ist "Kaugummiautomat" aber meilenweit entfernt. Weil das hier vor Spiel- und Wortwitz nur so strotzt. Weil diese Songs mit einer lange nicht mehr gehörten Verve daher kommen. Und obwohl man zugeben muss, dass diese spaßige Mir-doch-egal-Attitüde vielleicht nicht unbedingt für eine lange Halbwertszeit garantiert: Dieses Album macht einfach unverschämt viel Spaß. Dementsprechend nötigt "Der erste heiße Tag im Jahr" nicht nur Thees Uhlmann im BR-Montagsdemo 9 von 10 Punkten ab, sondern hat auch sonst das Zeug zu einem Instant-Hit. Der an den Badeseen dieser Welt auch zu Beginn des nächsten Sommers wieder hervorgekramt werden wird. Jede Wette.
Da ignoriert man gerne auch die Nörgler, die dieses Album garantiert auf den Plan ruft. Die die kurze Spielzeit monieren. Und bei nur sieben Songs fragen, ob man "Kaugummiautomat" tatsächlich als vollwertiges Album zählen kann. Die aber spätestens wenn "Wir kommen rum" voll unwiderstehlicher Melodien die letzte Runde einleitet verstummen. Und wenn "Kleiner Gatsby" zu Beginn mit den simplen Worten "Sportstudenten saufen und brüllen" präzise ein viel zu oft bedientes Klischee formuliert und auch das restliche Material nicht wirklich abfällt, darf man sich durchaus freuen. Weil das vorhandene Material für seine kurze Spieldauer mehr als entschädigt. Und weil man bestimmt noch einiges von ihm hören wird: Auf das, was noch kommen mag, von Ibrahim Lässing. Schimpfen kann man anderweitig ja noch genug.
Highlights
- Der erste heiße Tag im Jahr
- Kleiner Gatsby
- Ich will nicht mehr so viel schimpfen müssen, Baby
Tracklist
- Der erste heiße Tag im Jahr
- Kleiner Gatsby
- Badeweiher
- Ich will nicht mehr so viel schimpfen müssen, Baby
- Ich glaube an den Rasenmähermann
- Studentenmädchen
- Wir kommen rum
Gesamtspielzeit: 17:37 min.
Referenzen
Weezer; Rivers Cuomo; The Rentals; Ozma; Ok Go; Motion City Soundtrack; Green Day; Everclear; Ben Kweller; Ted Leo And The Pharmacists; Surfer Blood; Best Coast; Real Estate; Wavves; Woods; Girls; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Rooney; Say Anything; Less Than Jake; Nerf Herder; Ash; Hot Hot Heat; The Presidents Of The United States Of America; Fountains Of Wayne; The Special Goodness; Nada Surf; Barenaked Ladies; The Shins; The Aquabats; Beck; Sugar Ray; Hellogoodbye; Matt & Kim; The Format; Bowling For Soup; Cobra Starship; Wheatus; Smash Mouth; The All-American Rejects; The New Pornographers; Coconut Records; Phantom Planet; Bad Astronaut; Rufio; Fall Out Boy; The Academy Is...; Los Campesinos!; Tokyo Police Club; Sugarcult; The Starting Line; Flight Of The Conchords; Reggie And The Full Effect; The Apples In Stereo; Piebald
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